Glarus löste den Kurfürsten ab

Straßenumbenennung als Anerkennung und Würdigung der Städtefreundschaft zwischen Glarus und Wiesbaden-Biebrich



ie Gemeindepräsidentin von Glarus
ie Gemeindepräsidentin von Glarus

Navigationsgeräte erfreuen sich überall wachsender Beliebtheit. Doch seit dem 29. September sind weltweit alle Navigationsgeräte, die Kartenmaterial von Deutschland enthalten, nicht mehr aktuell: An diesem Tag wurde durch die Gemeindepräsidentin von Glarus, Andrea Trümpy, und den Oberbürgermeister der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, Dr. Helmut Müller, die frühere Kurfürstenstraße im Wiesbadener Stadtteil Biebrich in Glarusstraße umbenannt. Der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden hat damit einem Wunsch des Ortsbeirates Biebrich entsprochen. Mit dieser Namensgebung erfährt die seit Mitte der 1960er Jahren zwischen Bewohnern aus Glarus und Biebrich bestehende und vor 17 Jahren offiziell beurkundete Städtefreundschaft eine zusätzliche Anerkennung und Würdigung.

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde das erste neue Straßenschild von Gemeindepräsidentin Trümpy und Oberbürgermeister Dr. Müller gemeinsam enthüllt. Unter den zahlreichen Gästen, die diese Zeremonie beobachteten und die von der Singgemeinschaft Biebrich musikalisch umrahmt wurde, waren auch die Mitglieder beider Parlamente – des Gemeinderates Glarus und des Ortsbeirates Biebrich – vertreten. Am Vorabend der Straßenumbenennung waren beide Gremien zu einer gemeinsamen Sitzung im Bootshaus des Wiesbadener Kanu Vereins zusammengekommen. Beide Parlamente fassten dabei jeweils den einstimmigen Beschluss, alles Notwendige zu tun, um die bisherige Städtefreundschaft zu einer offiziellen Städtepartnerschaft zu entwickeln und damit weiter aufzuwerten.

Bereits 1988 wurde auf Glarner Seite vom damaligen Gemeindepräsidenten Dr. Heinrich Aebli eine entsprechende Bitte an den damaligen Wiesbadener Oberbürgermeister Achim Exner herangetragen. Der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden lehnte dies damals jedoch mit Hinweis auf die bereits seit 1953 bestehende Städtefreundschaft zum schweizerischen Montreux ab. Der nun eingeleitete neue Vorstoß scheint unter günstigeren Zeichen zu stehen. Sowohl Wiesbadens Stadtverordnetenvorsteherin Angelika Thiels, wie auch der neue Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller räumten dem neuen Vorhaben gute Chancen ein. Beide zeigten sich von den zahlreichen gegenseitigen Kontakten und Besuchen, die meist nicht zwischen offiziellen Vertretern beider Gemeinden sondern in erster Linie durch Biebricher und Glarner Bürgern gepflegt werden, zu tiefst beeindruckt.

Biebrichs Ortsvorsteher Wolfgang Gores liegt die Aufwertung der Städtefreundschaft besonders am Herzen: „Im Gegensatz zu vielen anderen Städtepartnerschaften wird zwischen Biebrich und Glarus im wahrsten Sinne des Wortes ‚eine Partnerschaft von unten nach oben‘ gepflegt. Damit grenzen wir uns deutlich von anderen Städtepartnerschaften ab. Die große Zahl gegenseitiger, grenzüberschreitender Besuche trägt beispielhaft zur Völkerverständigung bei und setzt Maßstäbe.“

Die Glarner Gemeindepräsidentin Andrea Trümpy dankte mit bewegter Stimme im Namen der Glarner Bürger für die Straßenumbenennung im Zeichen der
Freundschaft: „Eine Straßenumbenennung ist etwas ganz Seltenes. Erst recht, wenn den Glarnern wie hier in Biebrich die Ehre zu Teil wird, einen Kurfürsten abzulösen.“

Die frühere Kurfürstenstraße, die nun Glarusstraße heißt, ist nach den Worten des Wiesbadener Oberbürgermeisters „eine Straße mit Zukunft“. Momentan ist sie noch nicht durchgängig erschlossen. Doch in wenigen Jahren wird sie eine entscheidende Rolle bei der Verkehrsentlastung des Biebricher Ortskerns bilden, da über sie künftig vor allem der gesamte Schwerlastverkehr des benachbarten Industrieparks Kalle-Albert abgewickelt werden soll.