Grenzenlos – Hutzenlaub und Coco Chantal

Ob es um Grenzüberschreitendes, kulturell Vielfältigstes, Wortzaubereien, Karibik, Russland, Chuchichäschtli, Rumalbern, Einheimische und Entfernte, Herzschmerz, DNA-Test, Tanz, Viel- und Einstimmigkeiten, Schuhplattler, währschaft berndeutsches Liedgut, Arbeiten im eigenen Äckerchen, Anbiedern, Be- und Verurteilen und anderes geht – Barbara Hutzenlaub hat mit ihrem «grenzenlos» den Bogen weit gespannt; derart, dass die Zuhörerschaft kaum Zeit zum Verharren am einen oder anderen Ort hat.



Grenzenlos – Hutzenlaub und Coco Chantal

Und – es sei vorweggenommen – diese Vielfalt kommt absolut professionell, mit viel Hingabe, nie erlahmendem Schildern und Besingen, Spassigem, zuweilen ein klein wenig Derbem, Einfühlungsvermögen und Spielfreude zu allen, die sich unlängst im Gemeindezentrum Schwanden eingefunden haben.

Gegen hundert Personen kamen, um zu geniessen, sich ins Geschehen bereitwillig einbinden zu lassen, mitzuleiden, Betroffenheit zu äussern, wenn sie gefragt war, zu beklatschen, was an sprachlichem und gesanglichem Geschick so gekonnt einherkam. An dieser kurzweiligen Ganzheit hatte Coco Chantal (Muriel Zemp) wesentlich Anteil. Ihre Präsenz, Gesangliches und instrumentale Klänge, Tanzeinlagen und anderes waren bereichernd, waren prägender Teil des grenzenlosen Begegnens in vielen Schattierungen. Ebenso nachhaltig trugen jene mit, die für Beleuchtung und anders zuständig waren.

Und Barbara Hutzenlaub mimte die Überraschte, zeigte Freude an beinahe grenzenlos Vielem, dazu gehörte grad zu Beginn des Auftritts die Schwandner Family, ein Ansatz von Verbrüderung kam ein klein wenig auf. Natürlich musste sich Barbara Hutzenlaub mal gebührend vorstellen, sie, die von ennet der Grenze zugewandert ist, aber Schweizerisches in ihr wechselvolles Leben und Ausgestalten publikumswirksam eingebaut hat. Sie zeigte genau auf, wie viel Prozent ihrer schauspielerischen Gesamtheit der Schweiz als neue Heimat, der Karibik, Afrika und anderen Gegenden zuzuordnen sind, dies dank DNA-Test samt Hutzenlaubscher Auswertung. So ist auch klar, dass Bühnenwirksames noch wirksamer gerät, wenn man das Publikum, pardon die Family, ins jeweilige Ausgestalten einbezieht, zum Mitleiden, damit zu grosser Anteilnahme führt.
Wortwendungen und leichte Verdrehung sind spassig, kommen an, auch wenn aus dem Schwingfest ein Swingerfest wird, im eigenen Gärtchen so viel Schönes gedeiht und mit dem bekannten «Grüess Gott Bäseli» noch besser wächst. Es wird getanzt, geredet, gesungen und besungen, aus dem Gärtchen nach Russland, Spanien, in die Karibik und nach Brasilien gewechselt.
Dass damit riesige Hektik verbunden ist, wird wie von selbst klar. Hutzenlaub bezieht alles ein, was zur Reichhaltigkeit ihrer Show passt, sie erledigt das pointiert, enorm munter. Und fast wie von selbst findet sie in Puerto Santa Biberach einen Hutzenlaub-Spross. Es wird getaucht, aufgezeigt, wie gut man diesen Sport kennt, ihn schon in der frühen Kindheit praktizierte. Man kleidet sich landeskonform, wählt in Ermangelung eines echt lebenden Partners halt den aufgemotzten Rollator als Begleiter. Die beiden Damen zeigen auf, was es mit dem Friedensgen auf sich hat, sie praktizieren eine musikalische Blockflötenorgie, die es in sich hat. Man ist zuweilen froh, dass nicht jedes der angetönten Themen auch flötentechnisch rausgetutet wird, auch wenn es um Klimatisches und den Frieden geht.

Barbara Hutzenlaub befasst sich mit einem weiteren der vielen genetischen Themen, es geht um Männer, präziser um darin eingebaute Wünschelrute, um den Orientierungssinn. Alles ist in Windeseile angekickt, nie vertiefend ausgeführt. Die Summe der liebenswürdigen Oberflächlichkeiten münden ins Schlussbouquet, samt verdient herzlichem Applaus und Zugabe.