Gletscherrückgang und Seenbildung im Linthgebiet

Die Eismassen des Rhein- und Linthgletschers schoben gewaltige Geröllmassen vor sich her und lagerten sie ab. Aber auch grössere Gesteinsbrocken wurden mitgeschleppt und blieben im Linthgebiet als Findlinge (erratische Blöcke) liegen. Diesem Thema widmet sich am 21. August eine Exkursion.



Findling oder erratischer Block. (Bild: zvg) Nach dem Gletscherrückgang entstand der fjordartige und zusammenhängende «Zürich-/Walen-/Bodensee». Die Abschnürung des Walensees vom Zürcher Obersee erfolgte vor etwa 11 500 Jahren.
Findling oder erratischer Block. (Bild: zvg) Nach dem Gletscherrückgang entstand der fjordartige und zusammenhängende «Zürich-/Walen-/Bodensee». Die Abschnürung des Walensees vom Zürcher Obersee erfolgte vor etwa 11 500 Jahren.

Der rote Stein gilt als Leitgestein des Linthgletschers. Die Eismassen verfrachteten Verrucano- oder Sernifit-Gesteine ins Linthgebiet, in die Zürcher Region und ins östliche Mittelland. Die aus einer entfernten Gegend stammenden Exemplare passen nicht in die geologische Landschaft vor Ort und werden deshalb als Findlinge oder erratische («verirrte») Blöcke bezeichnet. Solche Felsbrocken liegen etwa in Ennenda, Netstal, Benken, Maseltrangen, Rieden und Tuggen.

Exkursionsreihe «Linth-Geschichte»

«Gletscherrückgang und Seenbildung im Linthgebiet: Findlinge – «verirrte» Steinblöcke (aus dem Glarnerland) als Zeugen der Eiszeit». Das ist der Titel der ersten Veranstaltung der Exkursionsreihe «Linth-Geschichte – kulturhistorische Spurensuche in der Region». Dieser Auftaktanlass findet am Samstag, 21. August 2010, statt und steht unter der Leitung von Stefan Paradowski, Kunst- und Regionalhistoriker, Glarus. Besammlung ist um 09.00 Uhr beim Restaurant Pilgerhaus auf dem Benkner Büchel. Als Einleitung steht die Besichtigung des erratischen Bocks bei Maria Bildstein auf dem Programm. Dem schliesst sich ein Vortrag in der Gaststätte Pilgerhaus an.

Zusammenhängender Zürich-/Walen-/Bodensee

Mit dem Rückzug des Linth- und Rheingletschers bildete sich der zusammenhängende fjordartige «Zürich-/Walen-/Bodensee». Die Eismassen schoben gewaltige Geröllmassen vor sich her und lagerten sie an den Seiten und am Ende der Gletscherzunge ab. Viele Hügel des schweizerischen Mittellandes sind Überreste solcher Moränen. Teilweise werden sie heute zur Gewinnung von Kies genutzt. Die Abschnürung des Walensees vom Zürcher Obersee geschah vor etwa 11 500 Jahren, die Abriegelung des Tuggnersees, der um 1550 verlandet war, erfolgte bei der Grynau vor etwa 1000 Jahren.

Bis zu 1200 Meter dicke Eismasse

Während der Eiszeiten waren jeweils der grösste Teil der heutigen Schweiz, grosse Teile Österreichs und Nordeuropas mit Gletschern bedeckt, die in den Alpentälern 500 bis 1200 Meter dick waren. Dadurch wurde viel Wasser gebunden, und der Meeresspiegel lag bis zu 90 Meter tiefer als heute, sodass die Küsten zum Teil weit vorgeschoben waren. Man vermutet, dass die Ureinwohner Amerikas während der letzten Eiszeit um etwa 16 000 v. Chr. über eine so entstandene Landbrücke von Sibirien nach Alaska gelangt sind.

Vier Eiszeiten

Die letzten vier im Alpenraum herrschenden Eiszeiten werden nach Nebenflüssen der Donau und Isar benannt: Günz, Mindel, Riss und Würm. Die erste dieser vier Episoden setzte vor etwa 600 000 Jahren ein, die letzte Eiszeit – Würm – ging vor etwa 12 000 Jahren zu Ende. Die einzelnen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten dauerten jeweils mehrere 10 000 Jahre.

Besammlung: Samstag, 21. August, 09.00 Uhr, beim Gasthof Pilgerhaus Benken.