Unter dem Titel «Ich klage an» («J`accuse») wandte sich am 13. Januar1898 der französische Schriftsteller Emile Zola in einem offenen Brief in der Tageszeitung «L`Aurore» an den damaligen Präsidenten der Französischen Republik, um diesen und die Öffentlichkeit über die wahren Hintergründe der Dreyfus-Affäre zu informieren. Die Dreyfus-Affäre war ein Justizskandal und betraf die Verurteilung des jüdischen Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfus durch ein Kriegsgericht in Paris wegen angeblichen Landesverrats zugunsten des Deutschen Kaiserreichs.
Was bringt nun mich dazu, den Titel meines offenen Briefes an die Verantwortlichen des Freulerpalastes bei Emile Zola abzukupfern? Es geht auch um einen Skandal und um Verrat: Zusammen mit vielen weiteren Militär-Senioren im Kanton Glarus musste ich bestürzt vernehmen, dass das Glarner Militärmuseum im Freulerpalast in Näfels seit der Corona-Zeit spurlos verschwunden ist. Seit 1997 konnte in den ehemaligen Stallungen des Freulerpalastes eine Dauerausstellung im Erdgeschoss über die Fremden-Kriegsdienste und das Glarner Schützenwesen besucht werden. Im Obergeschoss waren Uniformen, Waffen und Dokumente aus der Zeit der kantonalen Militärhoheit sowie die einzigartige Waffensammlung von Fridolin Böckle ausgestellt.
Nun ist eine Räumung eines Museums an und für sich noch kein Skandal; hingegen skandalös ist, wie die Verantwortlichen des Museums des Landes Glarus, die 1934 gegründete Stiftung für den Freulerpalast, die Liquidation des Glarner Militärmuseums klammheimlich durchgezogen haben. Weder die Glarner Offiziersgesellschaft, der Glarner Kantonalschützenverein oder die General Bachmann-Gesellschaft sind vorab informiert worden, ebenso wenig die vielen Gönner, die seinerzeit mit namhaften Beiträgen und Dauerleihgaben den Aufbau des Glarner Militärmuseums unterstützt hatten.
Ob es einem nun als Glarnerin oder Glarner in die persönliche Ideologie passt oder nicht, Militär, Krieg und Waffen sind ein Bestandteil unserer Glarner Geschichte und Kultur. Und wenn der Stiftungsrat dies nicht wahrhaben oder dem Publikum vorenthalten will, begeht er Verrat an denjenigen Glarnerinnen und Glarnern, die sich im Lauf der Geschichte für Sicherheit und Freiheit unseres Kantons eingesetzt haben. Gerade die Geschichte des Freulerpalastes in Näfels ist ja eng mit den Fremden-Kriegsdiensten und somit mit Waffen und Militär verbunden.
Ich fordere deshalb den Stiftungsrat für den Freulerpalast auf, unverzüglich dafür zu sorgen, dass das Glarner Militärmuseum im bisherigen Umfang wieder hergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Hauptmann Alfred Dreyfus musste sich bis 1906 gedulden, bis er vollständig rehabilitiert und zum Major befördert wurde. Ich hoffe, dass die Glarner Militär-Senioren die Wiedereröffnung rascher erleben können.
Oberst aD Peter Marti, Matt, Vizepräsident der Glarner Offiziersgesellschaft