Hans Meier, alt Gemeindepräsident, Landammann, Ständerat (1920 - 2008)

„Die Grösse eines Flusses wird erst an seiner Mündung begriffen, nicht an seiner Quelle.“ Dieses Zitat von Theilhard de Chardin im Kanzelwort von Pfarrer Hermann Hungerbühler, der mit Dekan Hans Mathis den Beerdigungsgottesdienst hielt, trifft auf das Leben und Wirken des Hans Meier trefflich zu.



Hans Meier
Hans Meier

Der in Niederurnen am 17. September 1920 geborene, in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Hans Meier arbeitete nach Abschluss seiner Kaufmännischen Lehre in einer Textilfabrik in Schwanden als Kaufmann bei der Eternit AG in Niederurnen und in der Pinselfabrik in Näfels. Er wurde aber schon als 27-Jähriger in den Niederurner Gemeinderat gewählt. Diesem gehörte er von 1947 bis 1968 an, davon neun Jahre als Gemeindepräsident. Schon 1953 wählten ihn die Niederurner in den Landrat, in dem er 13 Jahre wirkte und von 1962 bis 1963 Landratspräsident war. 1966 wählte ihn die Landsgemeinde in den Regierungsrat, dem er 20 Jahre angehörte, acht Jahre als Vorsteher des Departements des Inneren und zwölf Jahre als Finanzdirektor. Unter seiner Aegide wurde in der Kantonalen Verwaltung die EDV eingeführt. 1972 wurde er Landesstatthalter und von 1973 bis 1978 stand er der Regierung und der Landsgemeinde als Landammann vor. Unmittelbar danach wurde er als erster Glarner Vertreter der CVP in den Ständerat gewählt, dem er bis 1990 angehörte und allenthalben grosses Ansehen genoss.

 

Emil Fischli, der mit ihm zwölf Jahre im Regierungsrat war, würdigte den Verstorbenen in seiner Trauerrede:„...In all diesen lokalen, kantonalen und eidgenössischen Ämtern wurde er weit über die Parteigrenzen hinaus wegen seiner menschlichen und fachlichen Qualitäten hoch geschätzt. Er machte nicht auf Karriere, er diente Land und Volk von Glarus. Es war ihm stets ein grosses Anliegen, seine amtlichen Verpflichtungen mit Sachkenntnis und immer gründlich vorbereitet zu erfüllen. - Seine umgängliche Art, seine Zuverlässigkeit und seine Liebenswürdigkeit machten es ihm auch leicht, Zugang zu andern und Anders-Denkenden zu finden. Durch seine Gradlinigkeit, seine Sach- und Aktenkenntnis - wobei ihm sein ausserordentlich gutes Gedächtnis, auf das er sich bis zu seinem Lebensende stets verlassen konnte, sehr geholfen hat - erwarb er sich das Vertrauen und den Respekt seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger, seiner Kollegen und seiner Mitarbeiter...“

 

Noch ehe er seine politische Karriere antrat, gründete er 1952 ein eigenes kaufmännisches Unternehmen, das er, soweit es sein politisches Engagement erlaubte, bis 1988 pflegte. Weitgehend vergessen ist sein kämpferischer Einsatz im Zusammenhang mit der Loslösung der Niederurner Kirchgenossen von der Kilchhöri Oberurnen zu einer eigenen selbständigen Kirchgemeinde. Viel Herzblut hatte er für diese Körperschaft als kompetenter Finanzfachmann bis vor wenigen Jahren; die Veränderungen nicht immer zum Vorteil des Ganzen konnte er nur schmerzlich verwinden, blieb aber seiner Lebtag ein treuer Niederurner Kirchgänger.

„...Hans Meier bleibt für alle, die ihn persönlich und näher kannten als eine einmalige Persönlichkeit unvergesslich, dank seiner beieindruckenden Bescheidenheit trotz politischer Erfolge, dank seines absolut integren Charakters in allen Belangen, mit seinem sozialem Verständnis und seiner Grundsatz-Treue!...“ So das Fazit seines Regierungsratskollegen Emil Fischli.

Die Präsenz der ehemaligen Ständeratspräsidenten Markus Kündig, Zug; Dr. Jakob Schönenberger, St. Gallen; Dr. Luregn Mathias Cavelti, Graubünden: Dr. Alois Dobler, Schwyz, (krankheitshalber verhindert war Xaver Reichmuth, Schwyz), und alt Bundesrat Dr. Arnold Koller waren eine eindrückliche Demonstration der Kollegialität und Wertschätzung weit über ihre Ratstätigkeit hinaus. Die Glarner Regierung, auch mehrere ehemalige Regierungsräte, und die Verwaltung waren, angeführt von Frau Landammann Marianne Dürst, mit einer stattlichen Delegation anwesend.

Im Mai 1947 lernte Hans Meier Annelies Ott kennen und führte sie am 12. September 1949 zum Traualtar. So konnte man den schlichten, aber liebevollen Abschiedsworten der Tochter Annelies entnehmen. Wie die Familie bis zur Kinderschar von drei Mädchen und drei Buben wuchs, so wurde auch sein Engagement in der Politik grösser. Dies war nur möglich, weil ihn seine Frau Annelies im familiären Bereich entlastete und ihm zur Seite stand. „Gerne erinnern wir uns an das liebevolle Daheim, das wir hatten, ganz besonders an jene Stunden, in denen unser Däddy ganz für uns da war.“ Nach seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben 1988 und aus der Politik 1990 konnte er sich voll der Familie zuwenden. Die Goldene Hochzeit und überraschende Ausflüge und Reisen beglückten alle. Nun hatte er Musse zum Lesen und Zeit für seine Briefmarken. Mit grossem Interesse verfolgte er weiterhin das Zeitgeschehen und vor allem die Ereignisse in unserem Kanton.

Leider machten ihm seit dem Frühjahr 2008 gesundheitliche Beschwerden immer mehr zu schaffen. Er verlor zusehends an Lebenskraft und musste am 11. Oktober ins Kantonspital eingeliefert werden. Am Montagmorgen des 13. Oktober 2008 verliess er seine Familie, uns alle und seinen geliebten Kanton für immer. Er hatte - wie Pfarrer Hermann Hungerbühler eingangs sagte - die Mündung erreicht. Doch... „dort bei der Mündung beginnt der weite, riesige Ozean der Unendlichkeit. Er wird eins mit ihm.“ Der rührende Abschied auf dem Friedhof durch die Harmoniemusik Niederurnen-Ziegelbrücke, die wunderbare musikalische Gestaltung durch Organist Christian Enzler und Klarinettist Patrik Noser, der gemeinsame Gesang der Trauergemeinde, der schlicht gestaltete Gottesdienst hätten Hans Meier mit Sicherheit gefreut. „Nun“ - so der Priester - „ist Hans Meier in den Schoss seines Schöpfers zurückgekehrt. Und dort kann er von seinen Mühen ausruhen und seine Taten gehen mit ihm.“

Wir zollen ihm Hochachtung und Respekt und werden ihn in lieber Erinnerung behalten.