Hinter den Kulissen – Unterwegs mit Daniel

«Es war schon immer mein Traum Lastwagenfahrer zu werden», sagt Daniel. Er stammt ursprünglich aus Polen und arbeitet seit 4 Jahren beim Transportunternehmen Beny Landolt, Näfels.



Transportunternehmen Beny Landolt, Näfels (Bilder: martin c.mächler)
Transportunternehmen Beny Landolt, Näfels (Bilder: martin c.mächler)

Im ersten Teil dieser Reportage erfuhren wir, was es bedeutet, ein Transportunternehmen zu leiten. Nun folgt aber noch die Praxis. Was eignet sich da besser, als eine Fahrt mitzumachen. Geschäftsführer René Landolt erlaubte mir, einen Transport zu begleiten und gleich selber zu erleben, was es heisst, mit so einem grossen Gefährt unterwegs zu sein. Kurz vor 13.00 Uhr treffe ich Daniel. Er wird für heute mein Chauffeur sein.

Die Fahrt geht zunächst nach Netstal zu einem Kunden, anschliessend nach Oberbüren bei Gossau und die letzte Station, die wir beliefern werden, ist in Widnau. Doch der Reihe nach. Ich sehe mich auf dem Parkplatz bei Beny Landolt um. Da stehen einige mächtige «Brummer». Welcher wird es wohl sein? Daniel steuert direkt auf das erste Fahrzeug zu. Es ist ein DAF (Automarke). Als ich neben der Beifahrertüre stehe, wird mir zum ersten Mal richtig bewusst, wie gross dieses Fahrzeug ist. Nur schon das Erklimmen des Fahrzeuges ist für mich eine kleine Herausforderung. Doch ich schaffe es und nehme Platz in etwa zwei Metern Höhe. Es ist für mich das erste Mal, dass ich in so einem Lastwagen sitze. Ich freue mich und auf die Fahrt. Für mich ist es ein kleines Abenteuer, doch für Daniel ist es die tägliche Arbeit, und schon geht es los.

In Netstal müssen wir einige Paletten mit Elektrogeräten aufladen. Das geht speditiv und nach ca. 20 Minuten sind wir schon wieder unterwegs. Es geht nach Kaltbrunn über den Ricken. Ich komme mit Daniel ins Plaudern und er erzählt mir, dass er schon als kleiner Junge immer diesen Beruf ausüben wollte. Da er noch nicht so viel Erfahrung hatte, war es für ihn nicht einfach, eine Stelle zu finden. Doch René Landolt hat ihm eine Chance gegeben. Dafür ist er sehr dankbar, und es gefalle ihm auch gut in dieser Firma. Immer auf der Strasse unterwegs zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Was damit gemeint ist, erleben wir auf dem Ricken. Innerhalb kurzer Zeit werden wir von zwei PWs überholt. «Es ist ein Wahnsinn, wie manche Autofahrer unterwegs sind», seufzt Daniel. Ich erlebe hautnah, was er damit sagen will. Die Überholmanöver könnte man als kriminell bezeichnen. Ich kann kaum hinschauen. Nur äusserst knapp schafft es der PW-Fahrer wieder auf seine Spur. Der Zeitgewinn bei solchen Manövern ist auf dieser Strecke sehr gering.

Daniel erzählt mir, was er schon alles erlebt hat. Ich kann dabei nur den Kopf schütteln. Und solche Momente erleben die Lastwagenfahrer oft. Man müsste eigentlich Personen, die einen Personenwagen lenken, einmal eine Fahrt mit einem Lastwagen mitmachen lassen. Nur um selber zu erleben, wie dumm sich manche Verkehrsteilnehmer verhalten. Langsam nähern wir uns unserem nächsten Ziel, Oberbüren. Es gibt einige enge Kurven in den Dörfern zu bewältigen. Doch Daniel meistert das ohne Probleme. Am Ziel angekommen, heisst es abladen und umgehend wieder einige Retouren einladen, einen Kaffee aus dem Automaten als kleine Stärkung, und schon sind wir wieder «on the Road». Wir lassen St. Gallen hinter uns und nähern uns dem Bodensee. Das Wetter ist gut, und ich geniesse das Panorama. Es ist schon etwas anderes auf der Strasse in zwei Metern Höhe zu sitzen. «In solchen Momenten mit so einem Ausblick können wir die Fahrt schon auch etwas geniessen», meint mein Chauffeur. Es geht dem Bodensee entlang über Altstätten nach Widnau. Hier werden noch 8 schwere und lange Vliesrollen für eine Baufirma abgeladen. Das ist für Daniel neben dem Fahren auch noch körperliche Arbeit. «Heute war es einfach. Die Waren wurden schnell abgeladen. Doch oft müssen wir einige Zeit warten. Das bringt den knappen Zeitplan öfters durcheinander», erklärt mir Daniel.

Schon sind wir wieder auf der Autobahn Richtung Sargans und zurück nach Näfels. Ich frage Daniel nach seinen Hobbys. Er lacht nur und sagt: «Ich habe eine kleine Tochter, eineinhalb Jahre alt. Sie ist ein echter Wirbelwind, da bleibt nicht viel Zeit für ein Hobbys. Früher bin ich mit meiner Frau oft Wandern gegangen. In der ganzen Schweiz. Das hat uns sehr gut gefallen.»

Gegen halb sechs Uhr, also nach viereinhalb Stunden erreichen wir wieder Näfels. Auf meine letzte Frage, was er sich für sich und seine Berufskollegen wünsche, antwortet er: «Mehr Toleranz und Verständnis für unsere Arbeit.» Das finde ich auch. Heute bestellt und morgen geliefert. Irgendwie müssen die Waren ja von A nach B transportiert werden.

Ich bedanke mich bei René Landolt für die Möglichkeit, hinter die Kulissen seines Transportgeschäfts schauen durfte. Ganz speziell bedanke ich mich bei Daniel, der mir einen eindrücklichen Einblick in seinen, nicht immer einfachen Berufsalltag gegeben hat. Bleibt mir nur noch allen, die täglich für uns auf der Strasse unterwegs sich, allzeit gute Fahrt zu wünschen.