Glarus-Süd-Gemeindeversammlung fast ganz auf der Linie des Gemeinderates

Bis gegen Mitternacht harrten die gut 400 Frauen und Männer der grössten Schweizer Gemeinde am Freitagabend im Gemeindezentrum Schwanden aus, um weitere Weichen für die Zukunft zu stellen.



Energisch und überlegen leitete Dr. Thomas Hefti die Gemeindeversammlung. (Bild: Jann Etter)
Energisch und überlegen leitete Dr. Thomas Hefti die Gemeindeversammlung. (Bild: Jann Etter)

Unter der souveränen, schnörkellosen Leitung von Dr. Thomas Hefti kamen neun Sachgeschäfte zum Teil sehr ausgiebig zur Sprache. Die Stimmung war fast bis zum Schluss, als ein Redner aus Engi zu einem Rundschlag über von ihm geortete Unzulänglichkeiten ausholte, gut.

Genehmigte Abschlüsse

Über die verschiedenen Jahresrechnungen 2011 (Gemeinde, Technische Betriebe, Heime und Stiftungen) diskutierte niemand. Man solle sich vom guten Abschluss 2011 (Ertragsüberschuss der Gemeinderechnung 637 000 Franken) aber nicht täuschen lassen, mahnte Dr. Hefti. Die finanzielle Lage der Gemeinde bleibe sehr angespannt.

Erfreulicher präsentierte sich die Rechung der Technischen Betriebe, die 442 000 Franken Gewinn an die Gemeinde ablieferten. Ausgeglichen präsentierten sich die Rechnungen der Heime. Auch die Rechnungen der beiden Stiftungen passierten diskussionslos.

Ja zum Hochwasserschutz Mitlödi

Der Bruttokredit von 2,45 Millionen wurde einhellig gutgeheissen, doch könnte das in Diskussion stehende Moratorium für die Kraftwerkbauten an der Linth eine völlig neue Situation heraufbeschwören. Könnte nämlich das Kraftwerk (noch) nicht gebaut werden, müsste mit der Planung des Hochwasserschutzes wieder von vorne begonnen werden.

Den Landesplattenberg wieder erschliessen

Der Landesplattenberg Engi, der wegen Felsabstürzen letztes Jahr geschlossen werden musste, soll als touristische Attraktion erhalten bleiben. Um die vielen Besucher sicher an Ort zu bringen und ihnen einen sicheren Aufenthalt in den «Gewölben» zu gewährleisten, soll der alte Stolleneingang beim Plattenberghüttli reaktiviert werden. Es ist eine neue Erschliessungsstrasse zu bauen; ein Schutzdamm soll das Hüttli, das Stollenportal und die Erschliessungsstrasse sichern. Dafür sind brutto 800 000 Franken notwendig. 200 000 Franken werden als Subvention erwartet.

Es gab Opposition, welche Rückweisung verlangte und den touristischen Nutzen anzweifelte. Ausserdem könnten anderweitige Begehrlichkeiten geweckt werden. Alt Landammann Kaspar Rhyner, Elm, verteidigte das Vorhaben. Der Plattenberg sei einmalig auf dieser Welt. Es gebe sicher auch Sponsoren; man habe bis jetzt 2,1 Millionen für die Erschliessung aufgewendet. Finanziell sei der Plattenberg bis heute selbsttragend gewesen.

Rückweisung wurde mit grossem Mehr verworfen und der Kredit damit genehmigt.

Umzonungen

Zu den Teilrevisionen der Zonen Rufi und Müli wurde auf die Ausscheidung des Gewässerraums aufmerksam gemacht und Rückweisung beantragt, welche eine Rednerin aber als «Katastrophe» für den bauwilligen «glarnersteg» bezeichnete. Die Angelegenheit könne zusammen mit dem Kanton pragmatisch gelöst werden, erklärte Gemeinderat Kaspar Luchsinger. Die Umzonungen wurden alsdann mit grosser Mehrheit gutgeheissen.

Streit um die Vergabereglemente

Die von Departementsvorsteher Fridolin Luchsinger vorgestellten Vergabereglemente für die 150 gemeindeeigenen Liegenschaften und 39 Alpen gaben einiges zu reden, und zwar bei der Festlegung der Bewirtschaftungskreise, die einen Durchmesser von 6 km haben. Es wurde Rückweisung beantragt mit dem Begehren, die Kreise wie beim Forst, also viel grösser, festzulegen. Kaspar Luchsinger warnte davor, Pächtern den Boden wegzunehmen und die Bauern auf die Strasse zu treiben. Rückweisung wurde mit grosser Mehrheit verworfen. Paul Aebli, Schwanden, drang mit seinem Antrag durch, auf die Rückgabe des Pachtlandes zu verzichten, wenn jemand eine volle IV-Rente beziehe; das widerspräche der Bemühungen um die Integration. Schliesslich wurde darauf hingewiesen, dass auch mehr als ein Bewirtschafter Vertragspartner der Gemeinde sein könnte, was auf Sympathie stiess.

Zum Vergabereglement für die Alpen wurde u.a. der freilich verworfene Antrag gestellt, glarnerische Pachtbewerber zu bevorzugen. Fridolin Luchsinger, der an diesem Abend mehrere Geschäfte zu vertreten hatte, betonte, man sei auch schon froh gewesen um auswärtige Bewirtschafter. Änderungen der Pachtlandvorlage wurden übernommen. Die Schlussabstimmung erzeigte eine sehr grosse Mehrheit.

Einfachturnhalle Linthal

Dem Baukredit von 5,476 Millionen Franken opponierten die bereits im Vorfeld der Gemeindeversammlung aktiven Sepp Fischli, Haslen, sowie Sandra und Verena Reithebuch, Linthal. Die Vorlage sei zurückzuweisen mit dem Auftrag, der Herbstversammlung einen Kredit für eine Doppelturnhalle vorzulegen. Fischli sagte, Glarus Süd hätte genug Geld für einen höheren Kredit. Die Damen Reithebuch zeigten Pläne und viele Zahlen. Glarus Süd habe bereits zehn Einfachturnhallen; es brauche keine weitere, dafür aber eine Sporthalle. Paul Aebli, Schwanden, bezeichnete die Einfachhalle als Schildbürgerstreich.

Eine Mutter erwartete dringend eine neue Halle; in der heutigen sich zu tummeln, sei wegen der Baufälligkeit lebensgefährlich. Departementsvorsteherin Dr. Brigitte Weibel verwies auf die geringen Schülerzahlen; da genüge eine einfache Halle.

In der Abstimmung obsiegte der Kredit mit deutlichem Mehr gegen den Rückweisungsantrag. Ausgestanden ist die Sache aber nicht, das noch eine gerichtlich zu beurteilende Beschwerde wegen eines seinerzeit nicht akzeptierten Wiedererwägungsantrages hängig ist.

Nach der Umfrage mit dem eingangs erwähnten Rundumschlag und einer Frage zu Weiterverwendung des Schulhauses Sool, worüber verhandelt werde, konnte Dr. Thomas Hefti die Versammlung schliessen.