Glarner Jungfreisinnige lehnen Stimmrechtsalter 16 ab

Die Glarner Jungfreisinnigen sind gegen die Einführung des Stimmrechtsalters 16. Den entsprechenden Memorialsantrag lehnt die grösste Glarner Jungpartei ab.



Gegen ein Stimmrecht ab 16: Die Jungfreisinigen (Bildmontage: jhuber)
Gegen ein Stimmrecht ab 16: Die Jungfreisinigen (Bildmontage: jhuber)

Nach Ansicht der Jungfreisinnigen gehören zu den politischen Rechten auch stets Pflichten. Diese können 16-Jährige im rechtlichen Sinne noch gar nicht wahrnehmen. Wer an Abstimmungen und Wahlen teilnimmt, hat aber die Verantwortung für seine Entscheidungen zu tragen. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die politische und die zivilrechtliche Mündigkeit auseinander klaffen sollen. Wer im Zivilleben noch keine rechtsgültigen Entscheide von grosser Tragweite treffen kann, soll auch nicht über wichtige Abstimmungsvorlagen entscheiden können. Das Stimmrechtsalter setzt deshalb eine minimale Lebenserfahrung voraus, die Teenager aufgrund ihres jungen Alters noch gar nicht mitbringen können.

Extreme Positionen schaden der Demokratie

Im Alter von 16 Jahren - mitten in der Sturm- und Drang-Phase - vertreten die Jugendlichen oft extreme Positionen, deren Konsequenzen sie sich noch nicht bewusst sind und der direkten Demokratie möglicherweise sogar schaden könnten. Mit dem Beginn der Lehre oder der Mittelschule sammeln die Jugendlichen neue Erfahrungen und erweitern ihren Horizont. Die Jungfreisinnigen sind überzeugt, dass junge Erwachsene mit 18 Jahren dank neuen Erfahrungen in Schule und Beruf anders denken, als nur zwei Jahre davor. Ausserdem ist bei unmündigen Personen der Einfluss durch Eltern, Lehrpersonen und andere Erwachsene deutlich grösser, als nach dem Eintritt ins Erwachsenenleben.

Kaum ein Bedürfnis vorhanden

Die Jungfreisinnigen begrüssen jede Massnahme, die das Interesse der Jugendlichen an der Politik fördert und anerkennen deshalb den guten Willen der Antragssteller des Memorialsantrags. Schliesslich verstehen die Jungfreisinnigen es als eine ihrer Hauptaufgaben, junge Glarnerinnen und Glarner an die Politik heranzuführen. Das Stimmrechtsalter 16 erachten die Jungfreisinnigen aber als falschen Ansatz dazu. Den Jugendlichen würde damit keinen Gefallen getan. Wahl- und Abstimmungsstatistiken zeigen, dass selbst die 18 bis 22-Jährigen sehr selten an die Urne gehen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen bei den 16- und 17-Jährigen noch niedriger wären. Auch Umfragen bei den Glarner Jugendlichen lassen klar erkennen, dass die Direktbetroffenen kaum Interesse am Stimmrechtsalter 16 haben. Weshalb also etwas ändern, wenn dafür selbst bei den Betroffenen kein Bedürfnis besteht? Der Kanton Glarus hat in den nächsten Monaten und Jahren weitaus bedeutendere Herausforderungen zu bewältigen. Das Stimmrechtsalter 16 löst die Probleme in unserem Kanton nicht.

Der Jugend eine echte Stimme geben

Das Interesse an der Politik muss nach Ansicht der Jungfreisinnigen mit sinnvolleren Massnahmen geweckt werden. Zu diesem Zweck fordern die Glarner Jungfreisinnigen eine Aufwertung des Staatskundeunterrichts. Dieser wird heute an den Schulen sehr stiefmütterlich behandelt und soll künftig ein grösseres Gewicht in den Lehrplänen erhalten. Ergänzend prüfen die Jungfreisinnigen die Durchführung einer Glarner Jugendsession oder einer Jugend-Landsgemeinde. So könnten die Jugendlichen unter Gleichaltrigen offen diskutieren und ihre Meinungen in einem deutlich ungezwungenerem Rahmen als an einer Gemeindeversammlung oder der Landsgemeinde einbringen. Die Jungfreisinnigen sind überzeugt, dass den noch unmündigen Jugendlichen damit eine viel stärkere Stimme für ihre Anliegen gegeben werden könnte, als mit der Senkung des Stimmrechtsalters. Auch die Jungparteien selbst bieten mit ihren Versammlungen eine sinnvolle Plattform für politisch interessierte Jugendliche, die den Einstieg in die Politik suchen und finden wollen. Wer sich heute mit 16 Jahren politisch engagieren will, hat auch ohne Stimm- und Wahlrecht schon heute entsprechende Möglichkeiten.