Hinter den Kulissen

Interessanter und spannender Besuch beim Kriminaltechnischen Dienst der Glarner Kantonspolizei unter fachkundiger Führung des Chefs, Armin Ryser.



Armin Ryser am Microskop. (Bilder: martin c.mächler)
Armin Ryser am Microskop. (Bilder: martin c.mächler)

Armin Ryser, der Chef des Kriminaltechnischen Dienstes (KTD) der Kantonspolizei Glarus, empfängt mich in seinem Büro. Noch bevor ich mich hinsetzen kann, legt er mir eine Walnuss auf den Tisch und fragt mich, was das sei. Ich bin etwas überrascht. Was soll das schon sein? Eine Walnuss natürlich! Doch ich werde sofort misstrauisch. Da steckt doch etwas dahinter. Warum legt mir ein Kriminalbeamter, der auf Spurensuche spezialisiert ist, eine ganz normale Walnuss auf den Tisch? «Sie dürfen sie ruhig anfassen und untersuchen», meint er. Das tue ich auch. Und ich schaue ganz genau hin. Doch ich kann nichts Auffälliges entdecken. Mein Misstrauen steigert sich. Irgendetwas ist da faul. Als ich sie schlussendlich öffne, staune ich nicht schlecht. Da ist keine Walnuss in der Walnuss, sondern eine Cashewnuss. Offensichtlich wurde diese Nuss manipuliert. Aber es war nichts zu erkennen.

«Sehen Sie, das machen wir», sagt Armin Ryser schmunzelnd. «Wir suchen nach Spuren. Oder in diesen Fall nach eventuellen Manipulationen. Auch wenn etwas ganz gewöhnlich aussieht wie diese Nuss. Dass diese Cashewnuss nicht in die Walnuss gehört, weiss man. Doch nun stellt sich die Frage: Wie kommt sie da hinein? Wer hat das gemacht, und auch warum? Kennt jemand die Wahrheit und wenn ja, weshalb will er sie verschleiern? In unserem Team suchen wir nach Spuren, die jemand hinterlassen hat. Armin Ryser zeigt mir ein Foto und fragt mich, ob ich etwas Aussergewöhnliches entdecken könne. Nein, kann ich nicht. Da ist nur ein Foto von einem Raum mit einem Bett, Nachttisch und einem Stuhl. «Das ist ein Tatort. Unsere Aufgabe ist es nun herauszufinden, ob alles so war oder ob etwas verändert wurde. Wenn wir gerufen werden, suchen wir zuerst nach sichtbaren Spuren. Wurde das Fenster manipuliert? Oder die Türe aufgebrochen? Welche Spuren sind relevant und welche nicht. Wir müssen da sehr vorsichtig herangehen, um auch die unsichtbaren Spuren nicht zu verwischen. Das ist alles sehr komplex.»

Armin Ryser erklärt mir in sehr anschaulicher Weise, wie sie vorgehen und Spuren finden. Es ist mir nicht möglich hier alles niederzuschreiben. Doch eines wird mir klar: Um diese Arbeit machen zu können, braucht es eine detektivische Ader und auch ein gesundes Misstrauen. Dazu kommt noch viel Berufserfahrung. Die technischen Hilfsmittel, die es heute gibt, sind natürlich eine grosse Unterstützung. Es ist unglaublich spannend und interessant, das alles zu erfahren. Und mein Respekt gegenüber diesen Beamten bestätigt sich. Es nicht immer einfach einen Tatort oder einen Unfall mit Todesfolge zu bearbeiten. Da braucht es viel Fingerspitzengefühl gegenüber den Opfern oder Angehörigen.

«Spuren zu finden ist nur das eine», erklärt Armin Ryser. «Man muss sie auch noch analysieren können. Dazu haben wir hier ein Labor.» Er nimmt mich mit. Wir gehen in den oberen Stock. Das Labor sieht nicht sehr spektakulär aus. Es hat Glaskästen, einen grossen Tisch in der Mitte, eine Unterdruckkammer, verschiedene Apparate, ein Mikroskop und eine Kamera, mit der man Dinge stark vergrössern kann. Ryser zeigt mir einige Sachen aus echten Fällen, auf denen sie verwertbare Spuren gefunden haben. Es ist kaum zu glauben und umso mehr erstaunlich, dass der KTD mit den verschiedensten Verfahren unter anderem mit feinem Pulver oder speziellen Flüssigkeiten noch kleinste Spuren finden und auch sichtbar machen kann.

«Stellen Sie sich mal mit einem Fuss auf diese Holztreppe», sagt er zu mir. «Oha, ein Test!» denke ich mir. Ich tue wie mir geheissen. Und schon kommt der Kriminalist mit einer Lampe und leuchtet auf die Stelle, wo ich mit meinem Schuh auf die Stufe trat. Und ich kann tatsächlich etwas erkennen. Da, wo ich mit meinem Schuh gestanden habe, ist der kaum sichtbare Staub weg. Nun nimmt er eine Spezialfolie und legt sie auf den unsichtbaren Abdruck, den ich hinterlassen habe. Ich bin gespannt. Die Folie legt er nun unter ein Licht. Und siehe da, ein Schuhabdruck ist zu erkennen. Doch ist es auch meiner? Dazu musste ich den Schuh ausziehen und wir machen einen Vergleich. Es ist meiner! Obwohl von blossem Auge auf der Holztreppe gar nichts zu erkennen ist, wurde meine Spur gefunden. Erstaunlich!

Armin Ryser will mir damit zeigen, jedermann hinterlässt immer und überall Spuren. Auch wenn die Person noch so vorsichtig ist. Keine Spuren zu hinterlassen, ist fast unmöglich. Ich frage ihn lachend, ob es dann nicht besser wäre, wenn alle, die etwas Ungesetzliches vorhaben, sich zuerst mit der Spurensicherung unterhalten würden, damit sie keine Spuren hinterliessen. «Das wäre tatsächlich besser. Der eine oder andere würde es sich bestimmt zweimal überlegen», stimmt mir Armin Ryser zu. Zum Abschluss zeigt er mir voller Stolz noch ihr neues Einsatzfahrzeug. Der graue Bus beinhaltet alles, was es zur Spurensuche braucht. «Die Innenausstattung dieses Fahrzeuges haben wir nach unseren Bedürfnissen selber konzipiert. Genauso wie wir es haben wollen.»

Das war nur ein kleiner Einblick in die Arbeit des KTD. Beeindruckend! Anders kann ich meinen Besuch nicht beschreiben. Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen von glarus24 bei Armin Ryser für diesen spannenden Blick hinter die Kulissen des KTD bedanken.

Im letzten Teil der Kantonspolizei, treffen wir die junge Polizistin Nadine Elmer von Stützpunkt Biäsche.