Gut aufgestellt, stark gefordert

Die drei Glarner Gemeinden weisen Ende 2012 eine sehr solide Vermögenslage mit intakten Reserven aus. Insgesamt schliessen sie ihre Rechnungen mit rund 10 Millionen Franken Aufwandüberschuss ab. Das Gemeindefinanzrating 2012 schafft Transparenz und unterstützt die Gemeinden auf dem Weg zum mittelfristigen Rechnungsausgleich.



Der Kanton Glarus und die drei Gemeinden stellen sich ihrer zukünftigen Entwicklung mit ihrer einzigartigen Mischung aus Wohn-
Der Kanton Glarus und die drei Gemeinden stellen sich ihrer zukünftigen Entwicklung mit ihrer einzigartigen Mischung aus Wohn-

Zusammen kommen die Glarner Gemeinden 2012 auf einen Aufwandüberschuss von 10 Millionen Franken. Dieser kommt – trotz namhafter Einsparungen bei allen drei Gemeinden – aufgrund der Budgets 2012 und der Jahresrechnungen 2011 nicht überraschend. Ein Vergleich mit 2009 zeigt, dass die ehemaligen Gemeinden unter gleichen Bedingungen einen Aufwandüberschuss von 11 Millionen Franken ausgewiesen hätten. Die wichtigsten Treiber für das Ergebnis 2012 waren die gezielte Senkung der Gesamtsteuerbelastung für natürliche Personen auf den schweizerischen Durchschnitt durch die Landsgemeinde 2009, kombiniert mit zusätzlichen Lasten wie der Pflegefinanzierung oder der Teilrevision des kantonalen Bildungsgesetzes. Im Vergleich mit anderen Schweizer Gemeinden sind die drei Glarner Gemeinden bereits nach dem zweiten Jahr seit der umfassenden Gebiets-, Aufgaben- und Finanzreform erfolgsversprechend aufgestellt.

Starke Vermögens-, schwache Ertragslage


Die Vermögenslage ist insgesamt stabil. In der Bilanz veränderten sich Eigenkapital (209 Millionen Franken) und Nettovermögen (70 Millionen Franken) nur unwesentlich. Insgesamt übersteigen die Aufwände von 169 Millionen Franken die Erträge um 10 Millionen Franken. Der Hauptgrund sind die Steuerentlastungsmassnahmen, welche systembedingt bei den Gemeinden zu tieferen Steuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr geführt haben. Die Verwaltungskosten reduzierten die Gemeinden im Vorjahresvergleich um 8 Prozent. Die Nettoinvestitionen der Gemeinden belaufen sich auf 13,7 Millionen Franken. Rund ein Viertel dient dem Verkehr und je rund ein Zehntel den Bereichen Bildung, Wasserversorgung, Gewässerverbauung, Landwirtschaft und Alpen sowie Forstwirtschaft. Der Selbstfinanzierungsgrad beträgt insgesamt 24,5 Prozent.

Drei starke Gemeinden, ein wettbewerbsfähiger Kanton


Zur Erhaltung und Förderung der Standortattraktivität verfolgen der Kanton Glarus und die drei Gemeinden das gemeinsame Ziel einer soliden Finanzlage. Die anspruchsvollen finanzpolitischen Herausforderungen sind ein Spagat zwischen ausgeglichenem Haushalt und gesichertem Handlungsspielraum. Kanton und Gemeinden sind sich des Handlungsbedarfs bewusst und stellen sich im direkten Austausch mit der Bevölkerung und den Interessengruppen der Diskussion und Umsetzung zukunftsorientierter Lösungen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum mittelfristigen Rechnungsausgleich sind die Gemeindebudgets 2014, die mit einem Aufwandüberschuss von insgesamt 4,94 Millionen Franken ein deutlich tieferes Defizit als in den Jahresrechnungen 2012 ausweisen.

Ausgangslage und Entwicklung in Glarus Süd


Glarus Süd schreibt mit 1,6 Millionen Franken den kleinsten Verlust der drei Gemeinden. Das Rating stuft die Gemeinde wie im Vorjahr als «problematisch in einzelnen Kennzahlen» ein. Der Selbstfinanzierungsgrad beträgt 103,3 Prozent. Dieser Wert wurde erreicht, weil ein beträchtlicher Teil der geplanten Investitionen nicht realisiert werden konnte. Im Budget 2014 weist Glarus Süd ein Defizit von 2,3 Millionen Franken aus gegenüber einem veranschlagten Aufwandüberschuss 2013 von rund 6 Millionen Franken.

Thomas Hefti, Gemeindepräsident Glarus Süd:
«Der Unterhalt der Infrastruktur in der flächenmässig grössten Schweizer Gemeinde – knapp ein Prozent der Fläche der Schweiz oder zwei Drittel des Kantons Glarus – von Strassen und Waldstrassen, über Wanderwege, die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, bis zu den Liegenschaften und Alpen sowie den Bauten zum Schutz vor Naturgefahren einerseits und der tiefe Steuerertrag der bevölkerungsmässig kleinsten der drei Glarner Gemeinden andererseits, machen den mittelfristig ausgeglichenen Haushalt zum äusserst anspruchsvollen Ziel. Zudem rechnen wir nach Abschluss des Projekts Linthal 2015 mit dem Wegfall von mehr als der Hälfte der heute rund 2 Millionen Franken Quellensteuern. Dabei ist Glarus Süd ein idealer Wohnort für Familien und ein attraktiver Standort für Gewerbe- und Industriebetriebe. Der nahe Natur- und Erholungsraum sowie die Tourismusdestinationen Elm und Braunwald zeichnen uns aus. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist für Glarus Süd eine bessere Anbindung an das nationale Strassen- und Schienennetz von grosser Bedeutung. Entscheidend für uns ist ausserdem die Sicherung der Wasserrechte und dadurch der Zugang zu sauberer Energie als wesentlicher Standortvorteil.»

Ausgangslage und Entwicklung der Gemeinde Glarus


Der Aufwandüberschuss der Gemeinde Glarus ist 2012 mit 3,2 Millionen Franken aufgrund tieferer Steuereinnahmen um 1,4 Millionen Franken höher ausgefallen als erwartet. Der Selbstfinanzierungsgrad entspricht 22,6 Prozent. Das Rating stuft die Gemeinde unverändert wie im Jahr 2011 als «problematisch in einzelnen Kennzahlen» ein. Im Budget 2014 weist die Gemeinde Glarus ein Defizit von 1,3 Millionen Franken aus.

Christian Marti, Gemeindepräsident Glarus:
«Die Gemeinde Glarus ist als Kantonshauptort Kultur-, Bildungs-, Dienstleistungs- und Einkaufszentrum für eine ganze Region. Glarus ist durch seinen urbanen Charme in ländlicher Kulisse einzigartig vielseitig. Gemeinsam mit dem Kanton und den SBB investieren wir in den öffentlichen Verkehr, zum Beispiel mit der Erneuerung des Bahnhofs Glarus als regionale Drehscheibe. Mit dem neuen Richtplan als Grundlage für die Weiterentwicklung der Gemeinde erschliesst Glarus qualitativ hochstehenden neuen Wohnraum, stärkt die Innenstadt als Aufenthalts- und Einkaufsort, erhält und fördert Naturräume bewusst und legt grossen Wert auf die Abstimmung der Siedlungsentwicklung auf den privaten, öffentlichen und den Langsamverkehr. Wir haben schon 2010 erkannt, dass die Finanzen nach der Umsetzung der kantonalen Steuerstrategie und der Übernahme neuer Aufgaben eine zentrale Herausforderung in den Startjahren der neuen Gemeinde sein wird. Glarus verfügt über eine sehr solide Bilanz und ein hohes Kostenbewusstsein bei allen Verantwortlichen. Durch den mittelfristigen Rechnungsausgleich bis 2017, für den der Gemeinderat den Weg verbindlich bestimmt hat, können die aktuell kritischen Kennzahlen verbessert werden.»

Ausgangslage und Entwicklung in Glarus Nord


Die einwohnerstärkste Glarner Gemeinde schreibt 2012 einen Aufwandüberschuss von 5,1 Millionen Franken. Der Steuerertrag ist um 3 Millionen Franken tiefer als budgetiert ausgefallen. Glarus Nord weist durch den vergleichsweise hohen Anlagenbestand entsprechende Abschreibungen von 6 Millionen Franken aus. Im Ergebnis 2012 ist Glarus Nord als «angespannt» eingestuft. Dazu führten der Cash Loss von 1,3 Millionen Franken und der negative Selbstfinanzierungsgrad von 20,5 Prozent. Im Budget 2014 weist Glarus Nord ein Defizit von 1,35 Millionen Franken und einen Selbstfinanzierungsgrad von 43 Prozent aus.

Martin Laupper, Gemeindepräsident Glarus Nord: «Glarus Nord ist dem Siedlungsdruck aus der Region Zürich ausgesetzt. Zeichen dafür ist die erhöhte Bautätigkeit in der Gemeinde: In den nächsten Jahren sind mehrere hundert Wohneinheiten geplant. Dieses Wachstum stellt uns vor grosse Herausforderungen, mit denen auch grosse Chancen verbunden sind. In der Raumplanung nutzen wir diese Situation positiv, indem wir die Dorfzentren aufwerten, verdichten und Zersiedelung verhindern. Bei der Ansiedlung von Unternehmen sind der Anschluss an die Autobahn A3 und der Flugplatz Mollis besondere Standortvorteile. Unsere Aufmerksamkeit für die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde gilt der Infrastruktur, der Verkehrsverbindungen sowie der Erhaltung der Komplementär- und Naherholungsräume am Walensee, auf dem Kerenzerberg, im Oberseetal und im Niederurnertäli. Glarus Nord hat die finanziellen Problemstellungen erkannt und gibt Gegensteuer. Der Investitionsanteil beträgt im Jahr 2012 vernünftige 13,3 Prozent. Die Budgets 2013 und 2014 weisen bereits wieder einen positiven Selbstfinanzierungrad aus.»