Gespräch an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea

Kolumnist und Autor Martin Carl Mächler, hatte vor Kurzem Gelegenheit, die Grenzstation zwischen Nord- und Südkorea zu besuchen und ein Gespräch mit Major General Urs Gerber, Chef der fünfköpfigen Schweizer Delegation des NNSC (Neutral Nations Supervisory Commission) zu führen.



Major General Urs Gerber ist Chef der fünfköpfigen Schweizer Delegation des NNSC. (Neutral Nations Supervisory Commission). (Bild: martin c. mächler)
Major General Urs Gerber ist Chef der fünfköpfigen Schweizer Delegation des NNSC. (Neutral Nations Supervisory Commission). (Bild: martin c. mächler)

Martin Carl Mächler: Was hat Sie dazu bewogen, für die NNSC zu arbeiten?

MjG Urs Gerber: Ich bin bereits in meiner früheren Tätigkeit im VBS mit der NNSC konfrontiert worden. Ich habe das Dossier innerhalb des VBS betreut und auch gegenüber dem federführenden EDA vertreten. Damit bin ich etwas in die Materie eingedrungen, ohne wirklich an einen effektiven Einsatz zu denken. Erst ein sehr guter Freund von mir, der sich damals für den Posten als Botschafter in Seoul interessiert hat, hat mich auf die Idee gebracht. Von da an ging es dann ziemlich schnell.

Martin Carl Mächler: Der Tag in der DMZ sowie Ihre Ausführungen haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Sie sind aber täglich mit der doch sehr schwierigen Situation Nord-Südkorea konfrontiert. Wie gehen Sie persönlich damit um?

MjG Urs Gerber:
Der erste Eindruck in Panmunjom war auch für mich speziell. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, zumal ein professionelles Herangehen dabei hilft. Die Herausforderung besteht darin, dass man nicht nachlässig wird und sich nicht der durchaus vorhandenen Risiken bewusst ist. In meinen über vier Jahren Einsatz habe ich mich persönlich aber noch nie bedroht gefühlt, auch wenn man bei erhöhter Spannung etwas genauer und besser hinhört resp. hinsieht.

Martin Carl Mächler: In Ihrem Briefing erwähnten Sie, dass die Einsätze der NNSC in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Wie ist das zu bewerten?

MjG Urs Gerber: Dies ist primär auf zwei Gründe zurückzuführen:
Erstens haben die Waffenstillstandsverletzungen seit den schweren Zwischenfällen von 2010 (Versenken der «Cheonan», nordkoreanischer Artilleriebeschuss der Insel Yeongpyeong) auf der Südseite eher zugenommen, was zu einer viel dichteren Überprüfung durch die Waffenstillstandskommission geführt hat, die die NNSC bekanntlich in ihren Operationen beobachtet.
Zweitens zeigt das auch auf, dass die Arbeit der NNSC geschätzt und als notwendig erachtet wird.

Martin Carl Mächler: Glauben Sie persönlich, dass eine Annäherung der beiden Länder wieder möglich wird?

MjG Urs Gerber: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch wenn derzeit das Verhältnis der beiden Korea auf einem Tiefpunkt ist, ist eine Annäherung nicht nur möglich, sondern wird fast sicher stattfinden. Das Problem ist dann, wie tiefgreifend die Annäherung sein wird und wie lange sie anhalten wird. Leider muss man weiterhin damit rechnen, dass eine wirkliche und tiefgreifende Annäherung noch eine Weile auf sich warten lässt. Der Wille dazu scheint derzeit auf beiden Seiten nach den anhaltenden Spannungen und Provokationen kaum erkennbar.

Ausserhalb des offiziellen Gesprächs erzählte mir Urs Gerber, dass die Lage im Augenblick sehr angespannt sei. Auch wisse man nicht was für Waffen Nordkorea tatsächlich zur Verfügung hat. Mit alten Waffen und Munition sei aber Seoul sehr leicht zu erreichen. Und das kann auch sehr schmerzhaft sein. Angst habe er keine. Aber viel Respekt vor seiner Aufgabe und der jetzigen Situation.

Im Namen der glarus24-Leser bedanke ich mich sehr herzlich für diesen speziellen Tag und wünsche Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg bei Ihrer Mission.