Glarus Nord mitgestalten

Nach insgesamt drei Wahlgängen konnte in Bilten am 24. September der lang frei gebliebene Sitz im Gemeinderat wieder besetzt werden. Als Ersatz für Willi Knöpfel, der aufgrund von Interessenkonflikten seine Wahl nicht annehmen konnte, hat die Biltner Stimmbevölkerung nun mit Rita Nigg-Zimmermann die zweite Frau in den Gemeinderat gewählt.



Rita Nigg- Zimmermann startet heute voller Tatendrang in ihr Amt und möchte die neue Einheitsgemeinde Glarus Nord mit prägen. (Bild: nry)
Rita Nigg- Zimmermann startet heute voller Tatendrang in ihr Amt und möchte die neue Einheitsgemeinde Glarus Nord mit prägen. (Bild: nry)

Insgesamt drei Wahlgänge hat es gebraucht, um die Gemeinderats-Ersatzwahl in Bilten zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Mit einem deutlichen Ergebnis von 211 der insgesamt 261 Stimmen wurde Rita Nigg-Zimmermann in ihrer Entscheidung bestätigt, sich in der kommunalen Politik zu engagieren.

Die Chance, etwas zu verändern

Ihren aktiven Eintritt in die Politik hatte Nigg zunächst im Mai, als sie sich als dritte Kandidaten der CVP Bilten zur Landratswahl aufstellen liess. „Wegen der Proporzen war es klar, dass die CVP keinen dritten Sitz im Landrat bekommt, aber nachdem ich nur drei Stimmen weniger als der Kandidat der FDP-Bilten erhalten habe, dem dieser Sitz zustand, habe ich mir gesagt: Das sagt was aus – die Politik sagt nicht nein zu Dir als Frau!“ Der historische Entscheid der Landsgemeinde zur Umstrukturierung in nur noch drei grosse Glarner Gemeinden hat Nigg schliesslich dazu bewogen, die Gemeindepolitik anzugehen. „Dies ist jetzt die beste Möglichkeit, etwas zu verändern und an diesem Prozess möchte ich mitwirken“, ist die dynamische Frau überzeugt. „Ausserdem lebe ich jetzt seit 34 Jahre in Bilten, und nun bin ich bereit und habe die Chance, der Gemeinde etwas davon zurück zu geben, was ich in dieser Zeit alles hier erlebt habe.“

So liess sie sich für den dritten Anlauf der Gemeinderatsersatzwahlen im September aufstellen, und wie auch das deutliche Ergebnis zeigte, ist sie den Biltnerinnen und Biltnern bestens bekannt und von ihnen geschätzt. Dies nicht zuletzt auch durch ihre 15 Jahre lange Tätigkeit im kath. Kirchenrat und ihrem Engagement in der Altersarbeit.

Synergien nutzen

Wie die Zukunftsgestaltung im Gemeinderat Bilten und hinsichtlich der Einheitsgemeinde Glarus Nord konkret aussieht, ist auch für Nigg noch offen, aber: „Ich habe Visionen. Die Gemeinde Bilten hat viele Vorteile, wie zum Beispiel die Infrastruktur für die Industrie. Das muss auch in der Neuschaffung von Glarus Nord Gewicht haben – wir haben in unserer Nische unsere Qualitäten“, ist sie überzeugt.

Sehr wichtig ist ihr dabei die Bildungs- und Alterspolitik. Als Dipl. Fachperson Betreuung hat Nigg im Nachdiplomsstudiengang drei Jahre lang die höhere Fachschule für Gerontologie (Lehre des Alterns) besucht und abgeschlossen. In diesem Bereich sieht sie in einer neuen Gemeinde Glarus Nord die Möglichkeit, Synergien zu nutzen. „Es eröffnen sich dadurch unwahrscheinlich viele neue Chancen zur Spezialisierung der einzelnen Einrichtungen auf bestimmte Bereiche in der Altersversorgung, damit nicht jede Institution alles ein bisschen können muss, sondern man voneinander profitieren kann“, beschreibt Nigg. Dem damit einhergehenden Problem, dass mit einer Neustrukturierung auch ein Stellenabbau verbunden sein kann, steht Nigg realistisch gegenüber „Es wird sicher nicht ohne einen Abbau gehen, aber ich denke, dass es mit einem Minimum an Verlusten möglich ist, wenn man es gut aufgleist. Vielleicht kann dies sogar mit den natürlichen Abgängen bewältigt werden.“

Nigg weiss, dass ein Veränderungsprozess „auch mit 'Schmerzen' verbunden ist, weil es immer schwierig ist, von Altbewährtem los zu lassen. Aber das heisst nicht, dass das Neue nicht auch schön sein kann.“ Die Einheitsgemeinde sieht sie aber vor allem als Chance. Auch hinsichtlich der Position von Bilten in der neuen Grossgemeinde Glarus Nord. „Wir werden sicher nicht der Hauptort, schon allein wegen unserer geringen Einwohnerzahl. Aber Bilten kann ein hervorragender Standort für Klein- und Mittelständische Unternehmer werden“, erläutert Nigg. „Dies, weil wir eine Industriezone, Offenheit in der Bevölkerung und vor allem den hervorragenden Autobahnanschluss haben.“

Frauen in die Politik

Gerade in dieser Umbruchphase ist es für Nigg wichtig, dass Frauen in der Politik aktiv mitwirken. „Ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt für die Frauen gekommen, stärker in die Politik einzudringen und mit über die Zukunft zu entscheiden“, ist Nigg überzeugt. „Ich möchte nicht sagen, dass das nur Frauen können, aber Frauen haben noch mal eine andere Ansicht als Männer und bring ein anderes Grundnaturell mit.“ So können alle voneinander profitiert und ein gemeinsamer Weg finden. Wenn man den gegenseitigen Nutzen erkennt, so Nigg, können am Ende alle Bürgerinnen und Bürger mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Für die Tatsache, dass zum Teil noch viele Frauen den Schritt in die Politik scheuen, kann die 53-jährige eine Erklärung liefern. „Die Bereitschaft der Frauen ist grundsätzlich da und sie sind im Gemeindeleben sehr aktiv, es fehlt aber oft der Mut, den Schritt nach aussen zu machen und sich zu positionieren. Denn dann ist man auch Angriffen ausgesetzt und mit dem muss man umgehen können“, ist sich Nigg bewusst, deren Mann ebenfalls vor acht Jahren im Biltner Gemeinderat sass. Auf mögliche Kritik in ihrer eigenen politischen Karriere ist sie gefasst und vorbereitet: „Wichtig ist, dass man dann die Möglichkeit zur Kommunikation hat. Ich habe viele Facetten: Ich habe Engagement, Sozialkompetenz und Fachwissen zu bieten und ich bin bereit, mich mit Problemen auseinander zu setzen und mich in einem neuen Bereich einzuarbeiten.“

Letztes wird sie auch müssen, denn am heutigen Dienstag nimmt die frisch gebackene Gemeinderätin an ihrer ersten Gemeinderatssitzung teil. Dann wird ihr ein Ressort zugeteilt werden. Welches dies ist, weiss sie noch nicht. „Aber das macht mir nichts, weil momentan alle sehr spannend sind in dieser Umbruchphase.“