Herr Rumpelpumpel fliegt weg

Coronavirus – Zeit und verständliche Notwendigkeit, in den eigenen vier Wänden zu verweilen. Bundesrätliche Forderungen, die für alle gelten, die einzuhalten sind. So ist das Wegreisen, Rumstaunen, Erfahren und Erfassen nur in Gedanken möglich. Eine fantasievolle Hilfe ist mit dem für Kinder und Junggebliebene illustrierten und getexteten Buch von Herrn Rumpelpumpel gegeben. Verfasser ist Jakob Martin Strid.



4. Buchbesprechung (p.meier)
4. Buchbesprechung (p.meier)

Ist nicht schon der dänische Originaltitel «Da Lille Madsens hus blaeste vaek» kreative Einstimmung? Damit man sich als Fremdsprachiger nicht durch wundersam Melodiöses durchkämpfen muss, hat Sigrid C. Engeler fürs Übertragen ins Deutsche gesorgt. Schon dem ersten Bild sieht man an, dass es im kleinen Städtchen an der Steilküste total anders als gewohnt zu- und hergeht. Einstimmend heisst es. «Ein gewaltiger Sturm fegte über die kleine Stadt an der Steilküste. Er riss an den Dächern, ruckelte an den Fenstern und rüttelte an den Bäumen. Die Menschen blieben in ihren Häusern».

Alles steht schief. Das direkt am Steilhang stehende Häuschen ist gar nicht mehr geerdet. Dessen Eingangsbereich ist samt Geländer bereits in der Luft. Dächer lösen sich, Geschirr, Stiefel, Küchenstühle, Bäume, Hüte, eine Kloschüssel, Bretter, ein Zweirad und anderes sausen alle in die gleiche Richtung. Am stärksten betroffen ist das Haus des kleinen Herrn Rumpelpumpel, es steht derart exponiert. Nun reisst eine kräftige, echt bösartige Böe das Häuschen samt Herrn Rumpelpumpel weg. Seine verständliche Frage: «Wo werde ich wohl enden?» Das Schicksal meint es gut mit ihm – wenn da von «gut» berichtet werden kann. Die Reise geht über die Schlucht. Rumpelpumpels Haus landet auf der Spitze des hohen, kaum bezwingbaren Bein-Brecher-Bergs.

Und auf der anderen Seite klagen die Zurückgebliebenen, bis sie den kleinen Rumpelpumpel rufen hören: «Huhu, hier oben bin ich!» Man ist sehr, sehr solidarisch. Dem lieben Mitbewohner soll subito geholfen werden. General K. Putt stellt die riesige Kanone auf. Daran ist ein langes, ganz langes Seil samt Harpune befestigt. Das Kanonenrohr wird gegen die Bergspitze gerichtet. An der Spitze hängt schon mal ein Schinken, auf dass Herr Rumpelpumpel was zu essen kriege.

Der Knall ist riesig. Der General hat das in jeder Beziehung super gemacht. Seil und Harpunenspitze verfangen sich in der hölzernen Wand des Häuschens. Rumpelpumpel kann den Schinken gut lösen. Die Einwohner sind riesig hilfsbereit. Dank verfügbarem Seil wird ein veritables Bähnchen erstellt. Die Solidarität ist schon fast überbordend hoch. Topflappen, Hufeisen, Brot, Einrad, Blumen samt Vase, Buch, Plattenspieler – das Seil ist übervoll, Gleiches ist auch bald im Häuschen der Fall. Es füllt sich zusehends. Und in der Nacht schläft im Städtchen fast niemand. In Gedanken weilt man beim Gestrandeten auf dem Berg.

Bürgermeister Boll stellt einen Rettungstrupp mit den Erfahrensten und Bergkundigsten zusammen. Sie sollen Rumpelpumpel unter allen Umständen retten, auch wenn es deren letzte Tat sein sollte.

Es wird mit dem Aufstieg begonnen. Alle schauen enorm kritisch zu.
Rumpelpumpel wartet, wissend, dass sein Häuschen an Gewicht dramatisch zugenommen hat. Man weiss nicht recht, wie es dazu kam, dass sich das Häuschen neigte, Fahrt aufnahm und mit irrem Tempo zurückflog – wieder auf den angestammten Platz. Die Ehrung der heldenhaften Retter samt Anbringen einer Gedenktafel am Fusse des Bergs, die Überreichung der Medaille an Herrn Rumpelpumpel und eines kleineren Exemplars an dessen Hund Wuffi und die riesige Feier im Dorf – natürlich samt Reden des Generals und des Bürgermeisters sind versöhnliches Ende dieses wirbligen, herrlich illustrierten und getexteten Geschehens.