Glarner Kulturpreis 2015 Verleihung an Robert Jenny

Robert Jenny nahm den diesjährigen Glarner Kulturpreis aus den Händen von Regierungsrat Benjamin Mühlemann, zuständig für Kultur und Bildung im Kulturraum des Kunsthauses Glarus in Empfang, einer Stätte, die zum Geehrten so vortrefflich passt.

Robert Jenny ist mit seiner Gattin Ruth gar vielen als Förderer und Vermittler der Kulturvielfalt, als liebenswürdiger und verständnisvoller Gastgeber, als grosszügiger Donator und Initiant der Stiftung Gartenflügel in Ziegelbrücke bekannt.

 



Glarner Kulturpreis 2015 Verleihung an Robert Jenny

Zu seinem Wirken sprachen Benjamin Mühlemann und Professor Peter Jenny. Robert Jenny dankte, sorgsam abwägend und mit einfühlendem Erzählen. Musikalisch setzten der Saxofonist Jürg Wickihalder und Martin Zimmermann am Cembalo – letztes Jahr mit dem Preis der Stiftung Gartenflügel ausgezeichnet – spannende Akzente. Festlichkeit, viele herzliche und anerkennende Worte, dank, hochkarätige Musik und sorgsam arrangiertes kulinarisches Verwöhnen gehörten zu diesem stark beachteten Anlass.

Die Vielfalt der Kultur ist Teil der Öffentlichkeit. Begegnen, Schaffen, Auseinandersetzen, Konfrontation, Ausgestalten, Hinhören, Betrachten, aktives Mittun, Konsumieren, Diskutieren, Lektüre – alles führt zur Gesamtheit eines unabdingbaren Teils unseres Alltags.

Kultur ist nie in all ihren Facetten erfassbar, begreifbar. Zu polarisierend sind die Aussagen.

Man trifft sich im Begegnen, im Gespräch. Kultur ist und bleibt Farbenreichtum, oft überbordend, dann wieder sittsam, gemässigt, harmonisch und willkommen, Erholung oder Ablehnung bescherend. Diesen Reichtum umfassend, in seiner Vollkommenheit zu erleben ist ein Ding der Unmöglichkeit, wird es auch bleiben.

Zu dieser Vielfalt äusserte sich zuerst Regierungsrat und oberster Kulturverantwortliche Benjamin Mühlemann.Es sei bekannt, dass Robert Jenny im Bezug auf Kulturpreise eine etwas ambivalente Haltung einnehme. Wäre er konsequent – so seine Kernaussage – müsste er den Preis eigentlich zurückgeben oder ihn zumindest weiterreichen. Darüber – so der Kulturminister – wolle man im Moment gar nicht erst diskutieren. Die Verleihung sei eine sinnvolle Tatsache und beinhalte die hohe Wertschätzung, die man gegenüber Robert Jenny und seiner Ehegattin Ruth ausdrücken wolle. Ohne Robert Jenny gäbe es so vieles nicht, was in unserem Kanton zu kulturell Bleibendem, Bedeutsamem über Jahrzehnte hinweg gewachsen ist. Die Musikwochen in Braunwald, der Gartenflügel in Ziegelbrücke, der weit mehr als eine Galerie ist, das Kunsthaus Glarus mit dem Güterschuppen der zum Kulturschuppen mutiert ist und anderes fanden summarisch Erwähnung. Robert Jenny ist und bleibt Förderer, Gastgeber, eine Persönlichkeit, die ganz verschiedenen Kulturschaffenden, seien es nun Literaten, Forscher, Maler, Fotografen oder anderen Eventbegeisterten Türen öffnet, Verweilen, Präsentieren und Auseinandersetzen anbietet.

Begrüssen konnte Benjamin Mühlemann mit den erfreulich zahlreichen Gästen auch die Gemeindepräsidenten, den Landratspräsidenten und die Kulturpreisträger des vergangenen Jahres, den Saxofonisten Jürg Wickihalder und Martin Zimmermann am Cembalo. Sie setzten vortreffliche Akzente, spielten gar brillant, keck, besinnlich, bezaubernd, ungemein virtuos.

Mühlemann zitierte eine Aussage des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer: «Die ganze Malerei, aber auch die Literatur und alles, was damit zusammenhängt, ist ja immer nur ein Herumgehen um etwas Unsagbares, um ein schwarzes Loch oder um einen Krater, dessen Zentrum man nicht betreten kann.» Damit wird die Vielfalt jeder Kulturform trefflich beschrieben. Begegnen mit Kultur ist ein bleibendes, persönliches Erleben und hebt sich – so Mühlemann weiterführend – vom politischen «Alltagskrimskrams» wohltuend ab. Kultur und Kulturpolitik sind Herausforderungen, sind Teil eines Lebenswerks, wie es bei Robert Jenny der Fall ist. Erwähnt wurden die vor 20 Jahren gegründete Stiftung Gartenflügel, die Verleihung von Stipendien, Veranstaltungs- und Werkbeiträgen, das Fördern des kulturellen Austauschs und damit das Mittragen von Studienmöglichkeiten ausländischer Studenten. Robert Jenny wirkte im Glarner Kunstverein und engagierte sich damit nachhaltig fürs Kunsthaus Glarus. Die Vielfalt dieses Schaffens setzte Mühlemann mit der Strahlkraft eines Leuchtturms gleich.

Professor Peter Jenny äusserte sich in seiner Laudatio ehrend, mit herzlichem Humor, profunden Kenntnissen was Robert und Ruth Jenny, deren Zusammentreffen und Wirken betraf und liebenswürdiger Anteilnahme. Vor 60 Jahren seien sie sich erstmals begegnet. Robert Jenny habe damals als Aushilfslehrkraft an der Sek in Glarus gewirkt.

In dieser Zeit lernten sich die späteren Eheleute, Ruth und Robert Jenny, sie Tochter des damaligen Rektors an der Kanti Glarus, kennen. Robert Jennys beruflicher Weg führte ins Ausland, in viele Konfliktgebiete wie Nepal, Algerien, Laos, Vietnam, Jordanien oder Israel. Robert Jenny war Verantwortlicher vieler Hilfsprogramme, unter anderem des IKRK, forderte zum Einhalten der Menschenrechte auf, pilotierte Delegierte durch die Lüfte. Für Swisscontact, eine privatwirtschaftliche Entwicklungsorganisation, war er über 24 Jahre hinweg im Einsatz.

Peter Jenny zeigte auf, was dieses Unterwegssein für Robert Jenny inhaltlich bedeutete, mit welch immensem Helfen das stets verbunden war. Im Jahre 1994 wandte er sich Neuem, die Internationalität weiterhin wahrend, zu. Die Galerie Gartenflügel wurde eröffnet. Aber es war keine gewinnorientierte Unternehmung, es ergab sich eine Plattform, die Begegnungsstätte für verschiedenste Kulturformen war und geblieben ist, Internationalität lebt. Der Gartenflügel stehe so vielen offen, gestatte das Auseinandersetzen mit Unterschiedlichstem. Robert Jennys Credo erfuhr über zwölf Jahre hinweg mit der Zugehörigkeit zum Vorstand des Glarner Kunstvereins eine Fortsetzung, die Peter Jenny gar liebevoll und kenntnisreich ausdeutschte, sich auch zum «Hüscht und Hott» der Ämter äusserte – mit Bezug auf den Betrieb im Güterschuppen, einem Geschenk des Geehrten ans Kunsthaus. Die Musikwochen in Braunwald mit Robert Jenny als Gastgeber, Gesprächspartner und Initiator fanden gebührend, umfassend Erwähnung. Peter Jenny äusserte seine Anerkennung und Freude in herzlicher Art.

Robert Jenny, Preisträger, dankte herzlich. Er merkte an, dass der Güterschuppen nicht einfach Geschenk, sondern auch Verpflichtung sei, dass der Kunstverein mitgetragen habe. Das Land Glarus sei ihm, dem nunmehr nach Weesen Ausgewanderten, gar lieb geworden. So bleibe es auch. Das Preisgeld werde er für die Stiftung Gartenflügel und ein Förderungsprogramm für Kleinunternehmer in Nepal einsetzen. Robert Jenny dankte Freunden, Kunstschaffenden, Weggefährten und ganz speziell seiner Ruth, die so viel mithelfe, einfühlend und nachhaltig willkommen mittrage. Die erhaltene Ehrbezeugung teile er mit vielen, seien sie nun Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Musiker, Profis oder Laien. Er mahnte, auch den kleinen Perlen ganz fest Sorge zu tragen, lokales Kulturgut zu unterstützen, im Grossen und Kleinen mitzutragen, aufmerksam zu bleiben. Kultur hat für Robert Jenny so viel zum Inhalt. Dieser Begriff wird nicht immer verstanden. Fehldeutungen haben sich schon oft ergeben. Er ist überzeugt, dass das Gemeinwesen in die Kultur investieren müsse. Kultur bewege nachhaltig.