Gibt es in der Schweiz jetzt kein Sommermärchen?

Mit der unglücklichen Niederlage gegen die Türkei ist die Schweizer Fussballnati ausgeschieden. Heisst das jetzt auch das aus für das Fussballfest in der Schweiz.



Noch könnnen die Schweizer Fans jubeln
Noch könnnen die Schweizer Fans jubeln

Aus der Traum! Nach der zweiten Niederlage stand schon am letzten Mittwoch fest: Der neue Europameister heisst sicher nicht Schweiz. Dafür steht sie als einer der tragischen Helden an diesem Turnier fest. Am Eröffnungsspiel die Tschechen an die Wand gespielt und schliesslich wegen eines Fehlers verloren. Die Wasserschlacht in Basel gewonnen, in der Nachspielzeit doch noch das 2:1 kassiert. Die Schweizer spielten über lange Strecken mehr als nur mit, doch das Momentum war gegen sie.

Was hat man sich im Vorfeld nicht alles von dieser Europameisterschaft versprochen? Der Titel war das angestrebte Ziel, beim Team und in der Bevölkerung. Nach der sensationellen WM in Deutschland schien dies auch irgendwie möglich. Doch schon in der Vorbereitungsphase häuften sich die schlechten Vorzeichen und die negativen Nachrichten. Ein sehr schwaches Spiel gegen Deutschland, die Pfiffe gegen Streller und dessen Rücktrittsankündigung, die Verletzung von Barnetta und der Vorfall mit Köbi‘s Ehefrau machten die Vorbereitung sicher nicht einfacher. Und dann im Eröffnungsspiel der Hammer. Der Rekordtorschütze, Alex Frei, verletzt sich bei einem ungeahndeten Foul schon in der ersten Halbzeit. Die ihres Kapitäns beraubte Mannschaft kämpfte weiter mit viel Courage jedoch ohne Glück. Ohne Frei und mit den beiden angeschlagenen Streller und Barnetta konnte auch gegen die Türken kein Sieg eingefahren werden. Die Schweiz braucht ihre Topspieler im Topzustand, um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein. Vor zwei Jahren war dies der Fall, jetzt im eigenen Land leider nicht.

Wie weiter mit der Nati?

Aber auch dann wäre schon das Weiterkommen ein Erfolg. Die Gegner waren alle stark, auf dem Papier deutlich besser als die Schweiz. Portugal wurde an der letzten Weltmeisterschaft Vierter, an der Euro 04 sogar Zweiter. Tschechien kam am gleichen Turnier ins Halbfinale und wurde in seiner Qualifikationsgruppe noch vor Deutschland erster. Das sind Mannschaften, die im Normalfall nicht in „unserer“ Reichweite sind.

Dass wir dennoch Siege erwarten, hat auch mit der Entwicklung der Nati unter Köbi Kuhn zu tun. Dreimal nacheinander brachte er die Schweizer an ein grosses Tournier, bisher einmalig für die Schweiz. Er hat in seiner Amtszeit kontinuierlich mit jungen Spielern ein Team aufgebaut, welches den Anschluss an die europäische Spitze geschafft hat. Ob er auch der richtige Mann für den weiteren Schritt gewesen wäre, ist nur noch spekulativ. Er übergibt Ottmar Hitzfeld eine funktionierende, eingespielte Mannschaft. Vielleicht ist der Titelsammler aus Deutschland der richtige Mann, um die Schweizer noch weiter zu bringen. Erfahrung als Sieger hat er mit Dortmund und Bayern München zur Genüge gesammelt.

War‘s das mit dem Fussballfest?

Die Frage, die momentan wichtiger ist: Wie geht es mit der EURO 08 ohne die Schweiz weiter. In den Stadien aber auch an den Fanmeilen haben die Schweizer gezeigt, dass sie Stimmung machen können. Nun müssen sie sich halt eine neue Mannschaft aussuchen. Generell keine neue Erfahrung. Auch vor zwei Jahren wurden die Siege Deutschlands, Italiens oder Frankreichs ausgiebig bejubelt. Die Angst vor dem Ende des Fussballfestes in der Schweiz scheint unbegründet. Es stehen noch genügend attraktive Mannschaften zur Auswahl. Und bei hoffentlich schönerem Wetter und brisanten Spielen kann die Europarty neu gestartet, die Fussballtrikots und die Fanartikel müssen nicht eingemottet werden.