Grosses Lob an die Organisation der Versammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes

Bei der Hauptversammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes SAV vom 15. November in Schwanden, gelang es dem OK einen einwandfreien Anlass zu organisieren und ein positives Bild der Region zu vermitteln.

Nach zehn Jahren Amtszeit von Erich von Siebenthal wurde mit Ernst Wandfluh ein neuer Präsident gewählt. Nebst den lokalen Politikern richtete auch der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter, Worte an die rund 160 Anwesenden aus allen Landesteilen.

 



Moritz Schwery verabschiedete Erich von Siebenthal, der zum Ehrenpräsidenten erkoren wurde, mit lobenden Worten und einen Auftritt der Trychlergruppe (Bilder: Barbara Bäuerle-Rhyner)
Moritz Schwery verabschiedete Erich von Siebenthal, der zum Ehrenpräsidenten erkoren wurde, mit lobenden Worten und einen Auftritt der Trychlergruppe (Bilder: Barbara Bäuerle-Rhyner)

Einwandfreie Zusammenarbeit

«Es ist für mich beeindruckend, wie Werner Hefti und sein Team diesen Anlass einwandfrei organisiert haben», bedankt sich Präsident Erich von Siebenthal bereits bei der Begrüssung unter anderem für Dekoration, Rahmenprogramm mit Jodelduett Seraina und Ladina und später den reibungslosen Ablauf des Mittagessens. Ebenfalls gestaunt habe er über die grosszügige Unterstützung regionaler Sponsoren, was für einen schweizerischen Anlass nicht selbstverständlich sei und den Zusammenhalt der Region aufzeige.

Alpwirtschaft oder Raubtiere

Sein Dank geht auch an die anwesenden Älpler/-innen und weiter, denn die beeindruckende Landschaft, Biodiversität und Schönheit unserer Alpen sei nicht von gestern auf heute erfunden, sondern der Verdienst unserer Vorfahren, so seine Worte. «Wir sind uns gewöhnt bei jeder Witterung das Beste zu tun für unsere Tiere. Aber die Herausforderung mit den Grossraubtieren, das geht so nicht», macht von Siebenthal die nach wie vor aktiv zu verfolgende Thematik erneut bewusst. Später verweist er darauf, dass die Herdenschutzmassnahmen Aufwendungen umfassen, die anfänglich wohl machbar seien, aber: «Wenn dies der Standard der Zukunft der Alpwirtschaft sein soll, fehlen uns die Arbeitskräfte das so weiter zu tragen. Es ist unglaublich, was hier die Alpwirtschaft leisten muss. Wenn man eine flächendeckende Bewirtschaftung noch will, dann muss sich das Volk zwischen Alpwirtschaft und Grossraubtieren entscheiden.»

Glarner stellen sich vor

Regierungsrätin Marianne Lienhard wie auch Gemeindepräsident Glarus Süd, Hans Rudolf Forrer nahmen die Chance wahr, den Mitgliedern aus der ganzen Schweiz den Gastkanton bzw. die Gemeinde vorzustellen. Über die rund 9000 Tiere, die im Kanton Glarus bei einer auffallend guten Ausstossung von 99% auf 88 Alpen gesömmert werden, kann seit Oktober im neuen Glarner Alpbuch gelesen werden. Nachdem Christian Beglinger, Präsident des Glarner Alpvereins, den Verein und das neue Buch in seiner Begrüssung vorstellte, bot auch Autorin Maya Rhyner mit imposanten Bildern am Nachmittag einen Einblick in das Werk.

UNESCO Kulturerbe

«Die Alpsaison wurde im Dezember 2023 von der UNESCO auf die Liste des immateriellen Kulturerbes gesetzt», informiert Elmar Zbinden, Vizepräsident des Freiburgischen Alpwirtschaftlichen Vereins. Dabei soll es um die Erhaltung der Alpwirtschaft und nicht um zusätzliche Auflagen gehen.
Das neue Inkasso, bei dem die Beiträge für SBV und SAV via Identitas eingezogen werden, funktioniere nach anfänglichen Schwierigkeiten und erfreut mit einem Zahlungsrücklauf von 86%. «Es ist eine erfreuliche Situation, aber unser Ziel ist 100% und die Strategie ist, dass wir mit dem SBV zusammen analysieren und auf die Betriebe, die nicht einbezahlt haben, zugehen», führt von Siebenthal weiter aus. Aktuell zählt der Verband, dessen Geschäftsstelle von der SAB zum SBV in Bern umgezogen ist, 5000 Mitglieder.
Marco Bolt, Präsident Alpkäsekommission, stellt im Anschluss die Dachmarke Schweizer Alpkäse vor. Einstimmig werden dem Vorstand über die weiteren Traktanden wie Rechnung, Budget und Jahresbericht Entlastung erteilt.

Wandfluh neuer Präsident

Von Siebenthal berichtet weiter einen Workshop des SAV, bei dem es um den Austausch darüber, was das Berggebiet in Zukunft brauche, ging. «Für uns alle war klar; dieser Flächenrun muss aufhören. «Flächenhamsterei» um jeden Preis kann so nicht weitergehen. Es ist wichtig, dass die Familienbetriebe wieder gestärkt werden», verdeutlicht er die Resultate des Workshops.
Von Siebenthals vorgeschlagene Nachfolger Ernst Wandfluh ist Politiker aus Kandergrund, der die Alpwirtschaft von Kindsbeinen an mitbekam und sich auch in der Käseproduktion- und Vermarktung auskennt. Wandfluh ist zudem Präsident der IG ÖM (öffentliche Märkte), was bei seiner Vorstellung als eines der wichtigsten Ämter bezeichnet wird, da die Schlachtviehmärkte preisbildend sind für die Schlachtviehpreise. Wandfluh wird als hartnäckiger und arbeitsamer Politiker bezeichnet, der Brücken bauen kann.
«Schon als Knabe war ich immer zAlp und ging nur wenn unbedingt nötig ins Tal. Als ich älter war, hatte ich das Gefühl, da oben sei ich zu weit weg von der Geschichte – aber heute glaube ich, es ist genau das, was uns Älpler verbindet, im Frühjahr zieht es uns wieder auf die Alp. Denn je älter man wird, desto bewusster wird diese Verbindung», mit diesem Gedankengut stellt sich Ernst Wandfluh vor, bevor er einstimmig von der Versammlung gewählt wird. Für seinen Einsatz und die Leistungen für die Schweizer Älplerinnen und Älpler wird sein Vorgänger von Siebenthal herzlich verdankt und zum Ehrenpräsidenten des SAV ernannt.

Kontrollen sollen reduziert werden

Die Aktualitäten der Agrarpolitik brachte Vizedirektor des BLW (Bundesamt für Landwirtschaft) Bernard Belk mit den Themen AP 30+, Verbuschung im Sömmerungsgebiet, Strukturverbesserung oder Kontrollen näher. Für Letzteres betonte er die bedeutende administrative Last der Landwirtschaft, welche dem Bundesrat und Parlament bewusst seien. «Ziel ist es, die Anzahl der Kontrollen zu reduzieren, risikoorientierter zu gestalten und damit die Betriebe zu entlasten», lässt Belk die Absicht des Bundesrates verlauten, wobei er klarstellte, dass zum landwirtschaftlichen Kontrollsystem nicht nur Kontrollen zur Umsetzung der Agrar- und Bundespolitik gehören, sondern auch viele private Labels, Organisationen und Abnehmer Teil dieses Kontrollsystems sind.

Ritter zu AP 2030+

«Wir haben jetzt eine Zeit von 25 Jahren Agrarreformen hinter uns, in denen es immer im mehr Ökologie und Biodiversität ging», blickt der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter, beispielsweise auf die daraus resultierenden Einkommen von durchschnittlich 17.– pro Stunde – im Berggebiet deutlich weniger – zurück. Bei diesen Erlösen sei kaum Investitionsfähigkeit vorhanden.
Nun werden gemäss Ritter die Pflöcke eingeschlagen für die nächste Agrarpolitik, die eine andere Ausrichtung brauche. «Die Diskussion muss Richtung Wirtschaftlichkeit, Wertschöpfung, Einkommen und Stärkung der Familienbetriebe laufen», betont Markus Ritter. Dabei stellt er klar, dass über 80% der Erlöse der Schweizer Landwirtschaft aus den Märkten stammen und die Direktzahlungen heute weniger als 20% ausmachen. «Immer wenn wir über Direktzahlungen reden, reden wir über den kurzen Hebel, wenn wir über die Märkte reden, über den langen Hebel», so Ritter der zweifelsohne die Wichtigkeit der Direktzahlungen betont, aber die grosse Bedeutung der Schaffung von richtigen Rahmenbedingungen für diese 80% in der neuen AP sieht.
«Wenn wir für die Schweizer Landwirtschaft eine Trendwende schaffen wollen – und das müssen wir – dann muss der Fokus dieser AP in der Steigerung der Wertschöpfung und des Erlöses sein», denn mit 44% Q II, 19% Biodiversität und 80% Vernetzung sei es genug, betont Ritter. «Die Direktzahlungen sollen eine Ergänzung sein, aber wir haben auch Produkte, auf die wir stolz sind und die wir mit Mehrwert verkaufen können», betont der Präsident des Bauernverbandes. Im Weiteren sei für die Weiterentwicklung der Betriebe zudem die Strukturhilfe im Bereich Ökönomiebauten wesentlich zu verstärken.

Zwergsträucher und Alppersonal

Am Nachmittag beleuchtete zunächst Biologe Remo Wenger das Spannungsfeld zwischen Verbuschung der Alpweiden und gesetzlich geschützten Zwergsträuchern anhand eines Pilotprojektes im Binntal.
Mit dem Echo aus dem Alpen stellt zum Schluss Alexander Röösli die Resultate einer Umfrage beim Alppersonal und die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt «Rahmenbedingungen eines aussergewöhnlichen Arbeitsortes» vor.