Glarnerland macht Wortreich – Vorlesewettbewerb

Der Weg auf die kleine Bühne in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung Wortreich ist für die Finalistinnen und Finalisten stets mit einigem Aufwand, mit verständlicher Nervosität und einigem Zeitaufwand verbunden. Zum fünfzehnten Mal, so Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Buchhandlung, sei der schweizweit einzige Wettbewerb dieser Art nunmehr angeboten. Sie zeigte auf, welche Kriterien Gültigkeit hätten, und was verlangt werde. Unlängst fanden sich die drei Finalistinnen Johanna Bortoluzzi aus Matt (Glarus Süd); Suma Kühne aus Glarus und Kalina Kostadinovic aus Bilten (Glarus Nord) im Hauptort ein, um eine ihnen bekannte Passage aus einem Buch und einen unvorbereiteten, am Anlass direkt ausgehändigten Text, vorzutragen.



Auch diese Jahr ein grosser Erfolg der Final im Vorlesewettbewerb in der Kulturbuchhandlung Wortreich (Bilder: peter meier)
Auch diese Jahr ein grosser Erfolg der Final im Vorlesewettbewerb in der Kulturbuchhandlung Wortreich (Bilder: peter meier)

Bewertet wurde das von der aus Käthi Rhyner-Freitag, Dodo Brunner und Martin Beglinger bestehenden Jury, in Anwesenheit von Eltern, Geschwistern, Delegierten der politischen Gemeinden, Klassenkameraden und weiteren Gästen.

Bei diesem Wettbewerb, in Deutschland kennt man das seit Jahrzehnten flächendeckend, geht es nicht ums Erreichen einer Spitzenrangierung. Alle erhalten die gleichen Preise (Buch, DVD, Büchergutschein), denen stets eine Anerkennung der jeweiligen politischen Gemeinde angefügt ist. Die Urkunde wird dem oder der Erstplatzierten vom Sieger des Vorjahres überreicht. Es war diesmal Sache von Hanna Baumgartner aus Elm, der Erstplatzierten, Suma Kühne, die Urkunde zu überreichen.

Begrüsst wurde eine muntere, gut gelaunte Schar mit Thomas Kistler, Gemeindepräsident in Glarus Nord und Hans Peter Spälti, Gemeinderat Glarus Mitte und vielen, die schon in den Vorjahren dabei gewesen waren. Mit diesem Wettbewerb geht es ums Heranführen an Lesenswertes, an die Gesamtheit der Sprache und das Auseinandersetzen mit Texten. Lesetechnik, Textgestaltung, Stimmführung und Kontakt zu Zuhörenden im Rahmen der Vorausscheidungen in den interessierten fünften Primarklassen unseres Kantons und die ersten Begegnungen mit der Jury, deren Mitglieder sich in Sprachlichem natürlich bestens auskennen. Es geht somit ums Bewältigen der Vorausscheidungen, bevor man sich im «grossen Finale» zusammenfindet.
Und da braucht es doch eine gehörige Portion Mut und Geschick, um sich beinahe spielerisch mit wirklich Forderndem zu befassen und alles möglichst pannenfrei vorzutragen. Es sei gerne angemerkt, dass die drei Finalistinnen mit viel Geschick und spürbarer Sicherheit ihren Part meisterten.

Eine gewisse Zeitspanne wurde ihnen durch die veranstaltende Buchhandlung gewährt. Alle erhielten das von Cécile Aubry verfasste Buch «Belle und Sebastian» frühzeitig genug, um sich einlesen, und damit vorbereiten zu können. Im Verlaufe dieses Geschehens begegnet der Waisenjunge Sébastien auf einem seiner Streifzüge durch die Gebirgswelt einem grossen weissen Hund. Er nennt ihn Belle und ist fest entschlossen, das Tier vor den Dorfbewohnern zu schützen. Die glauben nämlich, der Hund sei enorm gefährlich. So beginnt ein bewegendes Abenteuer. Es wütet ein Schneesturm in den französischen Alpen. Zwei Zollbeamte sind unterwegs. Sie finden eine völlig entkräftete, hochschwangere Frau. Sie stirbt nach der Geburt. Der alte César nimmt den Jungen bei sich auf. Er nennt ihn Sébastien und zieht ihn mit seinen beiden Enkelkindern gross. Ein berührendes Leben nimmt seinen Lauf.

Die zweite «Leserunde» betraf einen Pressetext, in dem es um die Kommunikation in den Schulen, damit um einen Quantensprung, ging. Eltern, Lehrkräfte, Schulpflichtige und beigezogene Fachkräfte kommunizieren neuerdings per App. Das funktioniert per Laptop und Smartphone. Hilfreich ist das auch für Beteiligte, die sich in der deutschen Sprache nicht so gut auskennen.

Auch dieser Text wurde bravourös gemeistert, nachdem – wir bereits zuvor – die Reihenfolge durch Sarah Küng ausgelost worden war. Dann zog sich die Jury zurück und beriet sich sehr lang, was doch aufzeigte, wie gewissenhaft und sorgfältig dieses Abwägen und Entscheiden erfolgten. Es sei nicht einfach gewesen, so der Kommentar der Jurymitglieder.

Mit grossem Applaus wurden alle bedacht. Sie hatten enorm sorgsam und kenntnisreich vorgelesen. Noch blieb ein wenig Zeit zum Verweilen, für einen kleinen Rundgang durch die Buchhandlung und einen Gedankenaustausch, bevor es Zeit für den Heimweg wurde.