Ausgangslage
Die 2015 verabschiedete Raumbedarfsanalyse zeigt, dass die Pflegeschule bereits mit ihrem aktuellen Angebot an ihrem bestehenden Standort auf dem Areal der «alten Migros» an der Burgstrasse in Glarus an ihre Kapazitätsgrenzen gestossen ist und Defizite und Schwierigkeiten bei der Umsetzung im Alltag aufweist. Soll die Schule auf Basis ihrer Strategie angemessen weiterentwickelt werden, ist eine Erweiterung bei den Bauten und Anlagen nötig. Je nach Entwicklung der Schule sind bis zu drei neue Klassenzimmer und die daraus resultierenden Erweiterungen bei den anderen Räumlichkeiten nötig. Ebenso sollte alles unter einem Dach angesiedelt sein, d.h. praktische Übungsräume und Halbklassenzimmer am gleichen Standort wie die übrigen Räumlichkeiten – was heute nicht der Fall ist.
Im Sinn einer Gesamtschau wurde auch für die kantonalen Schulstandorte Ziegelbrücke und Mühlehorn (Gewerblich-industrielle Berufsfachschule GIBGL und Glarner Brückenangebote GBA) eine Raumbedarfsanalyse in Auftrag gegeben. Die Analyse kam zum Schluss, dass in Ziegelbrücke genügend Raum zur Verfügung steht, um die GIBGL und die GBA örtlich zu konzentrieren – wenn auch mit gewissen Abstrichen bei den Ansprüchen auf beiden Seiten. Der Schulstandort in Ziegelbrücke verfügt (inkl. Räume der GBA, der Überbetrieblichen Kurse und der Mensa/Aula, ohne Maurerzentrum und ohne Turnhalle) heute über ein Raumvolumen von zirka 52 000 Kubikmetern. Für die zeitgemässe Weiterentwicklung der GIBGL und der GBA besteht ein zusätzlicher Raumbedarf von rund 3000 Kubikmetern.
Für die Gesamtschau sind folgende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen:
- Das Dach der «alten Migros» ist sanierungsbedürftig. Eine Aufstockung und damit verbunden die Deckung von zusätzlichem Raumbedarf der Pflegeschule ist bautechnisch möglich.
- Der Kanton Glarus verfügt über vergleichsweise wenig gut ausgebildete Einwohner und gehört damit zu den Kantonen mit geringer relativer Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere herrscht im Industriekanton ein Mangel an Fachpersonen im technischen und industriellen Bereich. Ebenfalls ausgewiesen ist ein Bedarf an zusätzlichen Ausbildungsmöglichkeiten für Fachpersonen im Gesundheits- und Sozialbereich. Damit drängt sich hier ein Ausbau der Angebote, insbesondere auch bei der Berufsmaturität auf.
- Die Pflegeschule verfügt am Standort Glarus über keine eigene Turnhalle. Die Nutzungsmöglichkeiten fremder Hallen sind sehr beschränkt. Diese Problematik hat sich durch den Umzug der Sportschule in die Kantonsschule nochmals verschärft.
- Das Departement Bildung und Kultur ist derzeit daran, die GBA auch organisatorisch mit der GIBGL zusammenzuführen.
- In einem breit abgestützten Forum herrschte breiter Konsens, das Bildungsangebot in Ziegelbrücke im Bereich technische Berufsmaturität sowie bei den Tertiärausbildungen (HF, höhere Fachprüfungen, Berufsprüfungen) zu stärken. Explizit diskutiert und positiv beurteilt wurde die Idee der Verlegung der Pflegeschule nach Ziegelbrücke, auch mit Sicht auf finanzielle Vorteile durch die Beschulung ausserkantonaler HF-Lernender, die Möglichkeit zur Synergienutzung sowie flexiblerer Angebote.
Mögliche Varianten
Folgende Varianten wurden – nebst weiteren Untervarianten – näher geprüft:
- Variante A: «Alles in Ziegelbrücke»
Die Pflegeschule wird nach Ziegelbrücke verlegt. Die Einfachsporthalle in Ziegelbrücke wird durch eine Zweifachsporthalle ersetzt. Erste Kostenschätzungen rechnen mit folgenden Kosten:
- Neubau Schulhaus 13,3 Mio. Franken
- Neubau Zweifachturnhalle 5,7 Mio. Franken
- Einrichtung 1,2 Mio. Franken
.- Total 20,2 Mio. Franken
Ein allfälliger Erlös aus dem Verkauf der Liegenschaft in Glarus ist darin noch nicht berücksichtigt.
- Variante B: «Pflegeschule und GIBGL in Ziegelbrücke – GBA in Glaru»
Die Pflegeschule wird nach Ziegelbrücke verlegt. Die GBA ziehen im Gegenzug nach Glarus; es ist in Glarus maximal eine Aufstockung um ein Stockwerk nötig. Die Einfachsporthalle in Ziegelbrücke wird durch eine Zweifachsporthalle ersetzt.
- Diese Variante rechnet mit folgenden Kosten:
- Neubau Schulhaus 10,6 Mio. Franken
- Neubau Zweifachturnhalle 5,7 Mio. Franken
- Dachsanierung «alte Migros» 0,2 Mio. Franken
- Einrichtung 0,7 Mio. Franken
Total 17,2 Mio. Franken
- Variante C: «Anpassung Raumsituation nur für Pflegeschule in Glarus»
Die Pflegeschule bleibt in Glarus. Es wird nur das Verkaufsgebäude der «alten Migros» um zwei Stockwerke aufgestockt. In Ziegelbrücke sind keine grösseren baulichen Massnahmen geplant. Lediglich die Einfachturnhalle wird saniert.
Diese Variante verursacht folgende Kosten:
- Aufstockung «alte Migros» 4,0 Mio. Franken
- Provisorium für Bauphase 0,6 Mio. Franken
- Sanierung Einfachturnhalle 0,6 Mio. Franken
- Einrichtung «alte Migros» 0,3 Mio. Franken
- Total 5,5 Mio. Franken
Grundsatzentscheid für Vorwärtsstrategie (Variante A)
Aufgrund der notwendigen Entwicklung im Berufsbildungsbereich, der beschriebenen Abhängigkeiten sowie der Gegenüberstellung der baulichen Varianten kommt der Regierungsrat zum Schluss, dass Variante A die zukunftsträchtigste Lösung darstellt. Ein Ausbau des Standortes Glarus wäre zwar günstiger, lässt aber keine weitere Entwicklung zu und verhindert viele positive Effekte eines konzentrierten und gestärkten Berufsbildungsangebots auf dem Areal der Berufsfachschule in Ziegelbrücke. Der Entscheid für einen Ausbau am Standort Ziegelbrücke sichert dem Kanton Glarus die notwendigen Voraussetzungen, um den sich sehr rasch wandelnden Anforderungen im nachobligatorischen Bildungsbereich gerecht zu werden. Es geht jetzt nicht darum, ein Gebäude für heute zu erstellen, sondern für die nächsten 30 Jahre zu planen. Kurz zusammengefasst die Vorteile einer Verlegung der Pflegeschule an den Standort Ziegelbrücke:
Geografisch und verkehrstechnisch optimale Lage:
- Rekrutierung von Lehrpersonen und Mitarbeitenden ist einfacher.
- Standort ist attraktiv auch für ausserkantonale Lernende und insbesondere HF-Studierende, was einerseits zu relevanten zusätzlichen Einnahmen führen wird und andererseits dem viel genannten Braindrain entgegenwirkt.
Synergien:
- Eliminierung von Mietlösungen (alles unter einem Dach statt Flickwerk).
- Raumzuteilung, Spezialräume (Bibliothek, Chemie/Physikzimmer usw.).
- Aufenthaltsbereiche, Sporthallen, Mensa (heutige Auslastung ungenügend).
- Personalrekrutierung und -einsatz allgemein.
- Sekretariate, Support (Informatik, Geräte).
- Haustechnik, Hauswartung, Hausdienst.
Positionierung der Schulen in der Bildungslandschaft:
- Durch die Zusammenlegung könnten sowohl die Berufsmaturitätsangebote als auch die Tertiärangebote ausgebaut werden. In beiden Bereichen hinkt Glarus bezüglich der Abschlussquoten hinter den anderen Kantonen her.
- Finanzieller Zufluss durch ausserkantonale HF-Studierende.
- Ein attraktives Bildungszentrum im Tertiärbereich hätte Leuchtturmwirkung für potenziell zuziehende Firmen. Es sind zudem vermehrte Startups im Umfeld solcher Schulen zu erwarten.
Weiteres Vorgehen:
Es ist folgender Zeitplan vorgesehen:
– Budgetierung 2017, Finanzplan 2018–2021 Juni 2016
– Wettbewerb (Publikation Fachpresse usw.) Dez. 2016 – Juli 2017
– Kostenvoranschlag durch Architekten und Fachplaner Aug. 2017 – Juni 2018
– Beschluss Regierungsrat Sept. 2018
– Beschluss Landrat Feb. 2019
– Beschluss Landsgemeinde Mai 2019
– Bezug Neubau Juli 2022