Herbst: golden oder grau

Goldgelbe Blätter und stahlblauer Himmel – oder alles grau und trüb: Der Herbst hat viele Facetten. Schöne und belastende.



Der Herbst hat viele Facetten. (Bild: mb)
Der Herbst hat viele Facetten. (Bild: mb)

«Heute ist richtiges Novemberwetter», sagt mein Mann am Sonntagmorgen. Grund genug für mich, die Decke über den Kopf zu ziehen und weiterzuschlafen. Irgendwann aber stehe ich doch auf. Der Blick aus dem Fenster bestätigt meine Befürchtungen. Es regnet, alles ist grau und trüb. Zudem hat es schon tief hinunter geschneit. Kein Wunder, liegen die Temperaturen doch selbst am Mittag gerade noch bei drei Grad!

Welch ein Gegensatz zum Traumwetter vor einer Woche. Die Sonne strahlte von einem tiefblauen Himmel und liess die farbigen Blätter noch goldener leuchten. Wir machten eine Passfahrt und genossen das milde, warme Wetter auf einer leichten Wanderung. In Ruhe und Einsamkeit. Es war einfach nur herrlich.

Ja, der Herbst vereint viele Gegensätze in sich. Er lockt mit Trauben, Pilzen, Wildspezialitäten, Marroni, Kürbissen und vielem mehr. Erntezeit also. Die Natur zieht sich aber auch zurück. Die goldgelben Blätter fallen zu Boden, die Bäume werden kahl. Die Terrassen leeren sich ebenfalls: Die Kübelpflanzen müssen eingeräumt werden. Wenn möglich vor dem ersten Frost.

Zudem werden die Tage kürzer, und die Dunkelheit nimmt immer grösseren Raum ein. In Glarus verschwindet die Sonne nun bereits kurz nach halb zwei Uhr nachmittags hinter dem Vorderglärnisch. Kaum zu glauben: Kurz zuvor strahlt noch die Sonne, dann müssen die Lampen im Haus drin angezündet werden. Wobei andere Regionen vom Nebel geplagt sind und froh wären, wenigstens bis nach dem Mittag die Sonne geniessen zu können. Da haben wir es ja gut im Glarnerland.

Je älter ich werde, desto zwiespältiger wird mein Verhältnis zum Herbst. Den goldenen Oktober liebe ich, der graue November bereitet mir zunehmend Mühe. Gerade Tage wie heute schlagen mir aufs Gemüt. Obwohl es auch reizvoll sein kann, in der wohligen Wärme zu Hause auszuruhen, ein Buch zu lesen und eine Kerze anzuzünden. Aber daran muss ich mich zuerst wieder gewöhnen. Bis es so weit ist, werde ich wohl noch einige Tassen Johanniskrauttee trinken müssen. Der hilft mir zum Glück. Und wenn im Dezember das Licht mit dem Advent zurückkommt, geht es mir auch wieder besser.