Hin und wieder zurück

Nun sind es schon einige Tage seit ich von Polen zurück im Glarnerland bin. Genau der richtige Zeitpunkt für einen Rückblick auf den „Solidarity Express 2009“.



Der Holocaust und die Zeit des Kommunismus: Zwei Themen die Polen noch immer sehr beschäfftigt. (Bildmontage: jhuber)
Der Holocaust und die Zeit des Kommunismus: Zwei Themen die Polen noch immer sehr beschäfftigt. (Bildmontage: jhuber)

Was habe ich mich am letzten Mittwochmorgen auf mein eigenes Bett in Glarus gefreut. Nicht nur weil ich total übermüdet nach einer anstrengenden Woche aufgestanden bin. Nach dem grossen Tag am Dienstag mit der Jubiläumsfeier zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf Westerplatte nahe Danzig, war nicht nur bei mir die Luft raus. Auch bei den anderen Teilnehmern fand eine Veränderung statt, man merke das Ende kommen. Viele wurden sentimental und verabschiedeten sich von guten Freunden, die vor wenigen Tagen noch völlig Fremde waren. Man versprach in Kontakt zu bleiben, ob das über die kommenden Wochen und Monate bestehen bleibt. Ich bezweifle es. Der gemeinsame Nenner wird kleiner, die alten Freunde und neue Erfahrungen kommen mehr zum tragen.

Auch wenn dies jetzt eher negativ klingt, möchte ich mich doch über die letzten Tage ganz und gar nicht beklagen. In so vielen Aspekten war der Ausflug nach Polen einzigartig und unvergesslich. Da sind auf der einen Seite die schönen Städte, Krakau, Warschau und Danzig, die ich so und auch so unterschiedlich nicht erwartet hätte. Im Zentrum der Städte scheint Polen sich nicht von westeuropäischen Städten zu unterscheiden. Nur am Rande sieht man die Zeugen einer bewegenden Vergangenheit. Bauruinen, leere Fabrikhallen und zahlreiche Plattenbauten. Es ist auch diese Geschichte, welche in vielen Einheimischen noch lebendig ist. Auch wenn sich Polen bemüht, ganz über den Zweiten Weltkrieg und schon gar nicht über den Kommunismus sind sich noch nicht. Ausserdem müssen sie sich ihren Platz in einem neuen Europa noch finden, haben deshalb n vielleicht auch noch einen verstärkten Geltungsdrang und müssen ihre Vorzüge hervorheben.

Aber mit dem „Solidaritiy Express“ geht Polen einen guten und ich denke einzigartigen Weg. Können so doch rund 200 Jugendliche und Journalisten das Land näher kennenlernen und kommen mit den Einheimischen in Kontakt und kommen wie ich mit wunderschönen Eindrücken zurück. Aber auch die Einheimischen sehen anhand dieses Kontakt andere Länder und andere Kulturen. Aber auch die Teilnehmer unter sich machen die gleichen Erfahrungen. Jungen Menschen aus verschiedenen Ländern sitzen zusammen, diskutieren, trinken vielleicht etwas zusammen. Dies ist auch ein Ziel des Europäischen Zentrums für Solidarität, welches dieses Projekt organisiert. Mehr über sich selbst und mehr über andere zu lernen. Und wie könnte beides besser gelingen als mit dem persönlichen Kontakt. Denn plötzlich ist da nicht mehr ein blosser Begriff oder ein abgehalftertes Vorurteil sonder ein Mensch, jemand mit dem man sich amüsiert hat, jemand den man näher kennengelernt hat und den man mag.

Auch wenn ich sehr froh bin, mit den Menschen wieder Schweizer Deutsch zu sprechen und mir nicht immer alles auf Englisch überlegen muss, war der Schritt zurück in die „Normalität“ nicht ganz einfach. Von der kurzfristigen Geborgenheit der Gruppe in Polen zurück in eher lockere Gefüge von Freund- und Bekanntschaften zu Hause. Aber wie heisst es so schön: „ Man geht gerne weg, kommt aber auch gerne wieder zurück.“