Hundert Jahre Kulturgesellschaft Glarus

Wenn alles so zusammenstimmt, wie es beim gemeinsamen Feiern des 100-jährigen Bestehens der Kulturgesellschaft Glarus der Fall war, kann von durchwegs Positivem berichtet werden: Sorgsam und umsichtig vorbereitender Vorstand, absolut jubiläumswürdiges Wetter, zahlreiches und gut gelauntes Publikum, Strassentheater auf dem Cityplatz und im Volksgarten, verschiedenste Attraktivitäten, Verwöhnen an fast allen Ecken und Enden, Güterschuppen als neues, über drei Tage hinweg stark frequentiertes Kulturlokal mit geschichtsträchtigem Charme, spürbar grosse gegenseitige Wertschätzung – was will man mehr?



Hundert Jahre Kulturgesellschaft Glarus

Zwei Anlässe («Il disastro» mit Nina Dimitri und Silvana Gargiulo sowie Renato Kaiser meets 9 Volt Nelly) und die Auftritte von Strassenkünstlern waren vor und nach dem eigentlichen Festakt angeboten, alles genoss hohe Beachtung.

Das Festprogramm gestalteten viele mit. Martin Leutenegger, Präsident der Kulturgesellschaft hat seinen Auftritt erst nach der launigen Ankündigung von Martin O. An ihm war es, auf den gesamten Ablauf gesanglich und dank «Wundermaschine» aus echt appenzellischem Nussbaumholz und eingebauter Stimm- und Klangfülle hinzuweisen. Dieses Ding heisse «Symphonium», habe sieben Knöpfe, vermische alles, was aufgenommen sein wolle und spiele das auch ab – alles schön gefügt. Der «Einführungskurs» in die Handhabung erfolgte gar beschwingt. Temporeich, inhaltsschwer und munter gerieten denn auch alle Programminhalte, die sich fast bis Mitternacht derart dahinzogen, dass Müdigkeit oder Überdruss gar nicht aufkamen.

Martin O. – ein munterer, gewiefter Ansager und wortgewaltiger Unterhaltungskünstler mit hohem Charmepotenzial, deutete an, dass es sich eigentlich um den 100. Geburtstag handle, aber die coronabedingte Verschiebung habe sich positiv ausgewirkt. Viele Gäste gab es zu begrüssen: Regierungsrat Markus Heer, neuer Kulturminister; Eva Sarasin mit Bezug zur Gründergeneration der Kulturgesellschaft; alt Landratspräsident Hansruedi Forrer und dessen Nachfolger Hansjörg Marti; die Gemeindepräsidenten von Glarus Nord Thomas Kistler und Glarus, Christian Marti; Dr. Fritz Riegendinger, Leiter der Kulturabteilung.

Und schon war es Zeit für Musikalisches, das Jazztrio um Samuel Leipold stellte sich mit hohem Können, viel Leidenschaft und intensivem Spiel vor. Man hörte gerne zu und vernahm, dass viel improvisiert werde und dass es sich so um eine ganz spezielle Form von Kammermusikalischem handle.

Martin O. – er unverkennbarer Ostschweizer – stellte seine Formation vor – eine kostensparende Sache. Er beherrscht dank technischer Hilfe elektronische Gitarre, Bass, Trompete und anderes und vermischt das mit routinierter Eleganz.

Und wenig später standen die Stühle für Andrea Meier, Kulturjournalistin beim Fernsehen DRS; Regierungsrat Markus Heer, und den Vorsitzenden der Kulturgesellschaft, Martin Leutenegger. Als Folge von gezielten Fragen erfuhr man, wie es um die Schiedsrichterkarriere von Markus Heer, die Liebe und das Interesse an verschiedensten Kulturformen bei Martin Leutenegger, um Sportliches, das willkommene und sinnbringende Mitwirken von Frauen in verschiedensten wirtschaftlichen und vereinsgebundenen Bereichen stand, wo ganz klar Aufholbedarf besteht. Zu reden kam man auch auf das geplante Kulturzentrum in der angepeilten Siedlung im «Kartoni-Areal» – grad ennet dem Bahnhof des Hauptortes. Da haben sich Kulturinteressierte bereits zusammengefunden. Aber bis alles verwirklicht werden kann, braucht es noch gewaltige Vorarbeiten auf verschiedensten Ebenen. Dieses Vorhaben mit noch fantastischen Visionen stufte RR Heer als wertvoll und willkommen ein.

In Zusammenhang mit dem Werden der heutigen Kulturgesellschaft kam man auf die Gründerzeit, das anno 1980 entstandene «Dritt Programm», die Reichhaltigkeit des Kulturlebens in unserem Kanton, Kulturschaffende wie Tim Krohn, Eva Oertli und andere; Finanzielle Unterstützungen voseiten des Kantons und der Sponsoren, den bedeutsamen Stellenwert der Kultur in der so einschränkenden «Corona-Zeit», kommende Vorhaben wie die Oper FIORINA «La fanciulla di Glaris» im Mai des kommenden Jahres und anderes zu reden.

Martin O. besang und kommentierte Passagen aus der Festschrift. Er hatte da klug ausgelesen, bot durchaus Erheiterndes wie die damaligen Eintrittspreise von zwei bis fünf Franken oder Korrespondenzen zwischen einem Kantonsschullehrer und dem Vorstand der Kulturgesellschaft, das «Ableben» der Vortragsangebote, die Geschichte um den Konzertflügel, der Aufbau und die Bedeutung der Kinderprogramme, Mitgliederzahlen, Programmgestaltung, Plakat zum Jubiläum von Dafi Kühne an.

Da war eine kluge Auswahl angeboten, bevor es mit den vier fiktiven Jodlerfreunden aus dem Toggenburg, beinahe dramatischem Talerschwingen und Liveauftritten von Milu aus dem Zirkus Mugg und Les Goulus, drei Reitnarren aus Frankreich weiterging: Reitkünste der Extraklasse, sehr Humorvolles, ungewohnte Drehungen und Wendungen, Handörgelispiel, Reifenakrobatik und anderem weiterging, unterbrochen von kulinarisch hochstehendem Verwöhnen.

Bis alle den Güterschuppen verliessen, hat es wohl lange gedauert, Kurzweil und Vergnügliches liessen genussvolles Verweilen verständlicherweise zu.