Heks: «Renzo hilft Vladimir»

Einen nachdenklichen und doch hoffnungsvollen Renzo Blumenthal erlebten die Glarnerinnen und Glarner am Vortrags- und Gesprächsabend der Reformierten Landeskirche in Ennenda.



Renzo Blumenthal referierte als Botschafter der Heks-Kampagne «Bauern helfen Bauern» über die dramatische Lage in Moldawien. (Bild: mkuhn-baer)
Renzo Blumenthal referierte als Botschafter der Heks-Kampagne «Bauern helfen Bauern» über die dramatische Lage in Moldawien. (Bild: mkuhn-baer)

Die Situation in Moldawien habe ihm die Augen geöffnet und sei ihm sehr eingefahren, sagte Renzo Blumenthal, Mister Schweiz 2005 und Bio-Bauer aus Vella GR, am Mittwochabend im Gesellschaftshaus Ennenda. Er hatte im Sommer vergangenen Jahres zusammen mit Vertretern des Hilfswerkes der Evangelischen Kirchen Schweiz, Heks, das ärmste Land Europas besucht. Unter anderem auch Vladimir Tincu auf dessen Hof in Sofia, einem kleinen Dorf im Norden des Landes.

Wissen fehlt

«Es ist in Moldawien so wie in den Bündner Alpen vor 50 bis 70 Jahren. Die Menschen können jede Hilfe gebrauchen», sagte Renzo Blumenthal, Botschafter der aktuellen Heks-Kampagne «Bauern helfen Bauern. Weil Wissen weiterwächst». Zusammen mit Hanspeter Bigler, Leiter Kommunikation des Heks, stellte er das Land zwischen Rumänien und der Ukraine und vor allem auch dessen Probleme vor. Die Landbevölkerung findet kaum mehr ein Auskommen. Die Felder werden noch immer mit Ross und Wagen gepflügt, weil selbst einfachste Maschinen fehlen; Wasser gibt es nur in schlechter Qualität aus dem Ziehbrunnen.

Vielen Bauern, die früher auf Kolchosen gearbeitet haben, fehlt es zudem an Wissen darüber, wie sie aus ihrem Land einen Gewinn erwirtschaften und damit ihre Familien ernähren können. «Das hat mich am meisten beeindruckt. Die Bauern leisten einen enormen Aufwand für einen geringen Ertrag», sagte Renzo Blumenthal. Hier hakt das Heks ein: Rumänische Bauern vermitteln dieses Wissen mit Unterstützung des Hilfswerkes an ihre Kollegen im armen Nachbarland. Vladimir Tincu zum Beispiel ist 500 Kilometer weit nach Rumänien gefahren und hat dort auf verschiedenen Bauernbetrieben viel über Viehhaltung, Fütterung, Hygiene, Verarbeitung und Vermarktung erfahren.

Das Heks bietet in Moldawien zudem technische und finanzielle Unterstützung (mittels Mikrokrediten), es hilft bei der Instandsetzung von Schulen, hat einen Hauspflegedienst (Spitex) aufgezogen und führt ein Sozialzentrum für Kinder und Jugendliche. Es unterstützt die Menschen im armen Land, damit sie sich eine Perspektive für die Zukunft schaffen können. So sollen die Abwanderung und der Wissensverlust bekämpft werden mit dem obersten Ziel, allen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Ein Funken Hoffnung

Renzo Blumenthal, der das Projekt zunächst skeptisch beurteilte («zuerst müssen wir schauen, dass es den Schweizer Bauern besser geht»), steht heute voll und ganz dahinter: «Es ist ein Funken Hoffnung für ein Land, das jetzt dringend Unterstützung braucht.» Für den kommenden Sommer hat er denn auch moldawische Bauern zu sich auf den Hof ins Bündnerland eingeladen.

Rund eine Stunde lang beantworteten die beiden Referenten nach den eindrücklichen Schilderungen die vielen Fragen der rund 50 Anwesenden – mehrheitlich Frauen im Alter zwischen vielleicht zwölf und 75 Jahren. Und dann kam der grosse Ansturm auf ein Autogramm vom schönen und sympathischen Ex-Mister-Schweiz: Getrauten sich zunächst nur die Jüngeren nach vorne, taten es ihnen nach und nach immer mehr Ältere gleich. Am Schluss waren sämtliche Autogrammkarten weg.

Infos: www.heks.ch