Hinter den Kulissen Kantonsspital Glarus Teil 1

Meine Reise der Reportagen führte mich diesmal ins Kantonsspital Glarus. Dem grössten Arbeitgeber im Kanton. Dr. Stephanie Hackethal, CEO und Vorsitzende der Geschäftsleitung nannte bei einem Vortrag das Spital eine Stadt in der Stadt.



Silja Hauser, Abteilungsleiterin Hauswirtschaft. (Bilder: martin c.mächler)
Silja Hauser, Abteilungsleiterin Hauswirtschaft. (Bilder: martin c.mächler)

Rund 700 Personen verschiedenster Berufsgruppen sorgen sich um die Gesundheit der Patienten. Anlass genug für mich, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Frau Daniela Jenny, Direktionssekretärin des Spitals, holte mich um 08.30 Uhr beim Empfang ab und brachte mich zur ersten Station dieses Morgens.

Die Hauswirtschaft

Noch konnte ich mir nicht genau vorstellen, was das alles beinhaltet. Silja Hauser leitet die Abteilung Hauswirtschaft. «Wir sind in erster Linie für die Reinigung zuständig. Allein die Bodenfläche beträgt ca. 30 000 m2.» Etwa 5 Fussballfelder, denke ich mir. Das ist eine ganze Menge. Dazu kommen Hunderte von Waschbecken, Toiletten, Betten und natürlich auch das Mobiliar. «Wir sind ein Team von rund 25 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Die haben immer gut zu tun. Neben der Reinigung sind wir auch für den Transportdienst innerhalb des Spitals zuständig. Wir beliefern die Abteilungen mit den Patientenessen und sammeln auf allen Stationen die Schmutzwäsche und den Abfall ein. Es ist nicht immer einfach, sich hier zurechtzufinden.» Ob es für diese Arbeit eine spezielle Ausbildung braucht, möchte ich von ihr wissen. «Für die allgemeine Reinigung nicht. Wir achten aber immer darauf, dass sehr sorgfältig gearbeitet wird. Es gibt dafür ein internes Kontrollsystem. Für die Operationssäle haben wir spezielle Teams. OP-Mitarbeitende werden speziell geschult, da im Operationstrakt sehr hohe hygienische Anforderungen herrschen.»

«Derzeit befinden wir uns im Aufbau einer «Stations-Hotellerie», welche die «pflegefremden» Tätigkeiten auf den Stationen übernimmt. Somit wird das Pflegepersonal entlastet und kann sich auf seine Kernkompetenzen fokussieren. Zudem wird die Gastgeberqualität erhöht und dem Patienten kann auch im Bereich Hotellerie mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.»

Ich kann mir das nur schlecht vorstellen. Das Spital hat ungefähr 750 Räume, die einer täglichen, wöchentlichen oder einer Grundreinigung bedürfen. Dies alles zu organisieren und zu koordinieren, ist die Aufgabe von Silja Hauser. Die gelernte Hotelfachfrau ist erst seit einigen Monaten für diese Abteilung zuständig. Doch nicht nur das Spital steht unter ihrer Obhut. Auch der Unterhalt des Terrassenhauses, in welchem sich die Personalwohnungen befinden, gleich gegenüber gehört zu ihren Aufgaben.

Die junge Frau trägt mit diesen Aufgaben eine grosse Verantwortung. Ich wollte von ihr noch wissen, was die grösste Herausforderung für sie sei. Sie lacht und meint: «Nichts zu vergessen, das ist meine grösste Sorge. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist sehr wichtig, es gibt viele Schnittstellen mit Pflege, Küche, Cafeteria, Ärzte und Administration. Die Reinigung durchdringt alle Bereiche. Dort eine gute Kommunikation aufrecht zu erhalten und den Anforderungen des Hauses gerecht zu werden

Die Technik

Roman Schmid leitet die Technik-Abteilung. Alles was mit Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär, Elektrizität zu tun hat, liegt in der Verantwortung seines sechsköpfigen Teams. Es gibt fast nichts, was seine erfahrenen Berufsleute nicht reparieren können. Das ist wichtig. «Je nach Situation können wir nicht lange auf einen Monteur warten», meint Roman Schmid. «Einzig medizinische Geräte wie zum Beispiel ein MRI dürfen wir nicht selber reparieren.» Wir halten uns nicht lange in seinem Büro auf, er nimmt mich mit auf einen Rundgang. Als erstes zeigt er mir die technischen Anlagen, die ausschliesslich für die Operationssäle da sind. Ich staune, riesige Lüftungs- und Klimaanlagen, ein ca. 8 Meter langer Schrank nur für die Gerätesteuerung. «Die Luft wird hier besonders gefiltert und in die Operationssäle geleitet. Es sind ganz spezielle Filter, die es braucht. In den Sälen herrscht ein Überdruck, sodass von aussen keine Verunreinigungen hineingelangen.»

Nun nimmt mich Roman Schmid mit auf das Dach des Spitals. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über das Areal und natürlich über Glarus. Auf der Ostseite schauen wir auf den Helikopterlandeplatz hinab. Rund 150-mal im Jahr landet und startet hier ein Rega-Heli.

Ich möchte von Roman Schmid noch wissen, wie es mit der Notstromversorgung aussieht. Dazu begeben wir uns in einen Raum im Keller. Dort stehen zwei wuchtige Diesel-Generatoren. Der Zufall will es, dass diese beiden Geräte heute getestet werden. Der verantwortliche Techniker rät uns einen Gehörschutz zu tragen. Und er sollte recht behalten. Es wurde laut, sehr laut. Jeder dieser Generatoren liefert 440 kwh. Zum Vergleich, ein dreiköpfiger Haushalt verbraucht ca. 10 kwh am Tag. Zusammen also 880 kwh. Genug Strom für ca. 70 Haushalte. Oder gerade genug für das Kantonsspital.

Weiter geht es auf meinem Rundgang in den Heizungs- und Lüftungsraum. Röhren, wo man hinschaut. Roman Schmid erklärt mir alles, ich staune über manche seiner Aussagen. Ein riesiger Aufwand und was mir schon überall aufgefallen ist – die Sauberkeit. Egal, ob in der Werkstatt, im Generatoren-Raum, bei der Heizung oder Lüftung. Zum Schluss durchqueren wir noch die grosse Werkstatt. Hier wird alles repariert, was es zu reparieren gibt. Die Arbeit wird dem Technikerteam bestimmt nicht ausgehen.

Die 1½ Stunden, die ich in den beiden Abteilungen verbracht habe, sind wie im Flug vergangen. Es hat mir gezeigt, wie komplex das ganze System ist und sei es nun die Hauswirtschaft oder die Technik. Beide Abteilungen tragen eine grosse Verantwortung, ohne die das medizinische Personal, Ärzte und Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen keine so gute Arbeit leisten könnten.

Im zweiten Teil meiner Reportage lernen Sie die Wäscherei kennen und ich werde noch der Küche einen Besuch abstatten. Schon jetzt ein herzliches Dankeschön an alle, die mir diesen Einblick hinter die Kulissen des Kantonspitals gewährten.