Hans Fäh – zwischen Deutsch und Rätoromanisch

Es ist gewiss eher selten, dass sich Deutschsprachige dem Rätoromanischen derart intensiv widmen wie es bei dem in Mitlödi wohnhaften Hans Fäh der Fall ist. Einen bescheidenen Teil seines Schaffens durfte man anlässlich der Lesung mit Gedichten von Arnold Spescha und seinem Übertragen in die deutsche Sprache erfahren; erspürend, dass da mit grosser Behutsamkeit und hohem Einfühlungsvermögen vorgegangen worden ist.



Arnold Spescha
Arnold Spescha

Auf Anfrage gibt der im Jahre 1944 geborene Hans Fäh an, dass er sich ausgerechnet während verschiedener Militärdienste im Bündnerland – dies in den Sechzigerjahren – an der rätoromanischen Sprache und Kultur zu interessieren begann. Berufsbedingt fand der ausgebildete Bibliothekar (Bern, 1988 – 1991) während der alltäglichen Arbeit in der Landesbibliothek Glarus (ab 1991 bis 2007) nicht immer genügend Zeit, um sich mit der bündnerischen Sprache und Kulturellem so zu befassen, wie ihm lieb gewesen wäre. Das änderte ab 2009 gewaltig. Er arbeitete am Lexikon der Schweizer Autorinnen und Autoren von Bibliomedia Schweiz mit und lektorierte verschiedene Bücher und wissenschaftliche Arbeiten. Zudem übersetzte er Gedichte, darunter einige von Arnold Spescha.

Dass es für Hans Fäh mit dem vertieften Auseinandersetzen des Rätoromanischen gar intensiv weiterging, hat mit einem ganz besonderen Geschenkgutschein zu tun. Den erhielt er anlässlich seiner Pensionierung – für den Besuch eines Romanischkurses in Scuol. Er löste ihn vor gut sieben Jahren ein und befasst sich seither mit Vallader, dem Unterengadiner Idiom. Regelmässig belegt er einen oder zwei Kurse in Scuol oder Sent.

Er ist gewiss nicht der Einzige, der das Rätoromanische wegen seiner Melodie schätzen gelernt hat. Er liebt den sprachlichen Wohlklang und die Kultur gleichermassen. Er betont, dass er seither viele interessante neue Menschen kennengelernt habe und dass sich so etwas wie eine neue Welt aufgetan habe. Das regelmässige Lesen des einzigen rätoromanischen Presseerzeugnisses «La Quotidiana» und das Befassen mit literarischen Texten, Radiobeiträge und Lektüre bringen es seit bald acht Jahren mit sich, dass Hans Fähs Kenntnisse eine deutliche Vertiefung erfahren haben.

Zum Kontakt mit Arnold Spescha kam es, weil er einst eine Neujahrskarte ausgestaltete und ein Gedicht dieses Autors als Begleitung auswählte. Er fragte an, ob er das verwenden dürfe. Es kam dann die Gegenfrage, ob er nicht mit ihm Gedichte zum Thema «Wetter» ins Deutsche übertragen wolle. Hans Fäh hatte zuvor bereits für ein Schweizer Autorenlexikon ein Porträt über diesen Dichter verfasst. Eine sehr gute Freundschaft verbindet seither die zwei Personen.

Hans Fäh, einst Primarlehrer mit Ausbildungsort Rorschach und beruflicher Tätigkeit in Baar, ist in beneidenswerter Art vielseitig. Einst besuchte er ab 1974 während fünf Jahren – berufsbegleitend – die Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern, hielt sich ab 1979 während neun Jahren als Mitarbeiter in einem Reisebüro in Britisch-Kolumbien (Kanada) auf, um sich nach der Rückkehr in die Schweiz mit Büchern und der rätoromanischen Sprache zu befassen. Er ist viel unterwegs, oft per Velo im In- und Ausland; dies ausdauernd und auf gute Art wissbegierig.

Und wenn wieder einmal das Rätoromanische Vorrang hat, begibt er sich beispielsweise an Kolloquien von Mavina Puorger in Zürich oder hält sich an romanischen Literaturtagen in Domat/Ems auf.

Langeweile ist für ihn ein Fremdwort, eine Lebensform, die er gar nie aufkommen lässt.