«Ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt»

In der Radiologie am Kantonsspital Glarus werden sämtliche bildgebenden diagnostischen Standardverfahren durchgeführt. Oft sind sämtliche Geräte gleichzeitig in Betrieb. Ein Augenschein.



Die Untersuchung mittels Computertomografie gehört zum Alltag am Kantonsspital Glarus. Unser Bild zeigt Radiologie-Chefarzt Dr. med. Bert Rost im Gespräch mit einer Patientin im CT. (Bild: Madeleine Kuhn-Baer)
Die Untersuchung mittels Computertomografie gehört zum Alltag am Kantonsspital Glarus. Unser Bild zeigt Radiologie-Chefarzt Dr. med. Bert Rost im Gespräch mit einer Patientin im CT. (Bild: Madeleine Kuhn-Baer)

Die Gesamtsanierung des Kantonsspitals Glarus hat auch in der Abteilung Radiologie zu hellen, schönen Räumlichkeiten geführt. Die Bilderausstellung «Steinbein», in welcher der Fotograf Fridolin Walcher faszinierende Vergleiche zwischen Glarner Gestein und Röntgenbildern zieht, sorgt für eine spezielle Atmosphäre. «Wir wollen ein Klima schaffen, in dem man sich wohl fühlt und einem die Angst genommen wird», sagt Dr. med. Bert Rost, seit 2003 Chefarzt Radiologie in Glarus.

Bei den Untersuchungen gehen die zwei Fachärzte für Diagnostische Radiologie und die sieben Fachleute für Medizinisch-Technische Radiologie sehr auf die Patienten ein und versuchen, Schmerzen möglichst zu vermeiden. Auch aufwändige Verfahren werden so schonend wie möglich durchgeführt. «Ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt», lautet denn auch eine häufige Reaktion der Patienten.

Es herrscht Hochbetrieb


Bei unserem Augenschein sind sämtliche Geräte belegt. Im Röntgenraum liegt ein 16-jähriger Skifahrer, den die Rega nach einem schweren Sturz nach Glarus geflogen hat. Um die Strahlenbelastung zu reduzieren, werden alle röntgendiagnostischen Verfahren in digitaler Technik durchgeführt. Der junge Mann ist froh, dass sein Sprunggelenk nicht gebrochen ist. B. Rost weist jedoch darauf hin, dass nicht alle Frakturen auf Röntgenbildern sofort ersichtlich sind: «Falls die Beschwerden nicht bessern, müssen die Patienten unbedingt den Hausarzt aufsuchen, damit weitere diagnostische Verfahren veranlasst werden.»

In der Angiographie befindet sich ein 70-jähriger Patient mit einem Raucherbein, überwiesen vom Hausarzt. In örtlicher Betäubung wird mit einem Ballonkatheter eine enge Stelle in seiner Arterie erweitert.

Bei einem Neugeborenen wird im Ultraschall-Raum die Hüfte auf eine allfällige Dysplasie kontrolliert. Der kleine Patient muss nach sechs Wochen nachkontrolliert werden, weil seine Hüfte noch unreif ist.

In der Mammografie wird die Brust einer 50-jährigen Frau untersucht. Sie kommt direkt aus der Sprechstunde der Frauenklinik. Eigentlich fühlt sie sich gesund. Da aber in ihrer Familie Brustkrebs aufgetreten ist, muss sie mit einem höheren Risiko rechnen. Glücklicherweise ist alles in Ordnung.

Nun gelangen wir durch eine Schleuse zum CT- und MRI-Bereich. Mit der Computertomografie (CT) können in wenigen Sekunden grössere Körperabschnitte untersucht werden. Eine 35-jährige Frau liegt unter dem Gerät. Sie ist seit Monaten erkältet und klagt über Kopfschmerzen. Die Untersuchung ihres Gesichtsbereiches ergibt eine leichte Kieferhöhlenvereiterung. Ihr Hausarzt wird ihr spezielle Medikamente verschreiben.

In der Magnetresonanztomografie (MRI) schliesslich wird ein 21-jähriger Fussballer untersucht, der am Vortag mit starken Rückenschmerzen, die ins rechte Bein ausstrahlen, ins Spital eingetreten ist. Das MRI der Lendenwirbelsäule zeigt, dass er trotz seines jugendlichen Alters bereits an einer Diskushernie leidet, die den Nerv reizt. Ein gezielt gespritztes Medikament führt zu einer Abschwellung und lindert die Beschwerden.

«So wenig wie möglich»


Soweit der Rundgang, der ein fast alltägliches Bild vermittelt hat. Wichtig ist dem Chefarzt die enge Zusammenarbeit mit den klinischen Abteilungen des Spitals sowie mit den Hausärzten, welche die Patienten zum Untersuch schicken. «Die Kommunikation muss funktionieren, auch kurzfristig. Nur so können Befunde richtig gewertet werden», betont B. Rost. Bei unklaren oder schwierigen Befunden tauscht sich Glarus auch mit verschiedenen Universitätsspitälern aus.

Die Patienten von heute sind gut informiert und wissen Bescheid über die bildgebenden Verfahren, die eine immer grössere Rolle spielen. Die richtige Untersuchung ist wichtig, der Leitsatz lautet jedoch: «So viel Diagnostik wie nötig, aber so wenig wie möglich.» Neben der Vermeidung von unnötiger Strahlenbelastung für den Patienten geht es auch um die Kostenfrage. Immer mehr Firmen und Konzerne versuchen heute, Einfluss auf die Medizin zu nehmen, und sie haben ein Interesse daran, dass möglichst viel gemacht wird. «Dies steht im Widerspruch zum ärztlichen Denken, welches auf das Wohl der Patienten ausgerichtet sein muss und nicht auf das Portmonee», sagt B. Rost.

Infos: www.kantonsspitalglarus.ch