Goldener Wanderherbst im Wasserparadies Glarus Nord

Herbstzeit ist Wanderzeit. Die Ausflugsregion Glarus Nord lockt im bunten Blätterkleid mit kleineren und grösseren Tagestouren. Entlang der Routen gibt es faszinierende geologische und ökologische Phänomene zu entdecken. Und an den Ufern des Walen-, Talalp- oder Obersees lassen sich die letzten warmen Sonnenstunden des Jahres besonders geniessen.



Hoch über dem Walensee: Der Kerenzerberg ist Ausgangsort für zahlreiche Wanderungen in Glarus Nord. (Bild: Kantonsmarketing Glarus
Hoch über dem Walensee: Der Kerenzerberg ist Ausgangsort für zahlreiche Wanderungen in Glarus Nord. (Bild: Kantonsmarketing Glarus

Angenehme Temperaturen, hervorragende Fernsicht und die farbenprächtige Natur zeichnen den Wanderherbst aus. Nur eine Stunde von Zürich entfernt, bietet die seenreiche Gemeinde Glarus Nord vielseitige Optionen für Tagesausflüge in die Herbstnatur. Das Glarner Haupttal öffnet sich in Glarus Nord trichterförmig in die Linthebene und zum Walensee hin. Auf der Westseite warten oberhalb von Näfels am Obersee und im Boggenmoor schöne Wanderrouten. Auf der östlichen Talseite thront über dem Kerenzerberg weit sichtbar der Mürtschenstock. Rund um das imposante Felsmassiv führt eine gut begehbare Tageswanderung unter anderem auch am Talalp- und Spaneggsee vorbei. Ab Weesen säumt bis Mollis ein gut ausgebauter Wanderweg die Uferlandschaft an Linth und Walensee. Seit der 2013 abgeschlossenen ökologischen Aufwertung entfaltet sich in den geschützten Feuchtwiesen, Wäldern und Auen der oberen Linthebene dynamisch ein neuer Artenreichtum.

Rund um den Mürtschenstock: Tageswanderung im UNESCO-Welterbe


Die Terrasse des Kerenzerbergs liegt hoch über dem Walensee. An klaren Herbsttagen besticht von hier oben die Aussicht in Richtung Churfirsten und Amden auf der gegenüberliegenden Seeseite. Oberhalb des Kerenzerbergs türmt sich majestätisch der über 2400 Meter hohe Mürtschenstock. Rund um das steile, zum UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona zählende Felsmassiv führt eine sechsstündige Tageswanderung. Den Ausgangspunkt Habergschwänd erreicht man ab Filzbach bequem mit der Kerenzerbergbahn. Als Erstes führt die Route zu zwei pittoresken Bergseen: dem Talalp- und dem Spaneggsee. Durch wilde Schutthalden geht es danach hoch zur Mürtschenfurggel, dem höchsten Punkt der Wanderung. Auf dem Weg zurück Richtung Walensee erwartet Wanderer eine Naturlandschaft von nationaler Bedeutung: das Mürtschental mit seinem wild-romantischen Flachmoor, mäandrierenden Bächen und einem seltenen Arvenwald. Das Berg-Beizli Hüttenberge ist gegen Ende der Tour eine gemütliche Einkehrmöglichkeit. Ab hier geht es wahlweise hinunter auf den Bus im nahen Obstalden oder nach Mühlehorn ans Ufer des Walensees, wo sich der Tag im Seerestaurant Zur Brauerei mit herrlicher See- und Bergsicht ausklingen lässt. Wer die Rundwanderung ganz zu Ende führen will, nimmt ab Hüttenberg das verbleibende Wegstück zur Bergstation Habergschwänd unter die Füsse.

Am Talalpsee: Geologische Erlebnisarena


Der auch per Auto erreichbare Talpalpsee und seine Umgebung sind bereits für sich ein spannendes Ziel für einen Herbstausflug. Auf den zwei Kilometern zwischen Talalpsee und Habergschwänd finden sich Gesteine mit einem Altersunterschied von bis zu 100 Millionen Jahren, die als Ablagerungen auf dem Boden des Ur-Mittelmeers entstanden sind. Versteinerungen – teilweise ganze «Tierchen-Friedhöfe» – zeugen von der Entwicklung der Lebewesen. Dank einem von Mai bis Oktober begehbaren Lehrpfad, der zum Geopark Sardona gehört, verpassen Besucher keines dieser Phänomene. Geologisch interessant ist auch, dass der Talalpsee keinen oberirdischen Zu- und Abfluss aufweist. Die Wiesen am Ufer des klaren Bergsees laden zum Verweilen ein. Wenig oberhalb des Sees verpflegt das urchige Restaurant Talalpsee hungrige Gäste. Ein paar Fussminuten weiter oben veranlasst neben dem Wanderweg ein weiteres Naturphänomen zum Staunen: das Helloch, ein tiefer Krater, in dem der Schnee oft über den Sommer hinaus liegen bleibt.

Oberhalb von Näfels: Herbstidylle am Obersee


Wenn sich der Wald am gleichnamigen See herbstlich bunt färbt, präsentiert sich das Oberseetal oberhalb von Näfels besonders malerisch. Direkt am Seeufer wartet das Berghotel Obersee nicht nur mit einer aussichtsreichen Sonnenterrasse, sondern auch mit 68 Schnitzelvariationen und weiteren «chüschtigen» Menüs auf. Für die kleinen Gäste steht vor dem Restaurant ein Kinderspielplatz. Eine familienfreundliche Wanderung führt in einer Stunde entlang des bewaldeten Ufers rund um den Obersee. Sehr lohnenswert ist der Aufstieg auf den Näfelser Berg, den Sattel zwischen Obersee- und Schwändital. Mit dem Boggenmoor befindet sich hier eines der seltenen Hochmoore im Glarnerland. Zur Bewahrung seines sensiblen Ökosystems wurde das Boggenmoor 1948 zum ersten Naturschutzgebiet des Kantons Glarus erklärt. Der Obersee ist mit dem Auto ab Näfels innerhalb von 15 Minuten erreichbar. Durch den Herbstwald führt in einer zweistündigen Wanderung auch ein idyllischer Wanderweg hoch ins Oberseetal. Unterwegs verbirgt sich zwischen den Bäumen der geheimnisvolle Haslensee. Er speist sich primär durch den Brändbach aus dem Schwändital. Zur Zeit der Schneeschmelze oder bei anhaltendem Regenwetter erreicht der Haslensee eine Tiefe von bis zu 10 Metern. Im Herbst liegt er oft vollständig trocken. Im schlammigen Boden treten dann die spektakulären Trichteröffnungen zutage, durch die das Wasser in den Untergrund abfliesst.

Entlang von Linth und Walensee: Artenreichtum am Uferparadies

Der Bahnhof Weesen ist der Ausgangspunkt zu einer zweistündigen Wanderung auf gut ausgebauten Wegen entlang des Linthkanals, Walenseeufers und Escherkanals bis nach Mollis. Geschützte Feucht- und Streuwiesen, das Waldreservat von Gäsi sowie Auen prägen die Szenerie auf der Wanderung durch die von Mensch und Natur gemeinsam geprägte obere Linthebene. Ständige Überflutungen und Hochwasser suchten das flache Gebiet heim, bis Konrad Escher vor rund 200 Jahren mit dem Linthwerk das grösste Wasserbauprojekt der damaligen Zeit in die Wege leitete. Der Escherkanal, der das Linthwasser aus dem Glarnerland seither in den Walensee führt, und der Linthkanal zwischen Walen- und Obersee eröffneten der Bevölkerung eine neue Lebensgrundlage. Zwischen 2008 und 2013 wurde das Linthwerk umfassend saniert und durch Renaturierungsmassnahmen ökologisch aufgewertet. Besonders bei der neuen Aufweitung «Chli Gäsitschachen» am Escherkanal entwickelt sich die Flusslandschaft faszinierend dynamisch. In frisch geschaffenen Lebensräumen an Waldrändern, Ufern und auf Kiesinseln siedeln sich seltene Pflanzen und Tiere an. Der Artenreichtum nimmt stetig zu. Schautafeln vermitteln entlang der Wanderstrecke spannende Hintergründe zur Kulturgeschichte des Linthwerks. Ab der Mündung des Escherkanals in den Walensee erstreckt sich entlang des Seeufers mit dem Gäsi zudem ein einzigartiges Waldreservat. Auf den ausgedehnten Kiesflächen, die durch den Bau des Linthwerks trockengelegt wurden, entfaltet sich ein idyllischer Auenwald. Davor breitet sich ein grosser Sandstrand zur Glarner «Riviera» aus. Im Sommer ein Badeparadies, lädt der Strand im Herbst zum Verweilen, Picknicken oder Bräteln ein. Hungrige Wanderer verwöhnt hinter dem Strand das Restaurant des Campingplatzes Gäsi, das noch bis zum 22. Oktober geöffnet ist.

Im Niederurner Täli: spektakuläre Aussicht auf die Zürcher Seenlandschaft


Zwar ohne eigenen See, aber dafür mit einer spektakulären Aussicht auf Zürich- und Walsensee, präsentiert sich das Niederurner Täli mit seinen gut präparierten Wander- und Spazierwegen für Berggänger und Familien. Die Luftseilbahn fährt das ganze Jahr über von Niederurnen zur Bergstation Morgenholz. Auf dem Weg zum Bergrestaurant Hirzli begegnen Spaziergänger und Wanderer bereits einigen Holzfiguren des Skulpturenweges über den Täligeist. Wer das Panorama und die Aussicht auf die Linthebene, den Zürich- und Walensee sucht, begibt sich auf den dreistündigen Hirzli-Rundweg zum Planggenstock und Hirzli. Bei guter Fernsicht sind auf der mittelschweren Tour mit 600 Höhenmetern Steigung sogar Schwarzwald und Randen sichtbar.