Gesundheitswesen: Zukunft ist digital

Mit Datenschutz im Gesundheitswesen und dem elektronischen Patientendossier standen am Montagabend zwei spannende Themen auf dem Programm des zweiten Symposiums «Ambulante medizinische Grundversorgung» der Gemeinde Glarus.



Gemeindevizepräsidentin Andrea Fäs-Trummer informierte über die geplante Informationsplattform auf der Homepage der Gemeinde Glarus. (Bilder: mb.) Adrian Schmid stellte das elektronische Patientendossier vor. Christian Greuter referierte über datenschutzkonforme Kommunikation im Gesundheitswesen. Das Symposium im Gemeindehaussaal Riedern war gut besucht. Networking war beim abschliessenden Apéro angesagt.
Gemeindevizepräsidentin Andrea Fäs-Trummer informierte über die geplante Informationsplattform auf der Homepage der Gemeinde Glarus. (Bilder: mb.) Adrian Schmid stellte das elektronische Patientendossier vor. Christian Greuter referierte über datenschutzkonforme Kommunikation im Gesundheitswesen. Das Symposium im Gemeindehaussaal Riedern war gut besucht. Networking war beim abschliessenden Apéro angesagt.

Die digitale Welt hat unseren Alltag gründlich verändert. Mit dem geplanten elektronischen Patientendossier erreicht sie nun auch das Gesundheitswesen: Jede Person in der Schweiz soll in Zukunft die Möglichkeit bekommen, ihre medizinischen Daten über dieses Dossier medizinischen Fachpersonen zugänglich zu machen. Die Daten stehen so jederzeit und überall zur Verfügung. Damit sollen medizinische Behandlungen besser, sicherer und effizienter werden.

National- und Ständerat haben dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) am 19. Juni dieses Jahres überaus deutlich zugestimmt, die Inkraftsetzung ist für 2017 geplant. Spitäler sind verpflichtet, nach einer Übergangsfrist von drei Jahren am System teilzunehmen, Pflegeheime nach fünf Jahren. Für alle Behandelnden im ambulanten Bereich sowie Patientinnen und Patienten bleibt die Teilnahme freiwillig.

Infos zur richtigen Zeit am richtigen Ort


Das elektronische Patientendossier war denn auch ein Diskussionspunkt am 2. Symposium zum Thema «Ambulante medizinische Grundversorgung» der Gemeinde Glarus. Knapp 50 Personen hatten sich am Montagabend im Gemeindehaussaal Riedern eingefunden, darunter Gesundheitsdirektor und Landesstatthalter Rolf Widmer.

Adrian Schmid, Leiter der Geschäftsstelle von «eHealth Suisse», präsentierte die digitale Zukunft des Gesundheitswesens. «eHealth heisst Information, Kommunikation und Integration», sagte er: «Meine Gesundheitsinfos zur richtigen Zeit am richtigen Ort.» Denn die meisten Fehler in der Medizin passierten heute wegen Problemen in der Kommunikation – wichtige Informationen seien unvollständig oder kämen zu spät ans Ziel.

Wichtiger Bestandteil von «eHealth» sei das elektronische Patientendossier. Aber: «Es ist nur lückenlos wirklich sinnvoll.» Die Patienten stehen dabei im Zentrum: Sie können entscheiden, ob sie ein Dossier wollen oder nicht und müssen auch die Zugriffsrechte erteilen.

Als eventuelle Hürden bei der komplexen dezentralen Umsetzung («föderale Vernetzung unter nationalem Dach») nannte der Referent die Rolle der Kantone, die Zusammenarbeit, IT bei den Behandelnden sowie die Finanzierung. Der Kanton Glarus sei jedoch in einer privilegierten Situation angesichts der überschaubaren Verhältnisse.

Mögliches strategisches Ziel eines Kantons sei es, «sicherzustellen, dass in unserem Kanton mindestens eine Gemeinschaft entsteht, der sich unsere Bevölkerung und alle Gesundheitsfachpersonen anschliessen können». Für den Aufbau von solchen Gemeinschaften – nicht aber für deren Betrieb – gibt es Bundesgelder, wenn sich die Kantone oder Dritte in mindestens gleicher Höhe beteiligen. Dabei stehen maximal 30 Millionen Franken von der Eidgenossenschaft zur Verfügung.

Das Fazit von Adrian Schmid: «Das elektronische Patientendossier liefert den Behandelnden ein einheitliches Instrument der Kommunikation, ermöglicht und unterstützt eine zeitgemässe interdisziplinäre und koordinierte Versorgung, ermöglicht den aktiven Einbezug der Patientinnen und Patienten und bleibt in der Umsetzung eine grosse Herausforderung.»

Sichere Kommunikation


Zuvor hatte Christian Greuter, CEO der Health Info Net AG, Winterthur, über datenschutzkonforme Kommunikation im Gesundheitswesen referiert. «Datenschutz ist viel mehr als nur Vertraulichkeit», sagte der Referent: «Auch Verfügbarkeit und Integrität sind Bestandteile.» Gegenläufige Trends seien das mobile Arbeiten, der Zugriff von eigenen, nicht kontrollierbaren Geräten auf sensible Daten sowie die Art der Vernetzung von Menschen, zum Beispiel via Clouds.

Ein immer grösser werdender Schwachpunkt seien mit Schadsoftware infizierte Computer (in der Schweiz rund 30 Prozent, in Indien bis zu 70 Prozent!). Generell gelte, dass die Massnahmen nur so wirksam seien wie das schwächste Glied in der Kette, sprich der Mensch. Die Hoffnung heisse «digitale Selbstbestimmung», die beim Einzelnen anfange: «Awareness zuerst», betonte der Referent. Man müsse sich der sensiblen Daten bewusst sein.

Infoplattform auf Gemeinde-Homepage


Andrea Fäs-Trummer, Vizepräsidentin der Gemeinde Glarus und Ressortvorsteherin Gesellschaft und Gesundheit, hatte in ihren Begrüssungsworten auf die am 1. Symposium vom Mai dieses Jahres gewünschte Vernetzung hingewiesen: Die Gemeinde stellt eine Informationsplattform auf der Homepage zur Verfügung, wo alle medizinischen Dienstleistungen aufgeführt werden können.

Die Symposien sind im Rahmen der Entwicklung des Generationenleitbildes 2015 der Gemeinde Glarus entstanden und richten sich an die verschiedenen Berufsgruppen aus ambulanter Pflege, Therapie und Medizin. Sie dienen der Vermittlung von Informationen, aber auch dem Networking. Dieses wurde beim abschliessenden Apéro in Riedern noch ausgiebig gepflegt.