Glarus kehrt in die 1. Liga zurück

Es ist vollbracht! Nach 23 Jahren in der 2. und 3. Liga steigt die erste Mannschaft des Schachklubs Glarus wieder in die 1. Liga auf. Im Aufstiegsspiel setzte sich Glarus gegen Chessflyers Kloten auswärts mit 5:1 durch.



Peter Fuchs setzte mit seinem Figurenopfer dem Match das Sahnehäubchen auf. (Bild: Daniel Jenny)
Peter Fuchs setzte mit seinem Figurenopfer dem Match das Sahnehäubchen auf. (Bild: Daniel Jenny)

Kann es einen idealeren Ort geben, ein Aufstiegsspiel zu spielen als die Flughafenstadt Kloten? Umgeben vom Abheben und Landen, vom Durchstarten und Grounding, wimmelt es geradezu von nur allzu naheliegenden Metaphern für den Aufstieg in höhere Sphären. Mahnend könnte man den Zeigefinger erheben und an die dünne Luft in den oberen Regionen erinnern und vor einem Absturz warnen. Aber lassen wir die Spielchen und wenden uns dem Spiel zu, das auch Sport sein kann und immer Kunst sein will.

Eine sportliche Affiche war es auf jeden Fall, ging es doch um ein handfestes Duell auf den sechs Brettern. Kloten oder Glarus, eine der beiden Mannschaften würde am Abend mit breit grinsenden Gesichtern zusammenhocken und sich bestätigen, dass man alles richtig gemacht hat, während am anderen Tisch die Sätze mit «Jä nu» beginnen.

Glarus legt vor ...


Definitiv Kunst war dann die Art und Weise, mit der Martin Dürst seinen bedauernswerten Gegner zusammenschob. Dürsts weisse Figuren brachen in die schwarzen Reihen ein wie Obelix in Cäsars Armee. Mit vergleichbar verheerender Wirkung: Nach nicht einmal zwei Stunden gab der Klotener auf. Fast gleichzeitig legte Jan Selinga nach. Der erst 14-jährige Nachwuchsspieler blockte zuerst eine exotische Eröffnung cool ab und nutzte später eine Unachtsamkeit des Gegners aufmerksam aus. Schon 2:0. Danach brauchte es Geduld. Alle vier noch laufenden Partien waren hart umkämpft. Fast zwei weitere Stunden lang wurde gehirnt und getrickst, laviert und Pläne geschmiedet, bis der Sauerstoffgehalt im Spielsaal auf einem erstaunlichen Niveau angekommen war. Ob es damit zusammenhängt, dass Olga Kurapowas Dame die gegnerischen Figuren plötzlich vor sich hertreiben konnte? Jedenfalls hatte Kurapowa mit unbedingtem Siegeswillen wieder einmal ihren Kontrahenten untergebuttert. 3:0, jetzt fehlte nur noch ein halber Punkt.

... und vollendet souverän


Kloten stand unter Druck und musste das Risiko erhöhen. Martin Jenny, zwischenzeitlich unter Druck geraten, nutzte die Gelegenheit und reorganisierte seine Reihen, sodass der Klotener wie an einer Wand auflief. Jenny erzwang so den aufstiegssichernden halben Punkt zum 3,5:0,5. Auch Oswald Bürgi spielte ein sicheres Remis heraus. Zum Abschluss gab es dann nochmals Kunst. Peter Fuchs hatte sich seinen gerissensten Spielzug ausgerechnet für die Zeitnotphase aufgespart. Als beide Spieler unter grossem Zeitdruck standen, opferte Fuchs eine Figur, zerlegte damit aber den Königsflügel des Kloteners, was bald darauf zum 5:1 für Glarus führte. Auch wenn der hohe Sieg das auf vielen Brettern lange ausgeglichene Geschehen nicht ganz widerspiegelt, für Glarus ist der Aufstieg der Lohn für eine erneut sehr gut verlaufene Saison. Das Niveau in der 1. Liga ist freilich höher und es wird einer ganzen Serie von Glanzleistungen bedürfen, um sich mit dem starken, aber sehr schmalen Glarner Kader halten zu können. Daher gilt es, den Moment des Aufstiegs und das Abenteuer 1. Liga zu geniessen. Glarus ist, man verzeihe das unumgängliche Wortspiel, ready for take-off.