Für einmal waren es nicht die Mitglieder des Landrates, die sich zu Beratungen zusammengefunden hatten. Kaspar Zimmermann begrüsste Gäste aus den Reihen der Pro Senectute und Vereinsmitglieder gleichermassen herzlich. Mindestens einmal pro Vereinsjahr – so der Präsident – wolle man sich mit gesundheitspolitischen Fragen befassen. Mit seiner schriftlichen Teilnahme an der Vernehmlassung hatte der Vorstand auf spezifische Anliegen klar hingewiesen. Erwähnt wurden unter anderem: Erhalt und Stärkung der Lebensqualität von Senioren, möglichst später Heimeintritt, Vernetzung der verschiedenen Betreuungsangebote, Fördern des betreuten Wohnens, Ausbau von Pflegestrukturen in den eigenen vier Wänden, Unterstützung der verantwortlichen Gemeinden durch den Kanton.
Regierungsrat Dr. Rolf Widmer und Direktionssekretärin Daniela de la Cruz wiesen auf das knapp gefasste, lediglich 27 A4-Seiten umfassende Leitbild hin. Es sei keine wissenschaftliche, in hochtrabendem Deutsch verfasste Untersuchung. Es sei auch kein «Rezeptbuch» mit pfannenfertigen Vorschlägen und verbindlichen Perspektiven. Für die Umsetzung sind vier Legislaturperioden, damit ein Zeitraum bis 2030 vorgesehen. Operative Details fehlen. Mit dem Leitbild sollen Politiker und Gesellschaft sensibilisiert werden und entsprechende Diskussionen auslösen. Als Beispiel nannte Rolf Widmer die Folgen der angenommenen Masseneinwanderungsinitiative und die Vielzahl der am Kantonsspital tätigen, aus verschiedenen Ländern stammenden Fachkräfte.
Blick in die Zukunft
Bis 2030 wird sich die Altersstruktur markant ändern. Der Anteil an über 50-Jährigen wird von gegenwärtig 18 auf 26% steigen, das Segment der Berufstätigen ab 20. Altersjahr sinkt von 61 auf 54%. Nur geringfügige Änderungen zeichnen sich bei jenen ab, die bis 20 Jahre alt sind.
Deutlich ansteigen wird die Nachfrage im Bereich der Hausarztmedizin. Ein Leistungsvergleich zeigt, dass Hospitalisationen von 13,3 (Jahr 2006) auf 15,5 Millionen Tage (Jahr 2020), die Zahl der Heimbewohner von 82 000 auf 116 500 und die Spitex-Klienten von 268 000 auf 327 000 ansteigen wird. Im Bereich des Pflegepersonals rechnet man für den gleichen Zeitraum mit einer Zunahme von 195 000 auf 243 000. Steigen wird der Bettenbedarf für die Alterssegmente ab ungefähr 85 Jahren. Unabänderlich ist der gesteigerte Bedarf an ausgebildetem Personal für Pflege und Betreuung, Therapie, medizinisch-technische Berufe und andere Bereiche.
Leitsätze
Orientieren will man sich an insgesamt sieben Leitsätzen. Sie betreffen den Erhalt der nahen und bedarfsgerechten Grundversorgung, die Stärkung der Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung, Prävention und Gesundheitsförderung, Versorgung Chronischkranker, Stärkung der ambulanten Versorgung, Gesundheitspersonal, unternehmerische Perspektiven und Eigenverantwortung der Betroffenen. Die einzelnen Leitsätze sind relativ knapp ausformuliert. Es ist beispielsweise festgelegt, dass maximal 90% der Leistungen für akute und chronische gesundheitliche Probleme im Kanton erbracht werden sollen. Die Zusammenarbeit unter den Leistungserbringern muss dringend und nicht bloss auf Kantonsebene optimiert werden. Risikogruppen sind möglichst frühzeitig zu erfassen. Betreffend Kosten-Nutzen-Verhältnis sind geeignete Massnahmen zu prüfen und umzusetzen. Die Gesundheitsversorgung von Betagten wird herausfordernder. Der Anteil an chronischen Erkrankten wird ansteigen. Die ambulante Versorgung im privaten Umfeld muss erhöht werden. Die berufliche Ausbildung muss in allen Bereichen gefördert und finanziell unterstützt werden.
Diskussion und Ausblick
Voten betrafen das steigende Durchschnittsalter, Dienste der Pro Senectute, Bürokratische Hürden bei der Entschädigung von Hilfen im Haus, Freiwilligkeit, Beizug professioneller Hilfen, vermeidbare Überreglementierung, Heimplätze, Zuständigkeit der Gemeinden im Bereich der Altersheime und anderes.
Kaspar Zimmermann wies auf die Veranstaltung vom 15. April mit einem Referat des Architekten Dr. Kurt Rhyner aus Glarus zum Thema «Wiederaufbau und Entwicklung in Katastrophengebieten», Seniorenferien und Wanderungen hin.
Zeugenaufruf - Vergewaltigung auf dem Linthdamm in Näfels





