Gott für die Gaben der Ernte danken

Ein jährlich sich wiederholendes, kirchliches Fest der besonderen Art erlebten die Gläubigen am vierten Sonntag im Oktober in der von Netstaler Landfrauen wunderschön dekorierten evangelischen Kirche in Netstal. Mit dem traditionellen Erntedankfest huldigten und dankten anwesende Älpler und Gläubige in gemeinsamem Beten und Singen dem Schöpfer für gewährten Schutz und reichlichen Segen im bald zu Ende gehenden Jahr.



(Bilder: hasp.)
(Bilder: hasp.)

Der gut besuchte Gottesdienst wurde zelebriert vom evangelisch-reformierten Pfarrer Edi Aerni, musikalisch umrahmt von Philipp Attinger an der Orgel und wunderschönem Jodelgesang des Jodelduetts Ladina Kern und Sereina Kundert. Der gemeinsame Aperitif nach dem Gottesdienst, zu dem die Landfrauen eingeladen hatten, war krönender Abschluss eines in nachhaltiger Erinnerung bleibenden Erntedankfestes.

Fest nach der Ernte im Herbst

Erntedankfeste haben eine lange Geschichte und sind bis in die vorchristliche Zeit nachweisbar. Vergleichbare Riten sind aus Nordeuropa, Israel, Griechenland oder aus dem Römischen Reich bekannt. In der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Da die Ernte je nach Klimazone zu verschiedenen Zeiten eingebracht wird, gab es nie einen einheitlichen Termin. Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an unterschiedlichen Daten gefeiert. Einige evangelische Kirchenordnungen «verbanden den Dank für die Ernte» mit Michaelis, andere legten ihn auf den Bartholomäus-Tag am 24. August, auf den Sonntag nach Ägidii am 1. September oder auf den Martini-Tag am 11. November. Schliesslich bürgerte sich die Feier am Michaelis-Tag am 29. September oder – weit überwiegend – am ersten Sonntag nach Michaelis als Termin ein. Diese Regelung geht unter anderem auf einen Erlass des preussischen Königs aus dem Jahre 1773 zurück. Dies konnte dazu führen, dass das Erntedankfest noch in den September fällt.