Hanneli Musig – Jubiläum und Abschied

Im Gemeindezentrum Schwanden kam es auf Einladung des Kulturvereins Glarus Süd zu einem ganz besonderen musikalischen Begegnen. Was für Freude der Volksmusik angeboten war, war einem ganz bunten, farbenstarken und riesigen Blumenstrauss nicht unähnlich. Dank sorgsamem Auswählen, riesig munteren, kenntnisreichen Erläuterungen und einer Vielzahl von Instrumenten – von leidenschaftlichen Profis in meisterlicher Abgestimmtheit eingesetzt – ergaben sich rasch von viel Herzlichkeit und Anerkennung geprägte Momente, die allzu schnell verflossen.



Hanneli Musig – Jubiläum und Abschied

Die wohl einzigartige Reichhaltigkeit des verfügbaren Notenmaterials füllte dank der Baselbieterin Hanny Christen (1899–1976) einen Band nach dem andern, bis anno 2002 zwölftausend publizierte Melodien verfügbar waren, bis sich jene Momente ergaben, während denen aus dem Publikum die Nummer des jeweiligen Buchbandes und die damit verbundene Seitenzahl den Interpreten zugerufen und dann gespielt wurde. Das waren Wunschkonzerte der ganz besonderen Art, die von den Interpreten einiges abverlangte. Es mussten – so wieder in Bezug zur Aussage ab Bühne – Strukturen geschaffen werden, die nicht zu einem volkstümlich-musikalischen Wirrwarr führten. Der Umfang der Wunschkonzertstruktur wurde so gestrafft, dass nicht jedes Mal gegen 17 Kilo Notenmaterial mitgeführt und bereitgelegt werden musste.

Mit dieser Entwicklung und erdrückenden Vielfalt hatten sich Dani Häusler, Fränggi Gehrig, Ueli Mooser, Peter Gisler, Fabian Müller und Johannes Schmid-Kunz auseinandergesetzt, einige spielen seit 20 Jahren zusammen, für andere haben sich Wechsel ergeben.
Die Interpretierenden beherrschen verschiedenste Instrumente, sind auch für Gesangseinlagen bereit, lassen Blockflöte, Klarinette, Geige, Bass, Akkordeon und anderes aufklingen, als wäre das die einfachste Sache der Welt. Nie fehlen darf der Hut, das ist so etwas wie «äusseres Markenzeichen».

Was aus der verfügbaren riesigen Schatztruhe ausgewählt und zu Gehör gebracht wurde, war in jedem Fall hoch willkommen, wurde stets mit verdienter Herzlichkeit beklatscht. Ein «musikalischer Ohrwurm» löste den andern ab. Schmunzelnd nahm man wahr, wie viel Geschichten sich beispielsweise um Entstehung und Kontinente zuweilen überschreitende Ausbreitung ranken.
«Im Tannewald» entstammt Berlin, «O Susanne» hat mit «Trink mit mir ein Tröpfchen», zu tun, die landesweite Bedeutung des «Berner Marsches» (wichtiger als unsere Nationalhymne) hat sich einfach so ergeben – man erfuhr einiges, was so gut zu Herzschmerz, Schmalz und richtig Innigem, leicht Kitschigem passte.

Und wer sich in «Mein Mädchen ist ein Bienenschwarm» oder einfach «Träm-träm-träridi» reinhören und mitswingen wollte, konnte das problemlos und erfüllend mitvollziehen.
Es war schon bewundernswert, wie variantenreich ausgestaltet wurde. Nie hatte man den Eindruck, dass da einfach routiniert runtergespielt wurde.
Natürlich wurde mit Bezug auf die Pause auf CDs und Tranksame hingewiesen – das gehört einfach dazu. Aber vor diesem Moment genoss man ein wirbliges, langes Klarinettensolo von Dani Häusler – auch er in verschiedenen Formationen im Einsatz. Und dann waren es Stücke für Glarner – war es Zeit fürs kurzweilige «Wunschkonzert für Einheimische».

Hervorgekramt wurde der zehnte Band. Glarnerisches begann auf Seite 222 und zog sich lange dahin – über insgesamt 180 Seiten. Das waren die ab Bühne bekannt gegebenen Vorgaben. So kam es zu einem Walzer der Glarner Bauernkapelle. Regula-Polka, Schäfli – Schottisch, in Anlehnung an «Frau Schtirnimaa», Champagner-Galopp oder «Oh du lieber Augustin» – die Titelgebung war ebenso wechselreich wie die damit verbundene Musik. Und es wurde enorm sorgsam, variantenreich, mit riesigem Können und spürbarer Freude musiziert.

Und am Ende begaben sich alle von der Bühne in den Saal – mit Ausnahme des Bassisten, der sein riesiges Instrument nicht einfach mitnehmen konnte und dort verblieb, wo so kenntnisreich und vergnüglich ausgestaltet worden war.