Glarner Schachspieler setzen sich im Spitzenkampf durch

Die NLB-Mannschaft des Schachklubs Glarus befindet sich im Höhenflug. Nach dem 5:3-Heimsieg gegen den Tabellenleader Tribschen Luzern übernehmen die Glarner selbst den Spitzenplatz in der NLB-Ostgruppe. Das macht Lust auf mehr!



FM Ufuk Tuncer am ersten Brett für den Schachklub Glarus. (Bild: Martin Dürst)
FM Ufuk Tuncer am ersten Brett für den Schachklub Glarus. (Bild: Martin Dürst)

Die Glarner Premiere hätte nicht besser laufen können. Erstmals wurde ein Schachwettkampf aus Glarus live auf der weltweiten Schachplattform lichess.org übertragen. Und die Gastgeber zeigten im Heimspiel gegen Tribschen gleich eine Kostprobe, wie neuerdings im Glarnerland Schach gespielt wird. Beide Teams traten mit ihren besten Spielern und das bedeutete, dass die Mannschaften sehr ausgeglichen besetzt waren. Beste Voraussetzung für einen spannenden Wettkampf! Die grössten stärkenmässigen Differenzen waren an den beiden Spitzenbrettern zu verzeichnen. Tribschen setzte Davide Arcuti, ihren besten Spieler, mit den weissen Steinen an das Brett 2, um dort einen Sieg zu landen. Doch die Glarner hatten dies so antizipiert und waren bereit. 

Figurenopfer, Fehlgriff und taktische Finten

Doch zuerst ging am Brett 8 die Post ab. Philipp Lins wagte früh ein Figurenopfer, was zu einer komplizierten Stellung führte. Prompt griff sein Gegner fehl und gab die Partie nach gut zwei Stunden auf. Die schnelle Glarner Führung (ja, im Schach gelten zwei Stunden Spielzeit als schnell) motivierte wohl Markus Räber als ehemaligen Tribschen-Spieler besonderes. Er doppelte kurz darauf am Brett 5 nach und erhöhte die Glarner Führung auf 2:0. Aufgrund des beruhigenden Vorsprungs akzeptierte Dmitry Atlas am Brett 3 ein Remisangebot seines Gegners trotz einer leicht besseren Stellung. Dieses mannschaftstaktische Verhalten sollte sich bezahlt machen. Denn Syang Zhou gelang es am Brett 2 gegen den Schweizer Nationalspieler Arcuti, ein Remis durch ewiges Schach zu erzwingen. Dies war bereits sein zweites Remis in einem Spitzenkampf gegen einen Internationalen Meister in dieser Saison.

Dramatische Entscheidung am Brett sieben

Mit diesem 3:1-Vorsprung im Rücken spielte Ufuk Tuncer am Spitzenbrett seinen Gegner immer mehr an die Wand und konnte sehenswert die Partie zur 4:1-Führung für Glarus verwerten. Jetzt fehlte nur noch ein Unentschieden für den angestrebten Mannschaftserfolg. Doch so schnell ging es nicht. Laszlo Horvath musste sich gegen seinen stärker eingestuften Gegner geschlagen geben, womit die Luzerner auf 4:2 verkürzen konnten. Dann wurde es bei Guido Neuberger am 7. Brett dramatisch. Er war mit seinem Gegner in eine komplizierte Stellung geraten, die vor allem den Luzerner zu langem Nachdenken zwang. Schliesslich überschritt dieser die erlaubte Bedenkzeit, was den sofortigen Partieverlust und den Mannschaftssieg für Glarus bedeutete. Die Niederlage von Niko Pogan am Brett 4 war dann aus Sicht von Tribschen nur noch Resultatkosmetik.

Ein grosses Ziel taucht auf

Mit diesem Sieg geht Glarus 1 mit einem knappen Vorsprung als Leader vor den ehemaligen NLA-Teams von Nimzowitsch Zürich und Bodan Kreuzlingen in das finale Doppelrundenwochenende am 30. September und 1. Oktober. Alle drei Teams haben gleich viele Mannschaftspunkte. Dank der besseren Einzelpunktewertung haben es die Glarner aber in den eigenen Händen bzw. Gedanken, den Gruppensieg in der NLB-Ostgruppe und damit verbunden den Aufstieg in die NLA in der 100-Jahr-Jubiläumssaison zu schaffen. Das Saisonfinale verspricht Hochspannung.

Glarus 1–Tribschen 1                                                                                                 5:3

FM Ufuk Tuncer (2370)      -                 FM Kevin Cremer (2289)                      1:0
Syang Zhou (2260)                -                 IM Davide Arcuti (2395)                      remis
FM Dmitry Atlas (2237)      -                 FM Jürgen Strauss (2257)                   remis
FM Niko Pogan (2246)        -                 Lukas Schwander (2241)                      0:1
Markus Räber (2250)          -                 Lubomir Kovac (2227)                          1:0
Laszlo Horvath (2191)         -                 Daniel Lustenberger (2231)                0:1
Guido Neuberger (2197)    -                 Nicolas Küng (2102)                               1:0
Philipp Lins (2140)                -                 Olaf Nazarenus (2100)                          1:0 

Rangliste NLB-Ostgruppe nach 7 Runden:

1. Glarus 1                                11 / 36,0
2. Nimzowischt 1                   11 / 32,0
3. Bodan 1                                11 / 31,5
4. Tribschen 1                         10 / 32,5
5. Winterthur 1                        7 / 29,5
6. Wettswil 1                            6 / 28,0
7. Olten 1                                   6 / 26,5
8. Uzwil 1                                   4 / 25,5
9. Gligoric 1                               4 / 22,0
10. Lenzburg 1                          0 / 16,5