«Ghackets mit Wörtli»

Angekündigt war das gar besondere Begegnen unter dem Titel «Ghackets mit Wörtli». Dem Vermuten öffnete das fast Tür und Tor. Handelt es sich da um ein neues Rezept aus dem Appenzellischen? Sind von Musik unterlegte Texte zu erwarten? Welche Geschehnisse wurden ausgewählt? Wer ist Christoph Sutter, der mit Nicolas Senn auftritt?



Hackbrett und Alltagslyrik – Nicolas Senn und Christoph Sutter in Schwanden (Bilder: p.meier)
Hackbrett und Alltagslyrik – Nicolas Senn und Christoph Sutter in Schwanden (Bilder: p.meier)

Der organisierende Kulturverein Glarus Süd ist ungemein kreativ, was die Auswahl an Anlässen betrifft. Interessierte begaben sich gerne ins Gemeindezentrum Schwanden. Trat man frühzeitig genug ein, erlebte man die ersten Überraschungen. Stand doch Nicolas Senn – noch ohne rote Tachtenjacke –im Saal und räumte Stühle weg. Die Beantwortung der ersten Frage war enorm logisch, hatte eine geradezu strategische Dimension. Damit waren die Besucherinnen und Besucher stillschweigend aufgefordert, vorne Platz zu nehmen – was sich recht positiv auswirkte. Man war sich näher, verstand Aussagen besser, konnte ab Bühne beim Mitsingen und dem hausgemachten Bewegen der Füsse besser beobachtet und korrigiert werden.

Wie gewohnt begrüsste Ruth Tüscher, Präsidentin des Kulturvereins. Nicolas Senn und Christoph Sutter benötigten ein Minimum an Requisiten. Das waren zwei Stühle, das sorgsam gestimmte Hackbrett und ein Manuskript und Verstärker. Dann ging es mit einem bunten Strauss an Munterkeiten los. Man liess sich gerne mittragen, war bald eingestimmt, spürte, dass zwei Profis agieren, die sich freundschaftlich und wertschätzend verbunden wissen.
Begonnen habe alles vor etwas mehr als 20 Jahrzehnten. Einst habe Nicolas Senn mit Sutters Tochter die Primarschule gemeinsam besucht und habe damals über ein ganz kleines Repertoire auf dem Hackbrett verfügt. Christoph Sutter habe dann mehr Spielstücke gefordert und mit einer gemeinsamen Tournee den Grundstein für den aktuell hohen Beachtungsgrad und die verdiente allseitige Anerkennung gelegt.
Nicolas Senn ist weit herum bekannt, wird oft eingeladen, ist – genau wie Christoph Sutter – sorgsam und humorvoll Betrachtender, beherrscht das Spiel auf dem Hackbrett und verfügt über ein sehr breit gefächertes Repertoire, das er immer noch weiter ausbaut, sich da und dort aufmerksam reinhört, mit andern musiziert. Er tut das in ungemein virtuoser Art, mal behutsam, dann wieder laut und kraftvoll. Er vermag mit seinem Spiel Träumende, Harmoniebedürftige, Kenner und Könner gleichermassen anzusprechen. Er lässt den Hinhörenden viel Raum, serviert Beseeltes, Bekanntes, tummelt sich in vielen Stilrichtungen. Seine bescheidene Art kommt bestens an.
Und mit der Dichtkunst des Sprachvirtuosen Christoph Sutter ist das genau gleich. Er ist der aufmerksame Betrachter, der Anteil nehmende Zuhörer. Für ihn liegt vieles bereits, das er in stimmungsvolle Gedichte einkleidet. Er zerlegt Wörter, formt um, reimt, stellt vieles geniesserisch fest, greift irgendwelche Themen auf, die sein Dichterherz bewegen. Und dann serviert er zuweilen Unerwartetes, tummelt sich in alltäglichen Begebenheiten, mahnt, ermuntert, hinterfragt. Er ist ein munterer, geselliger Unterhalter. Es sind beispielsweise Fragen zum Älterwerden, das Verhalten der Mutter, das Gebären, die Hackordnung mit dem Hackbrett. Der Ideenreichtum ist kaum zu bremsen.

Mit vielem wurde man bekannt gemacht, beginnend mit dem Kaffee – Biberfladen, endend mit «Anti – Jöö -Versen» und der einzigartigen, an 25 Beizen und über mehrere tausend Höhenmeter führende Königsroute in den appenzellischen Landen.
Und dazwischen lagen vergnüglichste anderthalb Stunden mit Musik, Herzlichkeit, Wortreichtum, geografischen, kulturellen und musikhistorischen Momenten. Das Publikum liebte die gebotene Vielfalt, fern jeglicher Belastung. Das tat gut, war gewiss willkommen.
Vieles war einbezogen, was schweizerischer Alltag, diesmal mit den Schwerpunkten Appenzell und Glarnerland, ist. Wechselreiche Botschaften kamen an, wurden mit herzlichstem Beifall verdankt.