Herzliche Gratulation

Liebe Mutter, ich gratuliere dir herzlichst zu deinem ::.?? Geburtstag und wünsche dir alles Gute und gute Gesundheit. So habe ich meiner Mutter dieses Jahr zu ihrem Geburtstag gratuliert. Welches Alter war mir bei dieser Gelegenheit aus gebührendem Anstand entfallen. Ganz erstaunt sah mich meine Mutter an und fragt mich welchen Geburtstag? Meinen hatte ich bereits vor drei Wochen. Autsch. Welch ein Faupax. Wie konnte mir das nur passieren?


Das ganze begann Ende vergangenen Jahres als ich ganz entschieden und selbstsicher erklärte, dass ich im kommenden Jahr für die verschiedenen Gratulationen zuständig sein werde. Bisher hat diese Aufgabe meine Frau mit einer Selbstverständlichkeit und Lockerheit sondergleichen erfüllt. Neidvoll habe ich jeweils zur Kenntnis nehmen müssen, wie meiner besseren Hälfte für die Aufmerksamkeiten gedankt wurde. Ich stand jeweils als unbedeutendes Anhängsel daneben und durfte mich dann hinten in der Reihe der Gratulanten anstellen. Diesem „unwürdigen“ Zustand wollte ich nun abhelfen.

Die ersten Gebrutstage fallen bei uns jeweils im Januar an. Einmal hat meine Schwester und auch meine Gemahlin Geburtstag. Aber wer wann? Also habe ich am 21. Januar meiner Schwester herzlichst gratuliert und mir vorgenommen, meine Frau dann am 25. Januar mit einem tollen Geschenk zu überraschen. Weit gefehlt. Meine Frau hatte zu meinem grossen Frust am 21. meine Schwester dann erst am 25. Januar Geburtstag. Ein Fiasko sondergleiche bahnte sich an. Zum Glück habe ich den Fehler noch fast rechtzeitig bemerkt, sodass ich meine Frau doch noch mit einem – leider etwas bescheideneren Geschenk – überrraschen konnte. Den Geburtstag meiner Schwester habe ich dann prompt vergessen. Zum Glück wohnt sie in Zürich und ich konnte mich einen Tag später noch irgenwie herausreden.

Dann kam wie erwähnt der Gebrutstag meiner Mutter. Dies sollte mir nun aber eine Lehre sein. Denn der nächste Termin durfte ich auf keinen Fall vergessen. Unser Hochzeitstag. Der vievielte? Fragen sie mich lieber nicht, ich weiss nur, das wir mehr als 30 Jahre glücklich verheiratet sind. Zu Beginn unserer Ehe hätte ich am liebsten jede Woche Hochzeitstag gefeiert. Dann kamen die Kinder auf die Welt. Ich musste mich darauf konzentrieren, neben dem Gebrurtstag meiner Frau die Geburtstage meiner beiden Knaben nicht zu vergessen. Zu Beginn gelang auch das sehr gut. Es ist verrückt, je länger man verheiratet ist und je älter die Kinder werden,umso grössere Probleme hatte ich, mir die Daten zu merken. Mit Glück, vielen Klimmzügen gelang mir das über viele Jahre mit Erfolg.

Da ich nun dieses Jahr die Verantwortung für die verschiedenen Feiern übernommen hatte musste ich mich natürlich auch ganz speziell auf unseren Hochzeitstag konzentrieren. Nun stellt sich bei mir aber die Frage feiert man den Tag der Zivilhochzeit oder der kirchlichen Trauung. Aus Sicherheitsgründen habe ich mir dann beide Daten rot im Kalender angestrichen. Dieser Kalender lag aber eben an diesem Tag zu Hause, ich befand mich den ganzen Tag auf einer Geschäftstreise und habe prompt den ersten Tag verpasst. Zum Glück hatte ich ja noch den zweiten Tag in Reserve. Also ausgerüstet mit einem grossen Blumenstrauss gratulierte ich meiner Frau eben zu diesem Hochzeitstag. Wie überrascht war ich dann aber, dass meine Frau nur beschränkte Freude zeigte. Auf die Frage warum erklärte sie mir, dass wir seit über dreissig Jahren – so lange sind wir schon verheiratet – den Tag der Zivilhochzeit feiern. Aber hallo, wieder voll daneben.

Dies war im Mai, nun kommen noch 7 weitere Monate mit vielen Geburts- Hochzeits- und anderern Tagen. Und alle erwarten von mir (uns) eine Gratulationskarte oder ein kleines Präsent. Wie soll ich das nur schaffen? Oder besser gefragt wie schafft das meine Frau?

Ich habe entschieden, nicht mehr weiter zu grübeln und diese Aufgabe ab sofort wieder an meine Frau zu delegieren. Sie bewältigt das mit einer Souveränität sondergleichen und es ist auch nicht mehr so wichtig, wenn ich bei den Gratulanten wieder hinten anstehen muss und mein Frau die wohlverdienten Lorbeeren erhält. Neidlos muss ich anerkennen dass eine Frau diese Aufgabe leichter, mit grösserer Liebe und Begeisterung erfüllt. Übrigens ich habe am 17. Geburtstag, ich hoffe meine Frau vergisst dieses Datum nicht.