Die Vielfalt des abendfüllenden Begegnens blieb bis zur Türöffnung strengstens gehütetes Geheimnis. Bis zu diesem Zeitpunkt verweilten alle im Foyer des Gemeindezentrums, liessen sich mit verschiedensten Getränken und bunt zusammengestellten Häppchen verwöhnen und bewegten sich zur musikalischen Vielfalt von Hanspeter Zweifel, des singenden Lokführers aus Linthal innerlich mit. Man unterhielt sich bestens und wartete mehr oder weniger geduldig, bis es für die rund 140 Gäste Zeit zum Betreten des festlich gedeckten Saals und der offenen Bühne war.
Herzlich begrüsst wurden alle von Ruth Tüscher. Kurz hielt sie mit Geschichtlichem Rückblick auf exakt hundert Jahre Kulturverein, einst mit anderem Namen und anderen Zielsetzungen. Was daraus über die bewegenden Jahrzehnte hinweg werden würde, hatten sich die Gründer kaum vorgestellt. Sie wären riesig erfreut! Historisches ist in einer eigens zusammengestellten Festschrift enthalten.
Und dass die vorhandenen finanziellen Mittel damals wie heute eine bedeutende Rolle spielen, blieb nicht verborgen. So dankte Ruth Tüscher allen, die sich gerne und bereitwillig als Sponsoren für das Verwirklichen des kulturellen Geschehens in der südlichen Metropole einsetzen.
Kultur ist und bleibt sinnvoll, ist sehr willkommen bei allen Generationen, vermag zu einen, beschert Unterhaltendes, ist für die interessierte Gemeinschaft enorm wertvoll, bedeutet für kurze Momente Loslösen von Alltäglichem. Fragen nach Sinn und Wert der geschätzten und anerkannten Kultur erübrigen sich.
Dann war es erstmals Zeit fürs kulinarische Verwöhnen, zubereitet von Chefkoch Fridli Riegg und seiner Mannschaft, alles von nettem Personal an die Tische serviert. Das Menü war mit Höreli und Ghaggets, Öpfelmues, später mit Chalberwurscht und Netzbratä bzw. anderen Leckereien für jene, die anderes bevorzugten, und Süessspiisä und Bachnigs zum Sälberholä in urchigem Glarner Dialekt aufgeführt. Und zwischendurch gab es Köstliches, enorm Humoriges, Kunstreiches und riesig Beseeltes fürs Gemüt, war erfüllend und ebenso wertvolles wie es mit der Kulinarik der Fall war.
Die Zeit schien dahinzusausen, liess Zwischenpausen kaum zu, die mit angeregten Gesprächen gefüllt waren.
Stephan Muggli zog Parallelen zwischen Politik und Zirkus – manchmal nicht sehr weit auseinanderliegend. Regierungsrat Dr. Markus Heer griff das gerne auf. Er erwähnte die Gründungsväter, gratulierte auch namens des Regierungsrates. Er würdigte die riesige Vielfalt und die Kreativität des Vorstandes und kam aufs Realisieren des kulturellen Reichtums zu reden, der da in jeder Saison angeboten sei. Kultur ist nicht nur für ihn ein Grundbedürfnis.
Es schlossen zirzenische Vergnügen aus der «obersten Liga» an. Man muss einfach gesehen haben, was Milou und Ischa mit Rohrteilen, gestapelten Trinkbechern, mehrstufig geschichteten Balancierflächen, rasant kreisenden Reifen und anderem gar elegant umsetzten, von stets bester Musik begleitet. Alles war geschickt auskomponiert, schien ohne grosse Mühe möglich. Man spendete ganz viel verdienten Beifall.
Dann las Emil Zopfi aus vergangenen Schwander Jahren, schilderte seine Aufenthalte in und um Schwanden, redete von eng Verwandten, die auswanderten, dann wieder zurückgekehrt waren. Er sprach über damalige Lokalitäten und deren Bedeutung, kramte Bubenerinnerungen samt berühmten Velorennfahrern und Fotosammlungen hervor. Es sei eine friedliche Bubenwelt gewesen. Er kam auf Berufliches seiner Vorfahren und – in einem anschliessenden Teil – auf «Zwei Notizbücher» zu reden.
Dem wiederum kulinarischen Verwöhnen schloss der Auftritt des Duo Lapsus an. Es war hochvergnüglich, elegant, witzig, geschickt auskomponiert. Es ergaben sich Kurzestkommentare ab Bühne – dies betraf beispielsweise Inhalte des Drehbuchs, das dem liebenswürdigen Hauswart Bruno nicht in den Schädel wollte. Es wurde übers Copyright geredet, das für jede Nummer zwingend vorgeschrieben zu sein scheint. Es war wieder Bruno, der die Weisungen und Forderungen seines hochnervösen, gebieterisch fordernden Partners richtig zuzuordnen wusste. Art on Ice, Szenen aus dem Humorfestival Davos, hochkarätigste Artistik ab «Bodenübungen» in die auf Grossleinwand projizierte Vertikale umgesetzt, Körperhygiene, fliegender Roboter, der diese Ausdünstungen wirksamst bekämpft – die wundersame Vielfalt hatte es pausenlos in sich.
Nur ungern entliess man die beiden Herren von der Bühne. Ihre Interpretation eines «Hudigäggelers» war erfrischendst, «Löfflä» auf diese Art muss man live erlebt haben.
Es tanzte sich dann Milu mit viel Charme, Eleganz und hoch Vergnüglichem in die Herzen der Hinsehenden.
Im Foyer stand man für Leckereien zum Dessert gerne an. Verwöhnt wurde man wenig später mit einem Mix aus Charmant-Dramatischem aus Frankreich. Die stilgerecht gewandete Sängerin Daria Nold und ihre am Flügel und mit dem Akkordeon begleitende Tiziana Rosa entführten in eine Welt mit glühenden Verehrern, rasenden Motorradfahrer, Liebhabereien, Herzschmerz – bevor alles mit Folkloristischem endete.
Es war kurz vor Mitternacht als Stephan Muggli vielen zu danken hatte, sich aus Reichhaltigem verabschiedete und damit ein Jubiläumsangebot abschloss, das gewiss nachwirken wird – und Vorfreude auf Kommendes weckt.
Was wird wohl zur ersten Saison nach diesem sehr bunten, inhaltsstarken «Hundertjährigen» gehören?