Hummelflug zum Abschied

So ungefähr 65 Sekunden fliegt Rimski-Korsakows Hummel und in Braunwald tat sie das nicht auf der Geige, sondern auf der Querflöte und als Abschiedszugabe für den scheidenden Hans Brupbacher (seinerseits auch ein virtuoser Querflötist).



Hummelflug zum Abschied

Das Tolle an der Musikwoche Braunwald ist ja, dass das Abschlusskonzert, wo der Chor der Musikwoche und Solisten Haydns «Schöpfung» aufführen, morgen Abend um 19.00 Uhr in der Tödihalle noch bevorsteht. La Chappelle Ancienne wird sie begleiten, Andrea Fischer leiten. Ein bisschen Wermut dagegen war am Sponsorenanlass beim Eröffnungskonzert mit dem Soundeum Chamber Ensemble Bern zu spüren, als Michael Eidenbenz Hans Brupbacher als Präsident verabschiedete. Dieser sei – so Eidenbenz – 2011 als «Perfect match» (Tindersprache) angetreten, habe der Woche wichtige neue Impulse gegeben, sich begeistert um fast alles gekümmert und sei daher sehr schwer zu ersetzen. So wird man sich 2024 eine Denkpause gönnen, um das Festival neu auszurichten, es gibt also nächstes Jahr keine Musikwoche. Zum Dank bekam Brupbacher vom Vorstand eines der Werke, die Andreas Weber und Dafi Kühne für den Märchenwald geschaffen hatten – und einen einminütigen «Hummelflug», mit schätzungsweise 12 Noten pro Sekunde.

Schnittkes Scherben

Das Konzert begann mit Scherben, die Alfred Schnittke sich aus Haydns «Abschiedssinfonie» und Mozarts 40er in g-Moll geschlagen hatte, passend mit einem auf- und auch wieder abziehenden Streichorchester in farblich assortierten Roben. Der Kraftort Braunwald nahm dieses Schrammeln und Pizzicato-Spielen, diesen wunderschön-schaurigen Remix mit der Denkweise des Herzens entgegen unter dem Pythagoras-Motto «Alles verändert sich, nichts vergeht!», wie Hans Brupbacher es in seiner Ansprache zitierte.

Bachs Schulter

Nachdem das Cembalo mittig auf der Bühne stand, folgte Sergey Malovs Tour d’Horizon über die Saiten seines Schultercellos. Es erklang von Carl Philipp Emmanuel Bach das Konzert für Cello und Streichorchester, in welchem sich das Violoncello da Spalla (das Schultercello) als Soloinstrument mit dem Cello wunderbare Klanggefechte lieferte – und eine «Sarabande» aus einer Cello-Suite des Johann Sebastian Bach. Musikalischer Höhepunkt war die einmalig schöne Vertonung, die Joseph Haydn dem Morgen in seiner Sinfonie Nr. 6 «Le Matin» widmet, ein Werk, das frisch ist wie am ersten Tag und bei dem auch die Bläser des Chamber Ensembles also Horn, Fagott, Flöte und Oboe mittun durften – vom Eingangsgezwitscher des Vogels (Flöte) bis zum virtuosen Fagottsolo: Atemberaubend.