Holzmangel im Kanton Glarus

Der Verein Energieallianz Linth hat den Bedarf an Energieholz für Heizungen im Kanton Glarus mit der im Kanton zur Verfügung stehenden Energieholzmenge verglichen. Resultat: Falls zusätzliche Holzheizungen installiert werden, müsste das Holz von ausserhalb des Kantons gekauft oder sogar vom Ausland importiert werden. Lange Transportwege machen aber bei Energieholz wenig Sinn. Deshalb sollten, wo immer möglich, Wärmepumpen eingesetzt werden.



Diese Arve ist mehr als 1'000 Jahre alt und hat viel CO2 gespeichert. Wenn man sie fällt und verbrennt, wird das gespeicherte CO2 freigesetzt und trägt zur Klimaerhitzung bei. Wenn man diese Arve hingegen stehen lässt, bleibt das CO2 weiterhin gespeichert. (Foto: Jürg Rohrer)
Diese Arve ist mehr als 1'000 Jahre alt und hat viel CO2 gespeichert. Wenn man sie fällt und verbrennt, wird das gespeicherte CO2 freigesetzt und trägt zur Klimaerhitzung bei. Wenn man diese Arve hingegen stehen lässt, bleibt das CO2 weiterhin gespeichert. (Foto: Jürg Rohrer)

Ersatz von Öl- und Gasheizungen

An der Landsgemeinde 2021 verabschiedete die Glarner Bevölkerung ein fortschrittliches Energiegesetz. So werden Öl- und Gasheizungen im Kanton Glarus sowohl bei Neubauten als auch bei einem Heizungsersatz verboten. Aus Sicht des Klimaschutzes ist dies sehr wichtig, denn nur so besteht eine reelle Chance, die angestrebten Klimaziele zu erreichen.

Vorzeitiger Ersatz ist ökologisch sinnvoll

In den nächsten Jahren werden somit im Kanton Glarus alle fossilen Heizungen spätestens nach Ablauf der Nutzungsdauer durch erneuerbare Systeme ersetzt werden müssen. Wichtig ist, dass sich aus ökologischer und in der Regel auch aus ökonomischer Sicht ein Wechsel bereits vor Ablauf der Lebensdauer der Heizung lohnt! Als Ersatz infrage kommen in der Regel Wärmepumpen und Holzheizungen.

Glarner Energieholz bereits vollständig genutzt

Der gemeinnützige Verein Energieallianz Linth berechnete in einer Studie den Holzverbrauch der bereits vorhandenen und noch geplanten Holzheizungen im Kanton Glarus auf verschiedene Arten. Berücksichtigt wurden dabei alle Stückholz-, Hackschnitzel- und Holzpelletsheizungen. Dieser Verbrauch wird in der Studie der Energieholzmenge gegenübergestellt, welche in den kommenden 30 Jahren bei nachhaltiger Bewirtschaftung aus den Glarner Wäldern entnommen werden kann. Nach Rücksprache mit den Förstern wurden verschiedene Szenarien berücksichtigt. Das Resultat ist eindeutig und lässt wenig Spielraum für Interpretationen: Werden die bereits geplanten Holzheizungen realisiert, so wird das Energieholzpotenzial des Kantons vollständig genutzt. Zusätzliche Holzheizungen bedingen dann den Transport von Energieholz von ausserhalb des Kantons oder sogar vom Ausland.

Wärmepumpen als bevorzugte Lösung

Ist die Energiewende wegen dem «fehlenden» Energieholz in Gefahr? Keineswegs! Aber es führt eindringlich vor Augen, dass auch Energieholz eine beschränkte Ressource ist, die man nur ganz gezielt einsetzen sollte, wo andere Lösungen – vor allem Wärmepumpen – nicht möglich sind. Schweizweit könnten maximal etwa 20% der Gebäude mit einheimischem Holz beheizt werden. Dieser maximale Anteil dürfte wohl auch für den Kanton Glarus gelten. 

Bei Neubauten, aber auch in den meisten Fällen bei einem Heizungsersatz, sollten deshalb Wärmepumpen zum Einsatz kommen, welche der Umgebung (Erdreich, Grundwasser oder Umgebungsluft) Wärme entziehen oder Abwärme nutzen.

Fernwärme mit Solarthermie und Wärmepumpen

Viele Gemeinden planen derzeit weitere Fernwärme-Netze. In den meisten Fällen soll jeweils eine zentrale Holzschnitzel-Heizung die Wärme produzieren. Hier sollte mindestens die Grundlast, wenn immer möglich mit einer Wärmepumpe bereitgestellt werden, um nicht unnötig viel Holz zu verbrennen. Oft würde auch die Ergänzung mit Solarthermie aus energetischer Sicht Sinn machen.

Holzheizungen sind nur bei langfristiger Betrachtung klimaneutral

Beim Verbrennen von Holz wird dieselbe Menge CO2 freigesetzt, welche der Baum davor aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Deshalb werden Holzheizungen in der Regel als CO2-neutral bezeichnet. Dies stimmt aber nur bedingt: Wenn der Baum stattdessen länger im Wald stehen könnte, dann würde diese Menge CO2 weiterhin gespeichert bleiben. Wenn der Baum von selbst umgefallen ist oder kurzfristig gefällt werden muss, dann ist die Situation natürlich anders. Zudem werden für die Holzernte fossile Energien eingesetzt, welche die Klimabilanz trüben (Erntemaschinen, teilweise Helikopter, Transporte).

Für die Klimaerhitzung ist der Ausstoss von Treibhausgasen in den kommenden 30 Jahren entscheidend. Wenn wir in den kommenden 30 Jahren weniger Holz verbrennen, als wir gemäss dem Potenzial könnten, dann leisten wir einen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerhitzung. Dies ist ein weiterer Grund, um neue Holzheizungen wirklich nur dort einzusetzen, wo valable Alternativen fehlen.

Die Energieallianz Linth ist ein unabhängiger, nicht gewinnorientierter Verein mit dem Ziel, den Anteil an lokal produzierter Energie im Kanton Glarus und in der Linthebene bis und mit Rapperswil-Jona zu erhöhen. Dazu soll einerseits die Energie effizienter genutzt und andererseits soll vermehrt erneuerbare Energie in der Region produziert werden. Dies verringert die Abhängigkeit vom Ausland und schafft regionale Arbeitsplätze. https://Energieallianz-Linth.ch

Die Studie «Verholzte Biomasse im Kanton Glarus: Nutzung Energieholz, Aktueller Stand» kann bei der Energieallianz Linth bezogen werden. E-Mail: [email protected]