Hohe Wertberichtigungen bei der GLKB

Eine Analyse von PricewaterhouseCoopers (PwC )zeigt, dass bei der Glarner Kantonalbank ein erheblicher Wertberichtigungsbedarf, vor allem bei ausserkantonal gewährten Krediten besteht. Die Einzelwertberichtigung auf risikobehafteten Krediten beträgt 64.1 Mio Franken. Die GLKB wird sich in Zukunft wieder stärker auf ihre Kerngeschäfte und das Glarnerland ausrichten. Die im Rahmen der durch die neue Bankleitung eingeleiteten dringenden Massnahmen sehen aber keinen Stellenabbau vor.



Von links: CEO David Becher
Von links: CEO David Becher

Die Glarner Kantonalbank erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2008 Betriebserträge in der Höhe von 33 Mio Franken, einem sehr guten Ergebnis, wie Bankratspräsident Martin Leutenegger an der heutigen Medienkonferenz mitteilte. Stark getrübt wird dieses Ergebnis durch die notwendige Einzelwertberichtigung der Bank im Betrage von 64.1 Mio Franken. Daraus resultiert ein Halbjahresverlust von 35.6 Mio Franken und auch das Geschäftsjahr 2008 wird mit einem negativen Ergebnis abschliessen.

Ausgangslage


Bereits 2007 hat der Regierungsrat die Wachstumsstrategie der GLKB kritisch hinterfragt und hat Anfang 2008 eine externe Untersuchung der Risikosituation der Bank verlangt. Diese Beurteilung wurde vom neu besetzten Bankrat (vier neue Mitglieder und ein neuer Bankratspräsident) in Auftrag gegeben. Als erste Konsequenz aus dieser unsicheren Situation hat der Landrat die Abnahme der Jahresrechnung, sowie die Entlastung der Organe verweigert. Die veranlasste Prüfung durch PwC hat unter anderem ergeben, dass die Wachstumsstrategie der Bank zu einer starken Frontausrichtung führte und damit verbunden, die Kreditadministration mit dem stark forcierten Wachstum nicht Schritt halten konnte. Zudem hat diese Forcierung dazu geführt, dass bei verschiedenen Vorgängen die geltende Kompetenz nicht eingehalten wurde. Entscheidend war dabei auch, dass die Kreditbewilligungs- und die wichtigen Überwachungsprozesse dem rasch gewachsenen Kreditvolumen nicht genügend angepasst war. Die per 31. Dezember 2007 ausgeführten Wertberichtigungen waren in Anbetracht der vielen kritischen Kredite, welche ausserhalb des Kantons gewährt wurden, nicht genügend. Eine dieser Ursache dieser Risikosituation war sicher auch, dass vor allem im Zeitraum von 2005 bis 2007 der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsleitung einen sehr dominanten Führungsstil ausübte.


Zurück zu den Kerngebieten


Der neu zusammengesetzte Bankrat hat den Bericht intensiv analysiert und als erste Massnahme aufgrund der Risikobeurteilung eine zusätzliche Wertberichtigung von 64.1 Mio Franken vorgenommen. Als nächste Schritte werden die Risiko- und Kompetenzreglemente überarbeitet und es wird eine Neudefinition der strategischen Schwerpunkte erarbeitet. Zentraler Punkt ist dabei die Fokussierung auf das angestammte Kerngebiet Kanton Glarus sowie die direkt umliegende Nachbarschaft. „Als wesentliches Element ist, dass die Kredit- und Ausleihpolitik sich an die Risikofähigkeit der GLKB anpasst und vor allem Klumpenrisiken, die für de Bank zu einem Problem führen, zukünftig vermieden werden.“ Der neugewählte Bankrat Theo Prinz betonte dabei, dass diese neue Strategie vor allem für die Glarner KMU’s auch seine guten Seiten hat, konzentriert sich die Bank in Zukunft wieder vermehrt auf ihren angestammten Platz. Wobei aber ein gesundes Wachstum auch ausserhalb des Kantons, in der näheren Umgebung, nicht vernachlässigt werden darf. Die Kantonalbank ist nach wie vor auf die Einlagen der Sparer und das Hypothekengeschäft ausgerichtet und auch angewiesen. Sehr grossen Wert werde in Zukunft auch auf das „Controlling“ gelegt, das in den vergangenen Jahren zum Teil fast sträflich vernachlässigt wurde.

Die Regierung steht nach wie vor hinter der Bank


„Die Regierung ist von der Nachricht dieser doch recht massiven Wertberichtigung sehr betroffen aber auf der andern Seite auch nicht überrascht.“ Regierungsrat und seit kurzem auch Mitglied im Bankrat, Dr. Rolf Widmer, erklärte, dass der Regierungsrat schon früher die Wachstumsstrategie der GLKB sehr kritisch hinterfragt habe. Im Jahr 2007 habe die Regierung der Bank zwei Fragen vorgelegt: „erstens hat die Bank die Organisation um ein solches Wachstum zu bewältigen? „ Und zweitens: „hat die Kreditvergabe ausserhalb des Kantons nicht besondere Risiken“? Die Antworten auf diese Fragen waren, so Widmer weiter, dass alles sehr unproblematisch sei und für die Bank keine Probleme darstelle. Für die Regierung waren die Antworten damals aber nicht genügend, sodass eine Risikoanalyse gefordert wurde. „ Das ernüchternde Resultat dieser Analyse liegt nun heute vor, wobei ich klar zum Ausdruck bringen möchte, die Regierung steht auch in dieser neuen Situation klar hinter der Bank.“ Widmer bedauert in diesem Zusammenhang natürlich, dass der Kanton vermutlich während den kommenden zwei bis drei Jahren nicht mehr mit einem finanziellen Beitrag der Kantonalbank rechnen kann.

Auch eine Chance für die Zukunft


Für den neuen CEO der GLKB, David Becher, ist diese Nachricht der hohen Wertberichtigung so kurz nach seinem Start in Glarus sicher sehr unerfreulich und hat ihm bestimmt bereits in den ersten Tagen noch zusätzliche Arbeit beschert. „So ganz unvorbereitet habe ich meine Stelle am ersten August nicht angetreten, bin aber von der Höhe der Summe doch einigermassen überrascht. Es gilt nun aber in erster Linie das Vertrauen der vielen Kunden zu bewahren und auch zurückzugewinnen.“ Er betonte weiter, dass diese Nachricht auch für die Mitarbeiter in Glarus überraschend kam. Er bestätigte in diesem Zusammenhang aber, dass kein Stellenabbau stattfinden wird, im Gegenteil, verbunden mit den verschiedenen Massnahmen müssen vermutlich verschiedene Stellen zusätzlich geschaffen werden.