Hösli, Landolt, Rothlin oder Zürrer?

Genau innerhalb eines Jahres wird unsere dreiköpfige Vertretung im Bundesparlament erneuert. Am 10. Februar des letzten Jahren wählten wir Pankraz Freitag in den Ständerat. Damals erwuchs ihm Konkurrenz durch Nationalrat Marti, der nun seinerseits einen Nachfolger finden wird.



Die vier Nationalratskandidaten anlässlich der Podiumsdiskussion im Landratssaal (von links) Paul Hösli
Die vier Nationalratskandidaten anlässlich der Podiumsdiskussion im Landratssaal (von links) Paul Hösli

Wir schicken voraus: Die Nationalratswahl wird in einem einzigen Wahlgang entschieden, denn es gilt hier kraft eidgenössischer Gesetzgebung der Proporz, also die Verhältniswahl. Wer im Verhältnis oder im Vergleich mit den andern Kandidaten am meisten stimmen hat, gewinnt. Das entspricht dem Verfahren bei zweiten Wahlgängen im Majorz (z.B. Regierungsrat).

Ein recht ungewöhnlicher Wahlkampf

Wir haben einen recht ungewöhnlichen Wahlkampf erlebt. Dem Sozialdemokraten Christoph Zürrer, der Martis Sitz für die Partei halten soll, erwuchs mit drei Bewerbern aus dem so genannten bürgerlichen Lager Konkurrenz. Auf Grund dieses Ausgangslage gab es eine erste Argumentationsschiene: Neben zwei bürgerlichen Ständeräten sollte die Linke, zu der auch die diesbezüglich strammen Grünen gehören, ebenfalls in Bern vertreten sein.

Die drei bürgerlichen Kandidaten

Die Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager könnten unterschiedlicher nicht sein. Die zweite Argumentationsschiene handelte von deren Unterschieden. Einerseits strebt die CVP mit Paul Hösli wieder einmal ein eidgenössisches Mandat an; sie hatte das letzte und bisher einzige (mit dem kürzlich verstorbenen) Hans Meier inne. Es scheint die CVP nachträglich zu reuen, dass sie 2007 nicht gegen Nationalrat Marti angetreten ist, dem Martin Dürst dann ein Drittel der Stimmen abgejagt hatte.

Die Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) nimmt wie selbstverständlich mit Martin Landolt den Kampf auf. Martin Landolt ist überhaupt der bekannteste aller Bewerber. Er gilt als konsequent und innovationsfreudig, hat eine langjährige Erfahrung als Landrat und war auch Landratspräsident. Landolt, der gut argumentieren kann, gilt als konsensfähig und tolerant. Nicht zufällig unterstützen ihn die Freisinnigen, die sich auf liberales Erbe besonnen haben.

Als letzter Bewerber trat Dr. Peter Rothlin (SVP) in den Ring, mit der „offiziellen“ Begründung, die SVP sei im Regierungsrat nach dem Übertritt von Baudirektor Robert Marti zur BDP nicht mehr in der Regierung vertreten, so dass es - neben Ständerat This Jenny - gut einen zweiten Mann der SVP in Bern vertrage. Es gereicht aber Rothlin auch zu dem von ihm freilich heftig bestrittenen Vorwurf, seine Kandidatur richte sich gegen Martin Landolt, dem frühern Vizepräsidenten der SVP, der wegen politischer und wegen Stilfragen die SVP verlassen hat.

Die Umfahrung Glarus ein Wahlkampfthema

Der mit grosser Mehrheit gefasste Entscheid des Landrates, der Landsgemeinde einen Projektierungskredit für die Umfahrungen von Näfels, Netstal und Glarus zu beantragen, hatte, wohl etwas unerwartet, Einfluss auf die Wahldiskussion. Denn der sozialdemokratische Bewerber Christoph Zürrer war als einziger der vier Kandidaten dagegen - aber auch der SVP-Ständerat Jenny als einziger seiner Fraktion. Die Umfahrung Glarus ist nur eines von vielen Projekten, und der Kredit ist als Zeichen oder Wink an Bern gedacht.

Persönlichkeit oder Fraktion?

Es gab auch die Argumentationschiene „Fraktionsstärke“. Hösli, Rothlin und Zürrer verwiesen auf die grossen Fraktionen in Bern, denen sie angehören könnten. Die Fraktionsstärke hat aber die Glarner bei ihrem Wahlentscheid kaum jemals interessiert, sondern vielmehr die Persönlichkeit und das darauf fussende Durchsetzungsvermögen. Fraktion und Persönlichkeit sind zwei ganz verschiedene Dinge. Bis jetzt sind wir mit dieser Unterscheidung gut gefahren.

Nebengeleise

Und noch eine Argumentationsschiene, die da gelegt worden ist; es war aber eher ein Nebengeleise: Es wurde nicht bloss um die Kandidaten gekämpft, sondern auch um die persönlichen Meinungen von Nicht-Kandidaten. Leserbriefschreiber bekamen wegen ihrer Vorliebe für einen bestimmten Kandidaten öffentlich Schelte, und auch Verbandsparolen (Gastro Glarnerland und Fischereiverband, beide nicht unerwartet für Landolt) standen in der Kritik.

Am frühen Sonntagnachmittag wissen wir, in welcher Unterländer Gemeinde eine Wahlfeier stattfindet.