Gleiches bleibt sich nicht gleich – Conrad Meier im «Gartenflügel» Ziegelbrücke

Nach dem Betreten des «Gartenflügels» in Ziegelbrücke – er liegt inmitten eines wundervollen Parks – ist man urplötzlich von grosser Ruhe umfangen. Diese Ruhe und eine spannende Gelassenheit basieren auf pastellfarbenen, ungegenständlichen Motiven, die durch Conrad Meiers behutsames Schaffen entstanden sind.



Conrad Meier stellt in der Galerie «Gartenflügel» Ziegelbrücke aus. (Bilder: p.meier) Im Obergeschoss des «Gartenflügels» sind Kartenbänder wie eine Dokumentation aufgereiht. Rot ist nicht immer gleich Rot – eine interessante Studie zu Unerwartetem. Schwarz-weisse Musterungen ergeben Formschönes.
Conrad Meier stellt in der Galerie «Gartenflügel» Ziegelbrücke aus. (Bilder: p.meier) Im Obergeschoss des «Gartenflügels» sind Kartenbänder wie eine Dokumentation aufgereiht. Rot ist nicht immer gleich Rot – eine interessante Studie zu Unerwartetem. Schwarz-weisse Musterungen ergeben Formschönes.

In Unterlagen ist nachzulesen, dass in seinem Atelier grad mal drei Farbtöpfe mit reinster Tusche stehen, dies in den Farben Scharlachrot, Phtaloblau und Goldgelb. Conrad Meier verdünnt diese Farben ganz stark und trägt sie mit einem breiten Pinsel auf. Er arbeite, so seine Hinweise zum lange Zeit beanspruchenden Entstehungsprozess, immer auf einer horizontalen Unterlage. Das Auftragen der zweiten Farbschicht erfolgt erst, wenn alles getrocknet ist. Diesen Prozess wiederholt er bis zwölfmal. Es entstehen pastellfarbene Muster, die sich nie gleichen. Grau ist nicht einfach wieder grau – Conrad Meiers Schaffen in dieser Art erfordert ruhiges Betrachten, das Annähern an jeden Bildinhalt, das Betrachten aus verschiedenen Perspektiven bei sich ändernden äusseren Lichteinflüssen. Die Pastelltöne strahlen eine mediative Gelassenheit und Erhabenheit aus, zeugen von inneren, nicht auf den ersten Blick erkennbaren Schönheiten. An den Rändern des jeweiligen Bildes lässt der Künstler stets einen schmalen Streifen bestehen, auf dem die verschiedenen Farbschichten erkennbar bleiben. Damit bleibt das Entstehen einsehbar. Nicht verwendete Tusche leert er weg und hält dieses ästhetische Entschwinden fotografisch fest. Conrad Meier fordert zum wohltuenden Verharren und Staunen auf. Das Staunen gilt dem Werden und dem Bildlichen, das zu einer weiteren Gestaltungsform führt. Die schwarz-weissen Motive wiederholen sich als Linien, Felder, Ovale, in sich wiederholenden Abfolgen, die sich ineinander verschlingen und spannende, harmonische Schönheiten offenbaren. Ein dritter Bestandteil dieser sehr sehenswerten Ausstellung ist im heimeligen Obergeschoss mit der Dachkonstruktion zu finden. Es sind Fotos mit unspektakulären Inhalten, Motive einer wiederum wohltuenden Stille und stilvollen Einfachheit. Conrad Meier erweist sich als sorgsam Betrachtender, als Befürworter von Ruhe, einsehbarer Schönheit, aber auch als sorgsam Protokollierender von wiederkehrenden Regelmässigkeiten. Die im Obergeschoss präsentierten Kartenbänder zeugen von der Auseinandersetzung über längere Zeiträume, dies mit Bezügen zur Malerei und der Zeichnung. Entstanden sind zudem weitere Zyklen zu geometrischen Grundformen wie Kreise, Quadrate und Rechtecke, Formen, mit denen sich spielen lässt, indem sie sich fügen, ablösen, zum Teil überlappen – wird da nicht die Lust zum eigenen hingebungsvollen Ausprobieren geweckt?

Gastkuratorin dieser bis zum 14. Dezember dauernden Ausstellung ist Katharina Lang. Behutsam und eigenwillig hat sie das Schaffen gegliedert, damit zusätzliche feinsinnige Überraschungen einbezogen.

An Samstagen und Sonntagen ist die Galerie von 16.00 bis 18.30 Uhr geöffnet, weitere Besuche können über Telefon 055 610 36 07 oder via E-Mail: [email protected] vereinbart werden.