Man staunte nicht wenig, als heute früh in den verschiedenen regionalen Radiostationen zu erfahren war, dass die Glarner Kantonalbank die Absicht bekannt gab, die Mehrheit der Bank Linth zu übernehmen. Unter den „Erstaunten“ befanden sich auch die Verantwortlichen der Bank Linth, welche von dieser Nachricht ebenso überrascht wurden. Die GLKB lud aus diesem Grund und zur besseren Orientierung um 11.30 Uhr zu einer Medienkonferenz im Kongresszentrum Seedamm Plaza ein.
Die beste Kombination
Zu Beginn der Medienkonferenz orientierte Bernd Arpagaus, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Glarner Kantonalbank, die zahlreich erschienenen Vertreter von Presse und Fernsehen über die Gründe der geplanten Übernahme der Bank Linth durch die GLKB. Mit der angestrebten freundlichen Übernahme der Bank Linth beabsichtigt die Glarner Kantonalbank ihre Wachstumsstrategie umzusetzen. Gemeinsam mit der Bank Linth plant sie, zur führenden Bank für Private und KMU im Gebiet Glarnerland, oberer Zürichsee und dem Sarganserland zu werden. Beide Banken weisen ein ähnliches Geschäftsmodell und eine vergleichbare strategische Ausrichtung aus und ergänzen sich in geografischer Hinsicht ideal. Es sind auch kaum Überschneidungen vorhanden. Um sich im Markt zukünftig erfolgreich zu positionieren und von der Konkurrenz abgrenzen zu können ist eine minimale Grösse für qualitativ hochstehende Dienstleistungen an die anspruchsvolle Kundschaft notwendig. Das Angebot der GLKB stellt deshalb für die Bank Linth langfristig die einzig richtige Lösung dar. Mit dieser geplante Lösung würde eine Übernahme durch eine grosse oder ausländische Bank verunmöglicht.
Das Angebot
Das Angebot der GLKB an die Bank Linth sieht einen Preis von CHF 460.-- pro Namenaktie vor. Der Aktionär erhält CHF 330.-- in bar und die restlichen CHF 130.-- in Form eines neu auszugebenden Partizipationsscheines (PS). Nach Ansicht der GLKB wird den Aktionären damit ein sehr attraktives Angebot unterbreitet. Der PS-Inhaber kann dadurch vom Mehrwert und den Synergien des Zusammenschlusses voll partizipiert werden. An der Börse schoss die Linth-Aktie am Freitagmorgen allerdings bereits deutlich über den Gesamtangebotspreis von CHF 460.-- hinaus. Um 10.45 Uhr notierte das Papier bei CHF 480.--, 9.1 Prozent über dem Vortagesschluss. Zu erwähnen wäre noch, dass die Bank Linth keinen Aktionär hat, welcher mehr als 5 Prozent der Anteile hält. Dies wird sicher die Übernahmeabsichten der GLKB noch erschweren. Die offerierten CHF 460.-- pro Aktie entsprechen einem Kaufpreis von rund 370.5 Mio Franken. „Beide Banken sind einzeln heute zu klein, um den ständig neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.“ Dies die Erklärung von Altregierungsrat Willy Kamm, Vizepräsident des Bankrates der GLKB, zur geplanten Übernahme. Die Übernahmekommission, die eidgenössische Bankenkommission (EBK) sowie der Regierungsrat des Kantons Glarus sind über die geplanten Schritte informiert. Das Übernahmeangebot soll bis spätestens 15. Dezember 2006 veröffentlicht werden und für die Dauer von 20 Börsentage gelten.
Beide Banken im Vergleich
Die Bank Linth ist mit einer Bilanzsumme von 3.685 Mrd. Franken per Ende 2005 nach eigenen Angaben die grösste Regionalbank der Ostschweiz. Mit Ihren 233 Beschäftigten in 22 Geschäftsstellen erwirtschaftete sie im vergangenen Jahr einen Gewinn von 18.1 Mio. Franken. Sie ist damit etwas grösser als die sie übernehmende Glarner Kantonalbank mit rund 180 Mitarbeitern und acht Standorten im Kanton. Die Bilanzsumme der GLKB belief sich Ende 2005 auf 2.973 Mrd. Franken bei einem Reingewinn von 16.1 Mio Franken.
Die umworbene Bank, deren Verwaltungsrat erst am Freitag gleichzeitig mit der Öffentlichkeit über das konkrete Kaufangebot informiert worden war, gab in einer Medienmitteilung vom Freitagabend bekannt, dass Sie in einem Zusammengehen der beiden Banken keinen "strategischen Fit" sehe.
In der anschliessenden Diskussion stand Bernt Arpagaus den zahlreichen, teilweise sehr kritischen Fragen ruhig und kompetent Rede und Antwort. Dabei wies er darauf hin, dass es das erklärte Ziel der GLKB sei, nach der Übernahme über mindestens zweidrittel der Aktien, wenn möglich aber noch mehr, zu verfügen. Man darf gespannt sein, wie sich diese geplante Übernahme in nächster Zeit entwickelt und zu welchem endgültigen Ergebnis führt.
