Hilfe, die sich später auszahlt

Rüstige Rentner helfen Betagten. Die Zeit dafür wird den Helfern verbindlich gutgeschrieben und lässt sich später einziehen. Das Modell macht Schule. Im «GH»-Saal liessen sich viele Personen über das Zeitgutschriftenmodell informieren.



Mitglied des Vereins Kiss.
Mitglied des Vereins Kiss.

Auf Einladung der CVP des Kantons Glarus informierte Ruedi Winkler, Mitglied des Vereins Kiss, über eine neue Form der Nachbarschaftshilfe. Sie geht über die spontane Hilfsbereitschaft hinaus, weil sie organisiert ist und den Helferinnen und Helfern die Aussicht bietet, später einmal ebenfalls in den Genuss des Unterstützungsangebots zu kommen. Denn im Zeitgutschriftenmodell wird über die geleisteten Hilfestunden Buch geführt. Benötigen die Helfer später einmal als Betagte selber Hilfe, können sie ihre Einsatzstunden geltend machen.

Aufgrund des demografischen Wandels wird die Schweiz vor eine grosse Herausforderung gestellt. Bereits im 2050 werden zirka 30% der Bevölkerung über 65 Jahre und älter sein. Gemäss Ruedi Winkler ist das Zeitgutschriftenmodell eine «vierte Säule», die sich ideell neben den finanziellen Einrichtungen AHV, Pensionskasse und der privaten Vorsorge einreiht. Der Bedarf an kleinen Hilfeeinsätzen ist gross. Mit den Hilfeleistungen strebt man an, dass die alten Menschen möglichst lange in den vertrauten eigenen vier Wänden bleiben können. Das Angebot hört erst da auf, wo die Pflege anfängt. Die Pflege ist ganz klar Sache der Profis.

Kiss schafft mit dem Zeitgutschriftenmodell eine gewisse Verbindlichkeit und mit den Geschäftsstellen eine Organisationsstruktur. Seit dem Sommer 2013 ist Kiss in den Kantonen Luzern und Obwalden erfolgreich gestartet. Die Innerschweizer zählen zusammen mit der Stadt St. Gallen zu den Pionieren des Zeitgutschriftenmodells. Nebst Cham sind in den Kantonen Zürich und Aargau weitere Kiss-Organisationen am Entstehen. Kiss-Vorstandsmitglied Ruedi Winkler zweifelt die Nachhaltigkeit des Modells nicht an. Er stellte auch fest, dass das Projekt steht und fällt mit den Leuten, die sich am Projekt beteiligen. Dabei ist zu beachten, dass es zwischen den Organisationen nicht ein Gegeneinander geben sollte. Gefragt ist, dass sich die verschiedenen Anbieter ergänzen und miteinander zusammenarbeiten. Es ist zu hoffen, dass das Kiss-Projekt auch in den Gemeinden des Kantons Glarus Fuss fassen kann.