Heimat ist dort, wo die Berge sind

Der Titel des Volksmusik-Siegersongs hätte dem Maler Heinz Leuzinger vielleicht ein zustimmendes Nicken entlockt, ganz sicher aber ein Lächeln. Berge, ja, die waren sein Leben, seine Heimat. Auf jede nur mögliche Weise hatte Heinz Leuzinger seine Berge erlebt. Erlebt im wahren Sinn des Wortes.


Hannes Hochuli, verantwortlich für den Hotelbetrieb des Lihn in Filzbach, hiess die zahlreichen Vernissage-Gäste herzlich willkommen. Er gab der Freude Ausdruck, dass die Lihn-Galerie den vierteiligen Glarner Ausstellungs-Zyklus mit Bergbildern, der sich bis ins Jahr 2009 erstreckt, eröffnen darf. Leider, so bedauert Hannes Hochuli, sei ihm eine direkte Begegnung mit dem Maler nicht vergönnt gewesen. Seine Bemühungen, mit dem Maler in Kontakt zu kommen, seien leider an beidseitigen Terminschwierigkeiten gescheitert. Und letztlich hatte der unerwartete Tod des Malers alle Ausstellungs-Pläne beendet. Umso schöner sei nun die Begegnung mit den Werken Heinz Leuzingers, die so voll urwüchsiger Kraft sind und viel über die aussergewöhnliche Persönlichkeit des Malers aussagen.

Ein Freund hält die Laudatio

Lange Jahre waren sie über ihre Bergleidenschaft verbunden, die Bergsteiger und Maler Leuzinger und sein Freund Albert Schmidt. Wie kaum ein zweiter wusste der Laudator die Person des verstorbenen Künstlers zu charakterisieren. Für Leuzinger waren die Berge weder ein Spielplatz für das Kletterhobby, sie waren auch keine Objekte der Eroberung und ebenso wenig eine Sportarena, in der Höchstleistung angestrebt werden. Für ihn, den militärischen Alpininstruktor, den Kletterer und Bergführer, den Gleitschirmflieger und Strahler waren die Berge ganz einfach sein Lebensraum, in dem er atmen und gedeihen konnte. Hier begegnete er der Natur hautnah. Er schätzte die Bergbauern, die ihre kleine Welt so hart verteidigen müssen und er freute sich an jeder Begegnung mit ihnen.

Bergseil mit Stift und Pinsel vertauscht

Nach der Pensionierung schränkten zunehmende Hüftbeschwerden die oft abenteuerlichen Unternehmungen Leuzingers ein. Er fand in der Malerei die Möglichkeit, sich auf andere, ebenso intensive Weise dem Berg zu nähern. Mit geschultem Blick beobachtet er Sonne und Schatten an den Felswänden, skizzierte, hielt die Kühle der Gletscher mit dem Aquarellpinsel fest. Es ist nicht mehr der Blick des Kletterers auf den Berg in seinen Bildern, aber auch nicht des sorglosen Naturbewunderers. Der Laudator fasst es zusammen:" Mir scheint, der Berg ist zur Projektion des Kunstmalers geworden, der nicht mehr physisch mit ihm und seinen schwierigen Routen verbunden ist. Die schweren Klettertouren sind nur noch Erinnerungen. Der Blick beider, Bergfliegers wie Bergmaler, streift in tiefer Zufriedenheit über das vertraute Bergmassiv, zugleich auch schnell und flüchtig." Heinz Leuzinger wurde dank seiner Malerei zu einem aktiven und sehr geschätzten Mitglied der "Gilde Schweizer Bergmaler GSB".

Sehenswerte Ausstellung

Wer ihm Lihn zu Gast ist, dem zeigt sich eine herrliche Rundsicht von Bergketten. Berge also draussen wie auch drinnen in den Räumen der Lihn-Galerie. So vielseitig wie die Bergmassive in den Bildern sind auch die angewandten Techniken. Es scheint, als ob der Maler sich zuerst kleinformatigen Aquarellen zuwandte, deren Konturen er mit Tusche nachzeichnete. Fein und filigran sind die Bilder, die Leuzinger mit dem Graphitstift festgehalten hat. Aber erst die grossformatigen Acrylgemälde offenbaren die wahren Dimensionen des Tödi, des Wetterhorns, der Clariden-Nordwand oder Dolomitentürme - um nur einige wenige zu nennen.