Glarner Kantonalbank mit Vernissage – die nicht stattfand

Noch in der ersten Märzhälfte hätte sie stattfinden sollen – die Vernissage zur Ausstellung am Hauptsitz der Glarner Kantonalbank mit dem Schaffen von Ernst Morgenthaler, Kurt Mühlbauer, Lisa Eikrann und Sandro Steger. Alles war gewohnt sorgsam aufgegleist und angekündigt; samt Begrüssung durch Stefan Görauch, Filialgruppenleiter Glarus, sowie Einführung und Moderation in Gesprächen mit den Kunstschaffenden durch Kaspar Marti, Präsident des Glarner Kunstvereins.



tefan Görauch bei der letztjährigen Vernissage (Archivbild)
tefan Görauch bei der letztjährigen Vernissage (Archivbild)

Die Einladungen waren versandt, viele freuten sich aufs erfahrungsgemäss inhaltsstarke Begegnen – bis es zur Absage kam. Das sattsam bekannte und so viel Unsicherheit und Angst verbreitende Coronavirus hatte zum jähen Ende geführt. Nun ist die sehenswerte Ausstellung im OG des Hauptsitzes in Glarus – sie dauert bis zum 11. September – auf unspektakulär stille Art eröffnet worden. Wer Zeit hat, kann sich zu den ordentlichen Bürozeiten mit den zahlreichen Bildern in aller Ruhe auseinandersetzen. Der Besuch ist dann eingeschränkt, wenn einer der Besprechungsräume besetzt ist.

Bewusst steht zeitgenössisches Schaffen neben Neuzeitlichem, es ergeben sich wechselvolle Begegnungen zwischen sanften Farben, Verspieltem, Fremdem, markanten Konturen und Gliederungen, Hinwendungen zu Ungewohntem, Packendem – in reichhaltiger, durchaus attraktiver Art.

Am Anfang steht das Gestalten von Ernst Morgenthaler (1887 – 1962). Er war Maler und Grafiker. Im erlernten Beruf als Kaufmann hielt er es nicht lange aus, für ihn war das in keiner Weise erfüllend. Er wollte eine Änderung, konnte sich während geraumer Zeit nicht zwischen Musik und bildender Kunst entscheiden. Er wählte die Malerei und besuchte den Unterricht bei Eduard Stiefel in Zürich und wenig später bei Fritz Burger in Berlin. Cuno Amiet und Paul Klee waren ihn prägende Persönlichkeiten. Sein Bekanntheitsgrad wuchs. Es kam ab 1920 zu einer Vielzahl von Ausstellungen. Er lebte und arbeitete am Thunersee, später in Wollishofen und Küsnacht. Unter anderem weilte er mit seiner Familie in der Nähe von Paris und Sardinien. Mehrere Reisen führten ihn nach Nordafrika. Morgenthaler wusste sich mit Malerkollegen, Musikern und Schriftstellern (Hermann Hesse, Robert Walser) bestens vernetzt. Zu seinem reichen Schaffen gehören Ölbilder, Aquarelle, Wandmalereien und einige Schriften. Diese Vielseitigkeit ist in ihrer Art ungemein reichhaltig.

Kurt Mühlbauer, 1924 in Wald geboren, lebte ab 1958 in Niederurnen. Dort war er auch beruflich tätig. Über vier Jahre hinweg besuchte er ab 1940 die Fachklasse Grafik an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Er hielt sich dann unter anderem in Florenz, Siena und Paris auf. Es waren seine Lehr- und Wanderjahre. Schliesslich wurde er bei der Eternit AG als Grafiker angestellt und blieb dort bis 1991 tätig. Er konnte seine Leidenschaften wunschgerecht ausleben. Seine Vielseitigkeit lernte man unter anderem anlässlich einer Ausstellung in der Galerie «Gartenflügel» in Ziegelbrücke kennen. Licht und Farbe prägen sein Schaffen.

Die Künstlerin und Performance Entwicklerin Lisa Eikrann, 1983 in Norwegen geboren, lebt und arbeitet in Ennenda.Sie studierte Bühnenbildnerin an der Kunsthochschule Oslo und an der Zürcher Hochschule der Künste. Stark interessiert ist sie am Zusammentreffen von Mensch und Architektur. Sie arbeitet und gestaltet mit diesen Elementen, die enge Bezüge zum Körper der Tanzenden, Schauspieler und Zuschauer offenbaren.

Sandro Steger, 1984 geboren, lebt und arbeitet in Ennenda. Er ist Metall-Handwerker und Künstler. Seine Ausbildung führte in an die Kunsthochschule Oslo und an die Zürcher Hochschule der Künste. Er setzt sich spürbar intensiv mit Skulpturen im Stadtraum und architektonischen Eingriffen im Galerieraum auseinander, er verwebt, beobachtet, hinterfragt unsere alltägliche Umgebung, zeigt auf, wie sie uns beeinflusst und wie wir wahrnehmen.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit zwischen der Glarner Kantonalbank und dem Glarner Kunstverein. Ein interessantes, weitschichtiges Begegnen ist angeboten.