Glarner Sozialhilfequote auf Tiefstand

2023 haben 1,5 Prozent der Glarnerinnen und Glarner Sozialhilfe bezogen. Die kantonale Sozialhilfequote ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gesunken und liegt damit auf dem tiefsten Stand der letzten 15 Jahre. Sie liegt erneut deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt von 2,9 Prozent (Stand 2022). Dies zeigen die neusten Zahlen der Schweizerischen Sozialhilfestatistik, die jährlich vom Bundesamt für Statistik publiziert werden.



Die Sozialhilfequote ist im Kanton Glarus erneut gesunken • (Grafik: iStock)
Die Sozialhilfequote ist im Kanton Glarus erneut gesunken • (Grafik: iStock)

Im Jahr 2023 haben im Kanton Glarus 638 Personen Sozialhilfe bezogen. Das sind 34 Personen weniger als im Vorjahr. Damit fällt die Sozialhilfequote zwischen 2022 und 2023 von 1,6 auf 1,5 Prozent. Die Quote sinkt damit zum vierten Mal in Folge und erreicht ein neues Langzeittief. Sie liegt deutlich unter dem langjährigen kantonalen Durchschnitt von 1,9 Prozent, sowie unter dem schweizerischen Schnitt von 2,9 Prozent (Stand 2022). Die tiefe Sozialhilfequote weist auf eine gute wirtschaftliche Lage mit einer erhöhten Arbeitsnachfrage hin.

Sozialhilfequote nach Gemeinden

In Glarus Süd ist ein leichter Rückgang der Sozialhilfequote von 2,0 auf 1,9 zu verzeichnen. In Glarus steigt die Quote von 1,7 auf 1,8. Die beiden Gemeinden haben somit 2023 anteilsmässig fast gleich viele Sozialhilfebeziehende gemessen an ihrer Bevölkerung. In Glarus Nord ist die Quote mit 1,3 Prozent deutlich tiefer.

Risikogruppen bleiben dieselben wie in den vergangenen Jahren

Die Bevölkerungsgruppen, welche gemessen an ihrem Anteil an der Glarner Bevölkerung besonders häufig Sozialhilfe beziehen, bleiben auch im Jahr 2023 unverändert: Geschiedene, Ausländerinnen und Ausländer, sowie Personen, die nur über einen obligatorischen Schulabschluss verfügen. In der Alterskategorie der Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahre beträgt die Sozialhilfequote 2,4 Prozent. Damit haben sie von allen Alterskategorien das höchste Sozialhilferisiko.

Einelternfamilien

Auf Ebene der Haushalte sind Einelternfamilien (mit einer erwachsenen Person im Haushalt) mit Abstand am häufigsten auf Sozialhilfe angewiesen. 2023 ist jedoch ein markanter Rückgang des Sozialhilfebezugs festzustellen. 2022 haben 19,6 Prozent aller Einelternfamilien in Glarus Sozialhilfe bezogen, 2023 sind es noch 13,1 Prozent. Eine mögliche Erklärung dafür ist das Inkrafttreten des Kinderbetreuungsgesetzes am 1. Januar 2023. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konnte gestärkt werden, ebenso der Sozialtarif und dieser wird neu stufenlos bemessen. Zudem unterstützt die Hauptabteilung Soziales Familien mit Leistungen aus einem Fonds für einkommensschwache Familien. Damit können zusätzliche Auslagen für die Kinder, die im Familienbudget keinen Platz finden, übernommen werden. Eine Ablösung von der Sozialhilfe kann so möglich werden.

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Langfristige Tendenzen von 2010 bis 2023

Entwicklung der Sozialhilfequote

Die Sozialhilfequote bewegte sich in den Jahren 2010–2022 zwischen 1,6 und 2,1 Prozent. Im Jahr 2023 liegt sie bei 1,5 Prozent und erreicht damit den tiefsten Stand der letzten 15 Jahren.

Entwicklung der Sozialhilfequote nach Nationalität

Die Sozialhilfequote der Schweizerinnen und Schweizerin bewegte sich in den letzten dreizehn Jahren zwischen 1,0 und 1,6 Prozent. 2023 liegt sie bei 1,0 Prozent. Jene der Ausländerinnen und Ausländer schwankt seit 2011 zwischen 3,8 Prozent und 3,1 Prozent. 2023 sind 3,1 Prozent der ausländischen Kantonsbevölkerung auf Sozialhilfe angewiesen. 2010 war dieser Anteil mit 4,4 Prozent deutlich höher.

Im Jahr 2023 wurden 6 Übertritte von Personen aus dem Asylbereich in die reguläre Sozialhilfe gezählt. Der Anteil an Personen mit Asylhintergrund in der Sozialhilfe beträgt im Jahr 2023 18,5 Prozent

Entwicklung der Erwerbssituation von Personen in der Sozialhilfe

Der Anteil von Nichterwerbspersonen unter den Sozialhilfebeziehenden – also Personen, die nicht arbeiten, aber auch nicht aktiv auf Stellensuche sind – sank zwischen 2010 und 2016. Seit 2016 schwankt dieser Anteil zwischen 35,2 und 42 Prozent. 2023 machen die Nichterwerbspersonen 42 Prozent aus.
Der Anteil an Erwerbslosen – also Personen, die nach einer Stelle suchen und allenfalls auch beim RAV gemeldet sind – nahm seit 2010 kontinuierlich zu. 2016 erreicht diese Personengruppe einen Höchststand von 36,8 Prozent. Seither nahm der Anteil der Erwerbslosen wieder ab und liegt 2023 bei 23,7 Prozent.
Der Anteil von Sozialhilfebeziehenden, die einer Arbeit nachgehen, nimmt von 2015 (25,3%) bis 2021 (40,4%) zu und seither wieder ab. 2023 liegt der Anteil bei 34,3 Prozent. Bei ihnen reicht ihr Arbeitseinkommen nicht zur Sicherung des Lebensunterhalts aus.

Entwicklung der Dossierstruktur der Privathaushalte

Die Ein-Personen-Dossiers bilden auch 2023 die weitaus grösste Gruppe in der Sozialhilfe. Seit 2011 liegt der Anteil dieser Personen relativ stabil bei 70 Prozent. Der Anteil an Paaren mit Kindern nimmt tendenziell ab. 2010 lag er bei 10,7 Prozent, 2023 liegt er bei 6,7 Prozent. Die Einelternfamilien in der Sozialhilfe schwanken zwischen 14,6 und 20,5 Prozent. Aktuell liegt der Anteil bei 16,8 Prozent. Der Anteil an Paaren ohne Kinder schwankte seit 2010 zwischen 5,7 und 3,3 Prozent. 2023 liegt er bei 4,0 Prozent.

Entwicklung der Altersstruktur

Die seit jeher grösste Altersgruppe, welche in der Sozialhilfe vertreten ist, sind Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre mit einem Anteil von 26,5 Prozent im Jahr 2023. Der Anteil an 18- bis 25-Jährigen liegt seit 2015 relativ konstant um 10 Prozent. 2023 beziehen 10,7 Prozent dieser Alterskategorie Sozialhilfe. Der Anteil der 26- bis 35-Jährigen bewegte sich seit 2010 zwischen 14,4 und 18,3 Prozent. 2023 liegt er bei 16,5 Prozent. Der Anteil der 36- bis 45-Jährigen schwankt in den letzten dreizehn Jahren zwischen 13,9 und 17,4 Prozent. Der Anteil an 46- bis 55-Jährigen nimmt zwischen 2012 (16%) und 2016 (20,1%) konstant zu und fällt in den Jahren danach. 2023 liegt der Anteil bei 13,6 Prozent. Der Anteil der 56- bis 64-Jährigen bewegt sich in den letzten dreizehn Jahren zwischen 10,1 und 14,6 Prozent und derjenige der über 65-Jährigen zwischen 0 und 2,8 Prozent.

Alimentenbevorschussung

Die Bezugsquote der Alimentenbevorschussung (ALBV) sinkt von 2010 bis 2018 insgesamt von 1,13 auf 0,39 Prozent. 2019 und 2020 stieg die Quote wieder auf 0,51 Prozent. Seit 2021 sinkt der Wert erneut und liegt 2023 bei 0,40 Prozent.

Die Schweizerische Sozialhilfestatistik (SHS) ist eine jährliche Datenerhebung, die vom Bundesamt für Statistik durchgeführt wird. Ziel der Statistik ist es, den Bestand und die Struktur der Bezügerinnen und Bezüger von wirtschaftlicher Sozialhilfe sowie von vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen in der Schweiz zu erfassen. Im Kanton Glarus liefern die Sozialen Dienste die Daten zu allen unterstützten Personen.