Glarner-Bündner wechselt Standort

Kostengründe waren ausschlaggebend, das die Molliser dazu bewog, den Kantonalschwingertag nach Näfels zu verlegen. Im Hintergrund arbeitet der Eidgenössische Schwingerverband an einem Konzept «Geisterschwingfeste».



Bild: Archiv Glarner-Bündner 2005 im Klöntal/Vorauen. Auf solche Zuschaueransammlungen an einem Glarner-Bündner kann man sich vorderhand nicht einstellen (Bild: j.heer)
Bild: Archiv Glarner-Bündner 2005 im Klöntal/Vorauen. Auf solche Zuschaueransammlungen an einem Glarner-Bündner kann man sich vorderhand nicht einstellen (Bild: j.heer)

«Schwingen zu 100 Prozent ja», diese Devise gab der Eidgenössische Schwingerverband mit Obmann Markus Lauener aus (Bönigen BE) im Herbst des vergangenen Jahres mit Blick ins 2021 heraus. Das Jahr 2020 geht als eines der dunkelsten in der Geschichte des Eidgenössischen Schwingerverbandes ein. Just in jenem Jahr, wo der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) seinen 125. Geburtstag feiern wollte. Doch das Jubiläumsschwingfest in Appenzell fiel wie auch die Jubiläumsfeier, im November in Colombier angesetzt, ins Wasser. Nach sechs Hallenwettkämpfen im Januar und Februar erfolgte im März der erste Lockdown und im Verlaufe des Sommers der komplette Saisonabbruch. Mit Ausnahme eines Jungschwingertages in Ebnat/Kappel und diversen klubinternen kleinen Saisonausklangwettkämpfen fanden in der Folge 2020 keine Schwingfeste mehr statt. Kein einziges Kranzfest konnte abgehalten werden. Die meisten wurden um ein Jahr geschoben, in der Hoffnung, dass 2021 alles besser wird.

Vorbereitungsphase verkürzt

Ferner wurde beschlossen, dass Schwingfeste bereits nach einer vierwöchigen Aufbaupause der Athleten wieder möglich sind. Diese wurde von der Technischen Kommission und des Aktivenrates festgelegt. Ursprünglich waren es sechs Wochen. Würden nach dem neuerlichen Lockdown Ende Februar die Verbote gelockert, könnten die Aktiven im Optimalfall Anfang April wieder Ernstkämpfe bestreiten. Dass es aber gerade mit Kontaktsportarten mit Lockerungen so schnell geht, steht auf wackligen Beinen. Veranstaltern von Schwingfesten planen bereits, wie man die Schwingfeste in dieser Saison durchführt. Es ist davon auszugehen, dass keine Hallenwettkämpfe stattfinden. Die Frühjahrsfeste im April und die ersten Kranzfeste kommen ebenfalls in Zugzwang. Der Start in die Kranzfestsaison wäre am 25. April mit dem Bern-Jurassischen in Corgémont vorgesehen. Mit dem Zürcher Kantonalen Schwingerverband hat bereits ein erster Verband auf die sehr kurze Vorbereitungszeit und die derzeit unsichere Planungsphase reagiert. Ihr Kantonalfest in Stäfa wurde vom 9. Mai auf den 8. August verschoben. Dies dürfte nicht der letzte Fall von Verschiebungen oder Absagen sein.

Online-Übertragungen wahrscheinlich

Zusammen mit Swiss Olympic und der Arbeitsgruppe Kampfsportarten wurde ein Konzept erarbeitet, wie Trainings und Wettkämpfe wieder möglich sind. Unter der Leitung des Technischen Leiters ESV Stefan Strebel wurde ein Rahmenschutzkonzept erstellt für die Durchführung von Schwingfesten ab 2021. Darin enthalten sind die Vorzeichen, dass die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auch 2021 alle Lebensbereiche betreffen wird, einkalkuliert. Das oberste Gebot lautet, dass 2021 wieder Schwingfeste stattfinden und zwar für Jung-Nachwuchs und Aktivschwinger. An dieser Strategie wird zumindest derzeit noch immer festgehalten. Die Frage ist, in welcher Form wird geschwungen? Immer mehr sickert durch, dass Schwingfeste entweder als Geisteranlässe (ohne Zuschauer) oder mit maximal 1000 Besuchern durchgeführt werden. Keine oder wenig Zuschauer brachte die Verantwortlichen auf den Plan, die Wettkämpfe im Fernsehen oder per Stream zu übertragen. Während Eidgenössische Anlässe, Bergkranz- sowie Teilverbandsfeste über SRF abgedeckt sind, machte man sich an die Arbeit betreffend Übertragung der übrigen Schwingfeste. Dabei wurde der Ball betreffend Erarbeitung vom ESV an die Teilverbände weitergespielt.

Teure Schutzkonzepte

An einer Sitzung vom 6. Januar waren Rolf Lussi (Präsident NOSV), alle Kantonalpräsidenten, alle Medienverantwortlichen und als Gäste die OK-Präsidenten des diesjährigen Kantonalschwingfests in einen Austausch betreffend Übertragung von Schwingfesten eingeladen. Es galt eine Entscheidungsgrundlage der Schwingfest-OKs einzuholen. Mit Live-Übertragungen kann der Schwingsport trotz Corona den Fans angeboten werden. Ziel im NOS-Verband ist es, einheitlich über denselben Anbieter ein Konzept zu erstellen, damit die Übertragung der sieben Kantonalen im NOS-Verband sichergestellt ist. Optimal wäre, würden alle Kranz- und Gauverbandsfeste in allen fünf Teilverbänden über denselben Anbieter abgewickelt. Als Vorläufer soll an einem Frühjahrsschwinget im April ein Testlauf stattfinden. Gleiches planen auch die anderen Teilverbände. Die immer schwieriger werdende Organisation von Anlässen ruft diverse Meinungen hervor. Kernproblem ist, dass Schutzkonzepte den Veranstaltern viel Mehraufwand bringen. Begrenzte oder gar keine Zuschauer im Gegenzug deutlich weniger Einnahmen. Im Kanton Bern liebäugelt man aus diesen Gründen damit, sämtliche sechs Gauverbandsfeste an einem Ort durchzuführen.

Organisieren ausserhalb des eigenen Dorfes

Im Anschluss an die Sitzung vom 6. Januar stellte Jürg Rohr, OK-Präsident vom Kantonalschwingfest 2021 in Mollis, dem OK die Grundsatzfrage zur Durchführung des Schwingfests vom 24. Mai. Drei Varianten kamen infrage. Variante 1: am bisherigen Standort (Flugplatz Mollis) festhalten. Variante 2: Ausweichen auf den Standort, wo an Auffahrt der kantonale Nachwuchsschwingertag stattfindet, Sportplatz Burg in Näfels, oder Variante 3: Ausweiche nach Kaltbrunn, wo der St. Galler Ehrentag steigt. Beim bisherigen Standort eine Arena zu erbauen mit den entsprechenden Abständen und Vorschriften für maximal 1000 Besucher (wovon zahlreiche Gratiseintritt geniessen), ist gewinnbringend unmöglich. In Näfels und Kaltbrunn könnte man mit einem anderen Organisator zusammenarbeiten. All diese Voraussetzungen haben das OK Mollis dazu bewogen, das Fest ausserhalb ihres eigenen Dorfes in Näfels durchzuführen. Das heisst, Molliser führen am Pfingstmontag in Näfels ein Schwingfest durch. Dies hat die Abstimmung innerhalb des OKs ergeben. Statt auf dem Flugplatz Mollis wird der Glarner-Bündner Schwingertag 2021 in der Burg in Näfels abgehalten. Auf diesem Platz führt der Schwingklub Niederurnen zehn Tage zuvor den Kantonalen Nachwuchsschwingertag durch. Dabei gibt es zurzeit zwei mögliche Varianten einer Durchführung. Ein Schwingfest gänzlich ohne Zuschauer, oder ein Fest mit maximal 1000 Zuschauern. Noch ist vieles unklar im Hinblick auf die bevorstehende Saison im Kurzholz, doch mit entsprechender Aufgleisung von Online-Übertragungen kann sich der Schwingerfreund, wenn er auch nicht in die Arena darf, zumindest in der Stube oder auf dem Balkon auf rassige Zweikämpfe freuen.