Grundlagen für Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen

Am Mittwoch, 30. März, informierte der Sonderstab Asyl unter Frau Landammann Marianne Lienhard über die geplanten und bereits in die Wege geleiteten Massnahmen, um allenfalls bis zu 300 Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder, im Kanton Glarus aufzunehmen, zu betreuen und zu schulen.



Der Sonderstab Asyl informiert: Andrea Glarner, Andreas Zehnder, Frau Landammann Marianne Lienhard, Christine Saredi und Roland Wermelinger (von links). (Foto: FJ)
Der Sonderstab Asyl informiert: Andrea Glarner, Andreas Zehnder, Frau Landammann Marianne Lienhard, Christine Saredi und Roland Wermelinger (von links). (Foto: FJ)

Bund und Kantone sind daran, die ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen und auf die Kantone zu verteilen. Seit dem 24. Februar trafen 18341 Ukrainer in den Bundesasylzentren (BAZ) ein (Stand 29.3.2022). Dem Kanton Glarus wurden bisher 22 aus der Ukraine geflüchtete Personen in Kollektivunterkünfte zugewiesen (zwölf Frauen, vier Männer, fünf Kinder). Dazu kommen 22 privat untergebrachte Personen. «Plötzlich steht diese Arbeit vor uns», so Marianne Lienhard. «Ob in der EU, der Schweiz oder im Kanton Glarus, es herrschen Betroffenheit und Angst. Doch die Fluchtbewegungen stellen uns vor Herausforderungen und wir wollen die Schutzsuchenden empfangen. Die Solidarität der Bevölkerung ist sehr gross, dafür danke ich der Glarner Bevölkerung.»

Keiner kann wissen …
… wie viele kommen und wie lange der Krieg dauert. Doch bereits sind 136 Gastfamilien im Kanton Glarus für ukrainische Flüchtlinge auf der Datenbank der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) aufgeführt. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) geht zurzeit davon aus, dass bis Juli 2022 gegen 50 000 Kriegsvertriebene aus der Ukraine in der Schweiz eintreffen könnten. Aufgrund der geltenden Zuteilungsquote von 0,6 Prozent würde dies für den Kanton Glarus zusätzliche 300 ukrainische Flüchtlinge bedeuten. Davon sollen die Hälfte – zumindest in einer ersten Phase – privat untergebracht werden. Für die andere Hälfte sollen Kollektivunterkünfte zur Verfügung stehen.

Sonderstab Asyl aktiviert
Laut Andreas Zehnder, Hauptabteilungsleiter Soziales,kann das die Asylbetreuung allein nicht schaffen, denn es bedeutet, dass täglich etwa sechs neue Flüchtende hier ankommen. Das Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI) bewertet die erwartete Flüchtlingswelle als ausserordentlich herausfordernd. Es hat deshalb den Sonderstab Asyl Glarus aktiviert. Gegenüber dem bestehenden Konzept sind neu auch die Bereiche Volksschule, Hochbau und Kommunikation im Sonderstab vertreten. «Alle sollen», so Zehnder, «am selben Strick ziehen – die Gemeinden, die kantonalen Ämter und die Bevölkerung.»

Das Gremium klärt Fragen zur Unterbringung und Betreuung von Schutzsuchenden, zur Integration und Einschulung, zur gesundheitlichen Versorgung und zur Registrierung. Und es stellt bei Bedarf zusätzliche Ressourcen bereit. Ausserdem stellt der Sonderstab die Koordination der betroffenen Amtsstellen mit den Gemeinden sicher. Zunächst stehen die zwei Themen Betreuung und Unterbringung im Vordergrund. Deshalb werden die Ressourcen der Asylbetreuung erhöht und alle Angebote für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine systematisch geprüft. Die anstehenden Fragen werden durch den Sonderstab laufend bearbeitet.

Einschulung läuft Schritt für Schritt

Wie Andrea Glarner, Hauptabteilungsleiterin Volksschule und Sport, festhielt, gehen derzeit bereits sechs Kinder aus der Ukraine im Kanton zur Schule. Bei drei weiteren wird derzeit die Einschulung abgeklärt. Wenn aber tatsächlich bis Juni 300 Flüchtlinge im Glarnerland eintreffen, so sind darunter wohl bis zu 100 schulpflichtige Kinder, eine Herausforderung für die Schule. Denn mit Schutzstatus S können die Geflüchteten ihren Aufenthaltsort selbst wählen und ihre Kinder gehen dann dort zur Schule. Für die Übergangsschulung – also 16- oder 17-Jährige – gebe es die Brückenangebote des Kantons.

Vorsorgeplanung für Notfälle

Aufgrund der grossen Zahl von Flüchtlingen aus der Ukraine stuft der Regierungsrat die Lage im Asylwesen als «besonders» ein. Er beauftragt demzufolge das DVI mit den notwendigen Vorbereitungsarbeiten zum Bezug der Notunterkünfte gemäss geltender Vorsorgeplanung des Kanton Glarus. Aufgrund der Zusammensetzung der Flüchtlinge (mehrheitlich Frauen und Kinder) soll der Bezug von unterirdisch angelegten Zivilschutzunterkünften nach Möglichkeit vermieden und stattdessen die bestehenden Asylunterkünfte stärker belegt werden. Ebenfalls werden Flüchtlinge aus der Ukraine privat untergebracht und weitere Liegenschaften gemietet. Der Bezug von Notunterkünften in einer Zivilschutzanlage bleibt dennoch eine Option. Die notwendigen Vorbereitungen trifft die Hauptabteilung Zivilschutz und Militär. Froh ist man über die vielen Privaten, die sich bereits gemeldet haben. Darunter ist auch eine Übersetzerin, die Ukrainisch spricht. Gesucht werden nach wie vor insbesondere Objekte, wo 30 bis 60 Personen untergebracht werden können. Denn dadurch lässt sich die Betreuung vereinfachen. Auch Private können sich melden, laut Christine Saredi von der Asyl- und Flüchtlingskoordination prüfen dann Caritas und Flüchtlingshilfe, ob die Unterbringung geeignet ist.

Medizinische Versorgung sichergestellt

Angesichts der grossen Zahl an geflüchteten Menschen aus der Ukraine musste die medizinische Erstbeurteilung von in Glarus Schutz suchenden Personen neu organisiert werden. Für die Menschen aus der Ukraine musste der stellvertretende Kantonsarzt eine praktikable Lösung anbieten und erhielt dafür vom Kantonsspital Glarus einen Untersuchungsraum zur Verfügung gestellt. Die Erstkontakte zum Glarner Gesundheitssystem finden zunächst zweimal wöchentlich statt und werden vom Team von Sana Kids Glarus durchgeführt. Die beiden Fachfrauen können gerade angesichts der vielen geflüchteten Kinder ihre Kompetenzen einsetzen. Wird bei der Erstbeurteilung ein medizinischer Bedarf festgestellt, werden die Menschen aus der Ukraine an die jeweiligen Hausärztinnen und Hausärzte in der Glarner Wohngemeinde weitervermittelt.