Grock – sein Leben und Vergehen

Das Team von «spotnix» lud kürzlich zum geschichtlich und artistisch gleichermassen interessierenden Begegnen mit Grock – dem wohl bedeutendsten Clown des vergangenen Jahrhunderts – an einen ganz besonderen, Sinn gebenden Ort ein.



Grock – sein Leben und Vergehen

Im Zelt des Zirkus Mugg war man bestens aufgehoben, zuerst beim kulinarischen Verwöhnen, später beim Erläutern des zweigeteilten Films und dessen Vorführung. Felice Zenoni produzierte den Dokumentarfilm im Jahre 2004 fürs Schweizer Fernsehen. Mit dem Zusammentragen der vielen Fakten entstand ein Porträt, dessen Vielschichtigkeit ungemein faszinierte. Darauf hatte Brigitte Luchsinger in ihrer Einführung nachhaltig hingewiesen. Grock (1880 – 1959) wuchs in ärmlichen Verhältnissen im bernischen Jura auf. Das Erlernen eines «normalen» Berufes kam für ihn schon ganz früh nicht infrage. Seine Talente in Musikalischem, Artistischem und die unverwechselbare Mimik prägten sein Hineinwachsen in die Rolle eines Clowns, der auf jeder Bühne stets mit ganz wenigen Requisiten auskam. Er beherrschte ein gutes Dutzend Instrumente, war vielsprachig – und schwierig, wenn es um die jeweiligen Bühnenpartner ging. Die waren für ihn auswechselbar, einem Requisit nicht unähnlich. Dass er zu den bestbezahlten Künstlern auf Bühnen in Deutschland, Frankreich und England zählte und das gesamte Geld verlor, sich wieder hocharbeiten musste und rückblickend schwer zu verstehende Sympathien fürs damalige Nazideutschland hegte, wurde im Verlaufe des ersten Filmteils einsehbar. Grock war und bleibt unnachahmlich, seine spontan liebenswürdige Bühnenpräsenz weckt heute noch hohe Bewunderung. Er bewegte sich mit einer verblüffenden Eleganz, trug stets schlabbrige Kleider und unübersehbar grosse Schuhe, spielte auf der Geige und am Piano gleichermassen virtuos und pflegte eine unnachahmlich Mimik. Das waren Markenzeichen. Er entzückte eine Vielzahl von hoch begeisterten Zuschauern. Es blieb verborgen, dass ein Abstecher nach New York ebenso zum Flop wurde wie die drei Spielfilme. Weitgehend unbekannt sind seine Kompositionen oder das Entdecken und Fördern von Caterina Valente geblieben. Er benötigte Nazideutschland und Hitlers Unterstützung, um spielen zu können, auch wenn er seine grosszügig konzipierte Villa in Italien samt Vermögen opfern und in die sichere Schweiz zurückkehren musste. Weil viele Variétés geschlossen waren, baute er einen eigenen Zirkus auf und zog durchs Land. Die Vielfalt seiner Talente und der unbändige Ausdrucksreichtum wurden im zweiten Filmteil sichtbar. Damit endete für «spotnix» und dessen zahlreiche Fans das vorsommerliche Programm – weitergehen wird es im September. Eine Vorfreude und gesunde Neugier machen Artikelda durchaus Sinn.