Hinter den Kulissen: Die Kantonspolizei Glarus Teil 3

Nach dem Besuch beim Polizeikommandanten und dem Kriminaltechnischen Dienst (KTD) bin ich heute mit der Polizistin, Frau Nadine Elmer, im Stützpunkt Biäsche verabredet. Mir gegenüber sitzt eine junge zierliche Frau in ihrer Polizeiuniform. Was mich natürlich sehr interessiert, ist die Frage, warum sie den Polizeiberuf ausgewählt hat.



Gespräch mit Polizistin Nadine Elmer (Bilder: martin c.mächler)
Gespräch mit Polizistin Nadine Elmer (Bilder: martin c.mächler)

Nadine Elmer: «Das hat verschiedene Gründe. Mein Opa war schon Polizist und das hat mich geprägt. Er hat immer viel von seinem Beruf erzählt. Ich wollte auch immer alles wissen. Und in der Schule gab es einmal Zukunftstage. Da durfte ich mit ihm gehen. Damals war er beim Kriminaltechnischen Dienst. Das war sehr interessant. Für mich war schon in der Schule klar, ich wollte Polizistin werden. Nach den KV habe ich die Polizeischule absolviert und nun bin ich hier.»

glarus24: «Spüren Sie im Umgang mit der Bevölkerung einen Unterschied zu ihren männlichen Kollegen?»

Nadine Elmer: «Das kommt sehr auf die Situation an. Als Frau kann ich manchmal etwas mehr Ruhe in eine Situation bringen. Ein Team bestehend aus Mann und Frau hat auch Vorteile. Gerade bei Personenkontrollen. Natürlich gibt es auch die andere Seite. Aber grundsätzlich sehe ich da keine Unterschiede.»

glarus24:«Sie sind ja als Polizistin immer an vorderster Front. Mit was für Gefühlen gehen Sie zur Arbeit? Sie haben ja eine Waffe und müssen Sie im Notfall auch benutzen? Sie wissen ja nie, was bei einem Einsatz auf Sie zukommt?»

Nadine Elmer: «Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Das soll auch so sein. Auch in der Polizeischule wurde das angesprochen. Gerade bei einem Einsatz. Was passiert, wenn. Oder wie reagiere ich. Wichtig ist, dass man immer voll fokussiert ist. Es wird auch ein eventuelles Verhalten auf dem Weg zum Einsatzort mit den Kollegen besprochen. Ich weiss auch, wo meine Grenzen sind. Wenn ich einer Situation nicht gewachsen sein sollte, sage ich das. Um sich und andere nicht zu gefährden.»

glarus24:«Ist das nicht belastend?»

Nadine Elmer: «Belastend würde ich nicht sagen. Wir sind gut ausgebildet. Und sollte es zu einer gefährlichen Situation kommen, sind auch schnell Kollegen vor Ort, um uns zu unterstützen.»

glarus24: «Ihr von der Polizei seid ja für uns da. Also für die Bevölkerung. Um uns zu schützen, uns zu helfen und ab und zu muss ja auch eine Busse verteilt werden. Gerade das Bussen-Verteilen ist ja bei den Verkehrsteilnehmern nicht so populär. Reagieren die «Sünder» nicht oft verärgert?»

Nadine Elmer: «Eigentlich nicht. Es kommt oft vor, dass sie sich sogar entschuldigen. Jeder von uns macht Fehler. Das kann passieren. Aber es gibt natürlich auch die Uneinsichtigen. Da sind wir auch Beschimpfungen ausgesetzt. Ich lasse das von mir abprallen und nehme es nicht persönlich.»

glarus24: «Sie haben heute Bürodienst. Und trotzdem sitzen Sie voll ausgerüstet mir gegenüber. So richtig bequem sieht das nicht aus. Ist das immer so?»

Nadine Elmer: «Im Dienst sind wir immer voll ausgerüstet. Nur die Schutzweste habe ich im Innendienst beiseitegelegt. Doch im Ausseneinsatz trage ich sie immer. Sie haben recht. So ganz bequem ist das nicht. Und an heissen Tagen ist es noch schwieriger, die ganze Ausrüstung zu tragen.»

glarus24: «Das ist eine gewisse Fitness bestimmt von Vorteil.»

«Nadine Elmer: «Das kann man mit Sicherheit sagen.»

Nun möchte ich wissen, wie schwer so eine Schutzweste tatsächlich ist. Frau Elmer nimmt mich mit in ihr Büro und legt mir die Weste auf den Arm. Ich schätze sie auf ca. 3 Kilo. Und das ist nur die leichte Schutzweste. Die Schwere wiegt fast doppelt so viel. Zusätzlich mit der restlichen Ausrüstung ist das ein ganz schönes Gewicht.

glarus24: «Frau Elmer. Was lieben Sie an Ihrem Beruf?»

Nadine Elmer: «Die Vielseitigkeit. Das Gefühl helfen zu können. Das Arbeiten im Team. Die Selbstständigkeit. In meinem Beruf wird es nie langweilig. Wir sind Allrounder, vom Verkehrsunfall über Einbrüche bis hin zu Gewaltverbrechen. Wir sind als erste vor Ort und müssen wissen, was zu tun ist.»

glarus24: «Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis als Polizistin?»

Nadine Elmer: «Ich durfte mal einem kleinen Buben mit Autismus unser Polizeiauto zeigen. Er war ein richtiger Fan der Polizei. Er durfte sich sogar ins Auto hineinsetzen. Dieser Bub hatte ein Strahlen auf seinem Gesicht, das man nicht so schnell wieder vergisst. Das sind die wirklich schönen Momente in meinem Beruf.»

glarus24: «Wenn ich Ihnen so zuhöre, bekomme ich das Gefühl, dass Ihnen dieser Beruf Spass macht.»

Nadine Elmer: «Das ist so. Es macht mir Spass. Aus den schon genannten Gründen.»

glarus24: «Haben Sie zum Schluss noch einen Wunsch, den Sie an unsere Leserinnen und Leser und natürlich an die ganze Bevölkerung richten möchten?»

Nadine Elmer: «Ich würde mir wünschen, die Leute würden hinter der Polizeiuniform auch den Menschen sehen. Mit uns kann man reden. Das würde vieles erleichtern.»

glarus24: «Herzlichen Dank Frau Elmer für das spannende Gespräch und dieses schöne Schlusswort.»

Ich durfte den Polizei-Kommandanten Markus Denzler kennenlernen, Armin Ryser vom KTD und die Polizistin Nadine Elmer. Ich habe viel über die Polizeiarbeit gelernt. Vielseitig, spannend, hilfreich. Aber auch nicht immer einfach.
Ich möchte mich hiermit bei allen Beteiligten herzlich bedanken und auch meinen Respekt gegenüber ihrer Arbeit zum Ausdruck bringen.