Gewählt ist …!

Eigentlich wollte ich in meinen Kolumnen und Berichten nie politisch werden. Es gibt ja genügend Spezialisten und Experten, die etwas von der Sache verstehen. Was soll ich da noch mitreden?! Aber irgendwie kitzelt es mich jedes Mal – besonders bei Wahlen.



Gewählt ist …!

Und die Bundesratswahl macht da keine Ausnahme. Was wurde da schon vor Monaten diskutiert, spekuliert, gegrübelt, erwägt, wer nun für wen und warum. Parteien gingen verbal aufeinander los. Immer wieder hörte man das Wort «Konkordanz». Das kommt aus dem lateinischen und heisst «übereinstimmen». Was heisst das eigentlich?

Als Konkordanzdemokratie wird ein Typus der Volksherrschaft bezeichnet, der darauf abzielt, eine möglichst grosse Zahl von Akteuren (Parteien, Verbände, Minderheiten, gesellschaftliche Gruppen) in den politischen Prozess einzubeziehen und Entscheidungen durch Herbeiführung eines Konsenses zu treffen. Demzufolge spielt die Mehrheitsregel als Entscheidungsmechanismus keine zentrale Rolle im politischen System. Das Gegenmodell zur Konkordanzdemokratie wird als Konkurrenzdemokratie oder Mehrheitsdemokratie bezeichnet. Der Begriff Konkordanzdemokratie, der alltagssprachlich vor allem in der Schweiz Verwendung findet, wurde Ende der 1960er-Jahre als sozialwissenschaftlicher Fachbegriff vor allem von Gerhard Lehmbruch im Deutschen und Arend Lijphart im Englischen («consociational democracy») fruchtbar gemacht. Quelle Wikipedia.

Wenn ich das richtig verstehe, soll eine möglichst grosse Zahl von Menschen verschiedener politischen Gesinnungen gemeinsam einen Konsens finden. Und wenn man dieser Erklärung glauben darf, kommt es nicht darauf an, möglichst viele Menschen einer einzigen oder besonders grossen bestimmten politischen Gesinnung in den Entscheidungsprozess einzubinden. Mein demokratisches Verständnis war bisher immer, dass ich als Schweizer wählen darf, wen ich will und nicht wen ich muss oder sollte.

Ich kann die Aufregung und zum Teil harschen Worte der Unterlegenen nicht verstehen. Das ist doch gelebte Demokratie. Und sind wir doch stolz, dass in unserem Land dies noch möglich ist. Mein Leben hat mich schon in viele verschiedene Länder gebracht. Doch nirgends stiess ich auf so ein faires politisches System wie in der Schweiz.

Auch ich war schon enttäuscht, wenn das Wahl- oder Stimmresultat nicht meinen Wünschen entsprach. Doch ich akzeptiere es. Das ist demokratisch. Für mich ist das Wort «Konkordanz» in den letzten Jahren ein Unwort geworden. Konkordanz heisst nicht Mehrheitsregel. Konkordanz heisst, dass wir mit anderen reden sollten und gemeinsam eine gute Lösung finden.

Das wünsche ich auch den gewählten Bundesräten. Sie sollen unser schönes Land in eine gute und solide Zukunft führen, sodass wir auch im Ausland auf die Schweiz stolz sein können.